Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers
Glück tue ich das«, bemerkte Tristan leise und stieß die Tür weiter auf.
Trace blickte verwirrt und misstrauisch, als ein großer weißhaariger Mann erschien, den Trace noch nie gesehen hatte. Seinem Hautton nach konnte er ein Schattenmensch sein, doch sein silbernes Haar und die entsprechenden quecksilberfarbenen Augen passten nicht dazu. Außerdem trug er helle Farben: hellbraune Hosen, schwarze Stiefel und ein weißes Hemd aus wallendem Stoff. Er trug außerdem Silberdolche an den schlanken Beinen, und das abgenutzte Leder, das die Waffen umschloss, sagte Trace, wie vertraut seine Hände damit waren.
» Ajai Trace, ich möchte dir gern Gideon vorstellen. Er ist einer der Dämonen, die ich beim Gipfel der Schattenbewohner kennengelernt habe.«
Ein Dämon! Trace war schockiert. Er hatte in seinem Leben nur wenige Mitglieder dieser Spezies kennengelernt, und dann eher zufällig. Erst seit Kurzem gab es ernst zu nehmende Kontakte zwischen ihren Völkern. Ihre Friedensbemühungen steckten noch in den Kinderschuhen. Was hatte Tristan nur bewogen, jemanden herbeizurufen, der geografisch und vom Wesen her so weit weg war von ihrer Kultur?
»Willkommen, Gideon«, sagte er leise. »Verzeiht mir bitte, dass ich nicht aufstehe, um euch zu begrüßen.«
»Verstanden, Ajai Trace«, sagte der Dämon mit gedämpfter Stimme, um seinen Respekt zu bezeugen.
»Gideon lebt in den russischen Gebieten. Er und seine Gefährtin sind Botschafter ihres Königs am Hof der Lykanthropen«, erklärte Trace.
Dann war er also viel näher, als Trace gedacht hatte. Tristan musste durch das Schattenreich gereist sein, um zu dem Dämon zu gelangen. Aber wie hatte er ihn so rasch hierher gebracht? Und was konnte ein Dämon einem sterbenden Schattenbewohner Gutes tun?
»Ich verstehe auch Eure Verwirrung und Euer Misstrauen«, sagte Gideon mit einem weisen, tiefen Blick, wie er Trace von den lebenserfahrenen Augen seines Vaters her so vertraut war. Dieser Dämon, wurde ihm bewusst, war sehr alt. Trotz seines jugendlichen und gesunden Körpers hatte er mehrere Jahrhunderte Leben hinter sich, und es stand ihm in den silbrigen Augen geschrieben. »Ich bin Mediziner. Ein Heiler in meinem Volk. Kanzler Tristan glaubt, ich kann Eurer Frau helfen, und vielleicht hat er recht.«
Trace wollte die aufkeimende Hoffnung nicht spüren, wenn sie unbegründet war. Er war ausgelaugt und fertig von dem ganzen emotionalen Aufruhr, der nicht abebbte seit dem Tag, an dem Baylor ihn angegriffen hatte.
Seit dem Tag, an dem er Ashla begegnet war.
»Verzeiht mir, aber ich wüsste nicht, wie. Ein Dämonenheiler kann einen Schattenbewohner nicht heilen, soweit ich weiß.«
»Dem stimme ich zu. Doch wenn ich richtig verstanden habe, ist Eure Frau kein vollständiges Schattenwesen.«
Kein vollständiges Schattenwesen.
Halbblut!
»Ihr könnt Menschen heilen!«, rief Trace aus und setzte sich mit Ashla in den Armen ruckartig auf. Durfte er doch wieder Hoffnung schöpfen?
»Ich kann ihre menschliche Hälfte heilen. Vielleicht genügt das, damit ihre Schattenhälfte den Rest allein schafft.« Gideon ging durch den Raum zu Trace und Ashla. »Ich war skeptisch, als Tristan es vorgeschlagen hat. Unser Körper funktioniert nicht in zwei völlig getrennten Hälften. Sie hat nicht zur Hälfte Schattenblutzellen und zur anderen Menschenblutzellen. Sie ist eine Verbindung aus beidem. Doch jetzt, wo ich sie sehe, ist klar, dass ihre menschliche Genetik dominant ist. Das ist das Entscheidende, damit wir sie retten können. Das und die Tatsache, dass ich nicht so bin wie andere Heiler.«
»Bitte!«
Das war alles, was Trace hervorbrachte. Er hielt Ashla dem potenziellen Retter hin, bereit, auf die Knie zu sinken, falls es nötig war.
»Legt sie auf das Bett und tretet dann entweder zurück oder stellt Euch auf die andere Seite. Ich möchte Euch außerdem bitten, zu bedenken, dass ein Heiler berührt, um Kräfte zu bündeln, und ich werde es tun müssen.«
»Ich weiß«, sagte Trace rasch, während er der Anweisung folgte, Ashla auf das Bett zu legen und dann hastig auf die andere Seite zu gehen. »Ashla ist eine Heilerin. Sie berührt dabei so viel Hautfläche wie möglich. Kann ich vielleicht ihre Hand halten?«
»Natürlich. Das behindert mich nicht.« Der alte Dämon strich mit einer Fingerspitze über Ashlas Stirn. »Eine Heilerin ist ungewöhnlich für eure Gattung, nicht wahr? Oder liege ich falsch? Es gibt so viel, was wir nicht voneinander wissen.«
»Etwas, das
Weitere Kostenlose Bücher