Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

Titel: Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning

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die alte Frau unter die Haut ging wie niemand sonst. Ob meine Mutter – das heißt, Isla, genauso empfunden hatte? Ich war so froh gewesen, die Identität meiner leiblichen Mutter aufgedeckt zu haben. Jetzt erklären mir alle, dass sie nur ein einziges Kind bekommen hatte, und mich plagte das Gefühl, dass man mir nicht nur die Mutter, sondern womöglich auch noch meine Schwester genommen hatte. In meinem ganzen Leben hatte ich mich noch nie so allein gefühlt.
    »Verdammt, alte Frau«, sagte ich.
    »Verschwende solche Gedanken nicht an mich«, gab sie zurück. »Ich bin nicht diejenige mit dem Stein.«
    »Was haben Sie einmal zu mir gesagt? Warten Sie – es fällt mir wieder ein.« Ich benutzte die volle Gewalt des Stimmenzaubers, als ich anfügte: » Halt die Klappe, Rowena.«
    »Mac«, sagte Kat.
    »Sie darf mich beschimpfen, aber ich darf nicht sagen, dass sie den Mund halten soll?«
    »Natürlich darfst du das – als gleichwertiger Gegner, nicht mit magischem Zwang. Wenn du dich ohne Not solcher Kräfte bedienst, läufst du Gefahr, deine Menschlichkeit zu verlieren. Du hast ein hitziges Temperament und ein noch hitzigeres Herz. Du musst beides abkühlen.«
    »Sie dürfen sprechen, Rowena .« Der Stimmenzauber hatte nie so sauer geklungen, wenn Barrons ihn eingesetzt hatte.
    »Unsere Loyalität muss zuallererst uns selbst, den Sidhe -Seherinnen gelten«, plapperte die alte Frau prompt drauflos.
    »Wollen Sie, dass die Mauern wiederaufgebaut werden, Rowena?«, erkundigte ich mich.
    »Aber natürlich!«
    »Dann müssen die Seelie mit einbezogen werden. Sobald das Buch festgesetzt ist, wird die Königen darin nach dem Schöpfungslied suchen …«
    »Das Schöpfungslied ist im Sinsar Dubh?« , kreischte sie.
    »Die Königin glaubt, dass man Teile davon dort findet, und mit Hilfe dieser Fragmente kann sie das ganze Lied rekonstruieren.«
    »Und du bist überzeugt, dass du dir das wünschst?«
    »Wollen Sie nicht, dass die Unseelie wieder eingesperrt werden?«
    »O doch. Aber die Feenwesen sind seit langer, langer Zeit ohne dieses Lied ausgekommen. Sollten sie wieder in den Besitz der uralten Melodie kommen, wird ihre Macht wie früher grenzenlos sein. Hast du eine Vorstellung, wie diese Zeiten waren? Bist du sicher, dass die Menschheit so etwas überleben würde?«
    Ich blinzelte sie erstaunt an. Ich war so darauf fokussiert gewesen, die Unseelie wieder hinter Schloss und Riegel zu bringen und die Seelie in ihr Reich zurückzuschicken, dass ich mir keine richtigen Gedanken darüber gemacht hatte, welche Folgen die Rekonstruktion des Schöpfungsliedes haben könnte. Offenbar stand mir das Entsetzen ins Gesicht geschrieben, denn Rowenas Ton wurde sanfter, als sie sagte: »Och, dann bist du also kein kompletter Dummkopf.«
    Ich funkelte sie an. »Ich hatte eine Menge um die Ohren. Doch den Stimmenzauber habe ich schnell gelernt, stimmt’s? Allerdings haben wir andere, weitaus drängendere Probleme: Ich kenne Christian MacKeltar, und er wird vermisst. Er ist seit Halloween im Spiegellabyrinth gefangen. Wir können gar nichts tun, solange wir ihn nicht finden.«
    »Im Spiegellabyrinth?«, rief Kat. »Wir können nicht durch die Spiegel gehen. Niemand kann das!«
    »Ich war erst vor kurzem dort. Es geht schon.«
    Rowena taxierte mich. »Du warst im Spiegellabyrinth?«
    »Ich stand in der Hall of All Days«, bestätigte ich und staunte selbst über meinen stolzen Unterton. Endlich gestattete ich mir, die Frage zu stellen, die an mir nagte, seit ich gehört hatte, dass es zwei Prophezeiungen gibt und ich in einer davon vorbestimmt sei, die Welt ins Verderben zu stürzen. Ging es bei der anderen Weissagung wirklich um mich? Oder war sie so vage wie diese? »Soweit ich gehört habe, gibt es zwei Prophezeiungen. Wo ist die andere?«
    Kat und Jo wechselten betretene Blicke.
    »Die Waschfrau faselte eine ganze Seite von den vielen Steinen, die man in jedem Augenblick in den See werfen kann, und davon, dass ihr einige Kreise wahrscheinlicher als andere erscheinen«, führte Jo aus. »Sie behauptete, von einem Dutzend solcher Steine geträumt zu haben, doch nur zwei davon sind denkbarer als die anderen. In der ersten Weissagung können wir gerettet werden, in der zweiten sind wir eher dem Untergang geweiht.«
    Ich nickte ungehalten. »Ich weiß. Was steht in der zweiten Prophezeiung?«
    Kat reichte mir das schmale Buch. »Blättere um.«
    »Ich kann altirisches Gälisch nicht lesen.«
    »Blättere einfach um.«
    Das tat ich.