Shadowdwellers - Frank, J: Shadowdwellers
Loyalität gegenüber seiner Gebieterin, und trotzdem konnte er bei Malaya still in einem Raum voller Leute sitzen, ohne große Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er jonglierte mit einer Handvoll gefährlicher Bälle, was seine Pflicht betraf, Malaya zu beschützen, und er war derjenige, der verstand, dass sie so viel Bewegungsfreiheit und Luft zum Atmen brauchte, wie er sicher handhaben konnte .
In Magnus’ Augen war das eine ziemlich anstrengende Aufgabe, obwohl auch er selbst viele Dinge in einem empfindlichen Gleichgewicht halten musste, doch zumindest hatte er Zeit für sich selbst und Zeit zum Schlafen. Guin hatte keins von beiden. Der Leibwächter überließ sie fast nie der Obhut eines anderen, und sein Bett war der Boden vor ihrer verschlossenen Schlafzimmertür. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er es wohl vorgezogen, auf der anderen Seite der Tür zu sein, wo er in einer Notsituation schneller bei ihr gewesen wäre, doch an diesem Punkt im Protokoll war nicht zu rütteln. Die Ehre wie auch Malayas Ruf verboten es ihm, sich in ihrem Zimmer aufzuhalten, während sie schlief.
Eine Ausnahme waren Momente wie dieser, wenn sie ihr Schläfchen spontan in ihrem Wohnzimmer hielt.
»Sie wird Anstoß daran nehmen, wenn wir dieses Gespräch ohne sie führen«, bemerkte Magnus.
»Dann nimmt sie eben Anstoß daran«, sagte Guin mit einem Schulterzucken. »Ich werde sie nicht wecken. Sie hat wenig geschlafen, seit wir Neuseeland verlassen haben, und überhaupt nicht mehr, seit Trace mit Baylors Rangabzeichen um den Arm zurückgekommen ist.«
»Das war vor drei Tagen.« Magnus machte ein besorgtes Gesicht, doch der geheimnisvolle Schimmer in seinen merkwürdig goldenen Augen gab Guin keinen Hinweis auf seine Gedanken. Doch zum Glück für den Leibwächter hielt der Priester mit seiner Meinung selten hinterm Berg. »Noch keine Spur von Trace?«
»Keine.« Guin setzte ebenfalls eine besorgte Miene auf. »Wenn er, wie wir vermuten, im Schattenreich ist, hat er nur noch wenig Zeit. Er verfällt sonst in Euphorie. Wenn er zu lange wartet, wird er nicht mehr zurückkehren können.«
»Das ist schwer zu sagen«, wandte Magnus ein. »Die Zeit vergeht so anders dort. Was für uns Tage sind, könnte für ihn eine Sache von Stunden sein.«
»Ja. Und er weiß das. Er weiß auch, dass wir vorhatten, das Gefolge gestern an einen anderen Ort zu bringen.«
»Das dürfte wohl schwierig sein, mein Sohn«, stimmte der Priester zu. »Ich vertraue darauf, dass er auf sich aufpasst, egal, wo er ist und wie lange er dort ist. Noch ist es nicht so weit, dass ich mir wegen der Euphorie Sorgen mache.« Magnus wies nicht auf das Naheliegendste hin, dass es nämlich viel tückischere Verspätungen gab als die Schattenreicheuphorie. Doch auch hier hatte der Priester Vertrauen in die Fähigkeiten seines Sohnes, wenn es darum ging, sein Leben zu verteidigen. Immerhin hatte Magnus ihm alles beigebracht, was er wusste.
»Ich mag keine Zwischenfälle, die unsere Pläne durchkreuzen«, beschwerte sich Guin. »Je länger wir bleiben müssen, desto leichter haben es unsere Feinde, uns aufzuspüren.«
»Wenn es Feinde wie Baylor sind, wenn es Mitglieder unseres eigenen Senats sind, wie Trace berichtet hat, spielt es wohl kaum eine Rolle, wohin wir gehen und wann wir gehen. Die Kanzler werden bei jeder Sitzung wieder in diesem Schlangennest landen.« Schließlich nahm Magnus Platz und betrachtete den Leibwächter einen Augenblick lang aufmerksam. »Hat sie Euch bereits beurlaubt, um Nachforschungen anzustellen?«
»Nein«, schimpfte Guin, und der barsche Ton verriet seine Gefühle. »Sie will nicht, dass ich sie allein lasse. Ich komme nicht dahinter. Ich kann nicht sagen, ob sie Angst hat, den Fähigkeiten eines anderen Leibwächters überlassen zu sein, oder ob sie die Möglichkeit an sich ablehnt.« Guin blickte zu seiner Herrin, wobei seine markanten Gesichtszüge einen Moment lang weicher wurden vor Mitgefühl. »Wisst Ihr, das bedrückt sie sehr. Sie hatte geglaubt, wir hätten die Intrigen und das Morden endlich hinter uns. Es ist ihr so wichtig, dass diese Monarchie endlich Zuspruch findet, damit sie richtig funktionieren kann.« Sein düsterer Blick glitt zurück zu dem Priester, und beinahe unbemerkt rutschte er auf seinem Stuhl hin und her, so als wäre ihm unbehaglich. »Ihr hättet dabei sein sollen bei der Schattenwandler-Konferenz. Sie war so glücklich und so stolz darauf, die verschiedenen Schattenbewohner-Spezies
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