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Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers

Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers

Titel: Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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hatte sie die immer gleiche Vision.
    Ihr unerschrockener und temperamentvoller Guin fiel besiegt auf die Knie und hob den Blick zu ihr, bevor er sagte: »Ich habe den Verräter gefunden, K’yatsume .«
    Und dann dieses Geräusch … dieses schreckliche Geräusch! Das Sirren von Metall, bevor es sich in den Hals ihres wunderschönen Kriegers und Beschützers bohrte!
    Der tröstlichen Dunkelheit sei Dank, dass es an dieser Stelle geendet hatte.
    Malaya seufzte leise in ihre Hand, als Wut und Angst sie übermannten. War die Vision wahr, oder bedeutete sie etwas anderes? Diese Vision war der Grund für ihre Weigerung gewesen, ihn zu beurlauben. Sie wollte nicht, dass er herausfand, wer der Verräter war. Wahrscheinlich war das vergeblich und lächerlich, doch wenn er es nicht wüsste, könnte er nie diese Worte zu ihr sagen, und sie könnte ihm das Leben retten. Was für einen Sinn hatten ihre Vorahnungen, wenn sie die Tragödie nicht verhindern konnte? Sie hatte es zuvor getan, und sie würde es auch diesmal tun. Es war ihr egal, was es sie kosten würde. Es war ihr egal, wie wütend er auf sie wäre. Natürlich wäre wütend nicht das passende Wort, um seine Reaktion zu beschreiben, wenn er herausfinden würde, weshalb sie ihn nicht beurlaubte. Und sie kannte Guins Temperament ziemlich gut.
    Die Vision konnte nicht stimmen, sagte sie sich und ging etwas schneller auf und ab. Guin auf Knien? Geschlagen? Unmöglich! Lachhaft! Das Ungeheuer, das sie beschützte, war eine Legende auf dem Schlachtfeld. Und in dunklen Winkeln war er sogar noch gefährlicher, indem er sich, trotz seines muskelbepackten Körpers, verstohlen und völlig geräuschlos bewegte. Doch ein solches geistiges Bild war eigentlich kaum misszuverstehen. Das Hinmetzeln dessen, was sie liebte? Der Tod von jemandem, der ihr gegenüber loyal war? Die Zerstörung dessen, was ihr ein Gefühl von Sicherheit in dieser Welt gab?
    Genau in diesem Moment kam Guin langsam herein. Malaya nahm sich zusammen, wischte sich über die feuchten Wangen und ließ sich mit abgewandtem Blick rasch auf eins der Sofas fallen. Sie seufzte.
    »Mir ist langweilig, Guin«, klagte sie, für den Fall, dass er ihren besorgten Ausdruck gesehen hatte.
    »Nun, ich bin nicht hier, um Euch zu unterhalten. Ich bin nicht in Stimmung«, brummte er, woraufhin sie ihn anblickte. Guin wusste, dass er beinahe immer offen zu ihr sprechen konnte, solange sie zu zweit waren oder sie nur ihren engsten Kreis um sich versammelt hatte. Höflichkeit war noch nie sein Fall gewesen, weshalb er in Gesellschaft meistens schwieg. Trotzdem zeigte er nur selten, wenn er verstimmt war. Er brachte überhaupt selten Gefühle zum Ausdruck. Er schwieg einfach und versteckte sich hinter einer ausdruckslosen Maske.
    Also war sie ein wenig überrascht, als er direkt auf sie zukam und sich auf die Kante des Sofas setzte, auf dem sie sich niedergelassen hatte. Es sah ganz so aus, als wollte er ein Problem mit ihr erörtern, und sie fürchtete, dass sie genau wusste, worum es ging.
    »Wie geht es Rika heute?«, fragte er stattdessen zu ihrer Überraschung.
    »E-es geht ihr besser. Den Umständen entsprechend.« Allein von der angegriffenen Gesundheit ihrer Wesirin zu sprechen machte sie traurig. »Sie hat es zwar nicht gesagt, aber ich glaube, sie ist inzwischen völlig erblindet. Nicht einmal mehr Farben helfen ihr.« Malaya schluckte. »Sie hat mit dem Perlenauffädeln aufgehört. Sie konnte es noch, solange sie Farben gesehen hat, aber jetzt … «
    Guin nickte. Er hatte ähnliche Dinge bemerkt. Es hatte ihn geschmerzt zu sehen, wie die tatkräftige und großartige Kunsthandwerkerin langsam verkümmerte, weil die Blindheit ihr die Fähigkeit nahm, sich weiterhin künstlerisch auszudrücken. Wie die sanftmütige Rika ihren Lebensmut behielt, war ihm ein Rätsel. Nie beklagte sie sich. Nie beklagte sie ihr Schicksal. Es würde zwar nichts nützen, außer dass es sie womöglich ein wenig erleichterte, doch er nahm an, dass Gefühlsausbrüche nicht ihrem vornehmen und kultivierten Geist entsprachen.
    Malaya weinte um ihre gute Freundin meist im Stillen, wenn sie allein war. Und Guin war zu aufmerksam, um nicht zu bemerken, dass sie versucht hatte, etwas vor ihm zu verbergen, als er hereingekommen war.
    Doch Guin bemerkte nicht, dass er im Irrtum war und dass sie diesmal seinetwegen Tränen vergoss.
    »Ich habe Magnus gerade in der Schmiede getroffen.«
    Guin ließ sie oft allein. Das war nicht normal, und es war ein

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