Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)

haben.«
    Ich rutschte unruhig auf dem Sofa hin und her. Tausend Jahre vor Alinas Geburt hat jemand vorausgesehen, dass sie sich mit Darroc einlassen würde?
    »Und die, die sich nach dem Tod sehnt und Jagd auf das Buch macht – das bist du, Mac –, ist kein Mensch, und die beiden Abkömmlinge der alten Blutlinie haben nicht den Hauch einer Chance, das Chaos zu ordnen, weil sie das gar nicht wollen.«
    Ich machte den Mund auf, aber kein Wort kam heraus.
    »Die Hellseherin meint, die Sache würde wahrscheinlich gar nicht klappen – sie gibt ihr zwanzig Prozent –, und wenn es nicht klappt, dann hat die zweite Voraussage nur zwei Prozent.«
    »Wer verfasst Weissagungen und gibt dem, was er vorhergesehen hat, so beschissene Trefferquoten?«
    Dani kicherte. »Genau das hab ich auch gesagt.«
    »Warum haben sie mir das verschwiegen? Sie haben so getan, als wäre ich praktisch unwichtig.« So wäre es mir auch lieber. Ich hatte schon genug Probleme, mit denen ich fertig werden musste.
    Dani zuckte mit den Schultern. »Aus dem Grund, aus dem uns Ro vorenthalten hat, dass wir vielleicht eine Unseelie-Kaste sind – sie meinten, wenn du es weißt, könnte es sein wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Ich sage, man muss wissen, wer man ist. In den Spiegel schauen können oder eben nicht mehr.«
    »Was sonst noch?«, wollte ich wissen. »Gibt’s da noch mehr?«
    »Es gibt eine … untergeordnete Prophezeiung. In der heißt es, dass alles anders abläuft und die Erfolgsquote höher ist, wenn die beiden Abkömmlinge der alten Blutlinie getötet werden – je früher, desto besser.«
    Mir lief es kalt den Rücken runter. Das war brutal und eindeutig. Wer würde so weit gehen, die Chance für das Überleben der Menschheit auf diese Art zu vergrößern? Ein Wunder, dass wir nicht schon bei der Geburt getötet wurden – vorausgesetzt, ich hatte eine.
    »Ich hab gedacht, das ist wahrscheinlich der Grund, warum ihr weggegeben wurdet. Jemand wollte nicht, dass ihr als kleine Kinder umgebracht werdet, und hat euch fortgeschickt.«
    Natürlich. Und uns wurde verboten, nach Irland zurückzukehren. Aber Alina wollte unbedingt in Dublin studieren, und Daddy hatte es nie fertiggebracht, uns etwas abzuschlagen.
    Eine Entscheidung, eine winzige Entscheidung, und die Welt brach auseinander.
    »Was noch?«, drängte ich.
    »Jo sagte, sie hätten hinter Ros Rücken mit Nana gesprochen. Die alte Frau war in der Nacht, in der das Buch ausbrach, in der Abtei. Hat alles mitbekommen. Die Sidhe -Seherinnen wurden zerfetzt und zerhackt. Angeblich hat man nur kleine Stücke von einigen gefunden, andere gar nicht mehr.«
    »Nana war dabei, als das Buch geflohen ist?« Davon hatte sie kein Wort verlauten lassen, als Kat und ich sie in ihrem Cottage am Meer besucht hatten. Abgesehen davon, dass sie mich Alina nannte und uns erzählte, dass ihre Enkelin Kayleigh Islas beste Freundin und auch Mitglied des Haven war und dass sie starke Bewegungen in der Erde spürte, hatte sie uns wenig preisgegeben.
    Dani schüttelte den Kopf. »Sie ist kurz danach hingekommen. Sie sagte, sie hätte es in den Knochen gespürt, dass die unsterbliche Seele ihrer Tochter in Gefahr war.«
    »Du meinst ihre Enkelin Kayleigh«, hakte ich nach.
    »Nein, ich meine ihre Tochter.« Danis Augen blitzten. »Ro.«
    Mir blieb der Mund offen stehen. »Rowena ist Nanas Tochter?«, brachte ich schließlich heraus. Rowena war Kayleighs Mutter? Was hatte mir Nana O’Reilly sonst noch verschwiegen?
    »Die alte Frau verabscheut sie. Will nichts mit ihr zu tun haben. Kat und Jo haben in Nanas Cottage herumgestöbert, als sie schlief, und einige Sachen gefunden – Fotos und Kinderbücher und solches Zeug. Nana denkt, Ro ist zumindest zum Teil dafür verantwortlich, dass das Buch ausbrechen konnte. Kayleigh hat ihr erzählt, sie hätten einen kleinen Haven gegründet, von dem Ro nichts wusste, unddie Anführerin lebte gar nicht in der Abtei. Für den Fall, dass den Mitgliedern des eigentlichen Haven, die in der Abtei wohnten, etwas passierte. Der Name der Anführerin war Tessie oder Tellie oder so ähnlich.«
    Mir schwirrte der Kopf. Sie hatten mich komplett außen vor gelassen. Hätte ich Danis Geburtstagsparty verschoben, dann hätte ich nie etwas von all dem erfahren. Da war die mysteriöse Tellie, von der Barrons und mein Vater gesprochen hatten! Sie war Anführerin eines geheimen Haven gewesen und hatte meiner Mutter geholfen zu entkommen. Ich musste sie finden. Hast du