Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
signalisierte und wir uns darauf konzentrierten.
Es ging, wer weiß wie lange schon, mit uns, täuschte mich mit Illusionen, und ich führte die anderen in die Irre. Beinahe zu einem Massengemetzel.
Wir rannten wie die Ratten vom sinkenden Schiff und stolperten übereinander, um von dort wegzukommen.
Das war bestimmt ein denkwürdiger Anblick. Die mächtigsten und gefährlichsten Geschöpfe, die ich kannte – Christian mit seinen Unseelie-Tattoos; Ryodan, Barrons und Lor, die eigentlich drei Meter große unsterbliche Tiere waren; V’lane und seine Schar, die praktisch nicht getötet werden konnten und unglaubliche Kräfte besaßen –, alle rannten vor einer kleinen Sidhe -Seherin, die ein Buch in den Händen hielt, davon.
Ein Buch. Einen magischen Folianten, den ein Idiot geschaffen hatte, nur weil er all das Böse von sich werfen wollte, damit er ein neues Leben als Patriarch seines Volkes anfangen konnte. Ich hätte ihm sagen können, dass es letzten Endes nicht funktioniert, die persönliche Verantwortung auf andere abzuwälzen.
Und irgendwo da draußen würde Sophie noch heute Nacht oder morgen sterben, ohne dass jemand nach ihr suchte, um sie zu retten.
Zusammen mit wer weiß wie vielen anderen. V’lane war zur Abtei geeilt, um die anderen Sidhe -Seherinnen zu warnen und ihnen zu sagen, dass Sophie nicht mehr zu ihnen gehörte.
»Was war da oben mit dem Jäger los, Miss Lane?«
»Keine Ahnung.«
»Sah so aus, als hätten Sie einen Freund. Ich dachte, es könnte der Jäger der Konkubine sein.«
»Daran hab ich noch gar nicht gedacht!« Ich spielte die Erstaunte.
Er musterte mich kritisch. »Ich brauche keinen Keltar-Druiden, um zu erkennen, wann Sie lügen.«
Ich funkelte ihn an. »Wieso das?«
»Ich bin schon lange da. Mit der Zeit lernt man, die Menschen einzuschätzen.«
»Wie lange genau?«
»Was hat der Jäger zu Ihnen gesagt?«
Ich stieß ärgerlich den Atem aus. »Er meinte, ich wäre früher auf ihm geritten. Er nannte mich einen ›alten Freund‹.« Ein Gutes hatten die Gespräche mit Barrons – ich musste kein Blatt vor den Mund nehmen.
Er brach in schallendes Gelächter aus.
Ich hatte ihn so selten herzhaft lachen gehört, dass er jetzt damit meine Gefühle verletzte. »Was ist so lustig daran?«
»Ihr Gesichtsausdruck. Das Leben hat sich nicht so entwickelt, wie Sie gedacht hatten, stimmt’s, Regenbogenmädchen?«
Der Name bohrte sich wie ein Messer in mein Herz. Du verlässt mich, Regenbogenmädchen. Damals hatte er ihn mit Zärtlichkeit ausgesprochen, heute war es reiner Hohn.
»Ich wurde eindeutig getäuscht«, sagte ich steif. Das verdammte Cembalo war wieder da, und die Trompetentöne schwollen an.
»Sie glauben nicht wirklich, dass Sie der Unseelie-König sind, oder?«
Die Trompeten jaulten, das Cembalo verstummte, und die Nadel kratzte über die Schallplatte, als sie weggerissen wurde. Warum machte ich mir eigentlich die Mühe zu reden? »Wie kommst du darauf?«
»Ich hab die Königin in der Weißen Villa gesehen. Ich konnte mir nicht vorstellen, warum Erinnerungen an sie dort sein sollten. Sie ist nicht die Königin. Oder sie war es damals nicht.«
»Und wer bin ich?«
»Nicht der Unseelie-König.«
»Biete mir eine andere Erklärung.«
»Die hat sich noch nicht ergeben.«
»Ich muss eine Frau namens Augusta O’Clare finden.«
»Sie ist tot.«
Ich blieb abrupt stehen. »Du hast sie gekannt?«
»Sie war Tellie Sullivans Großmutter. Isla O’Connor hat mich in der Nacht, in der das Buch freikam, gebeten, sie zu ihr zu bringen.«
»Und?«
»Sie sind nicht überrascht? Interessant. Sie wussten, dass ich damals bei der Abtei war.«
»Wie gut kanntest du meine Mut … Isla?«
»Ich lernte sie in dieser Nacht kennen. Fünf Tage später besuchte ich ihr Grab.«
»Hatte sie zwei Kinder?«
Er schüttelte den Kopf. »Sie hatte nur eine Tochter, das hab ich überprüft. Tellie passte in jener Nacht auf sie auf. Ich sah das Kind in ihrem Haus, als ich Isla hinbrachte.«
Meine Schwester. Er hatte Alina bei Tellie gesehen. »Und du denkst, ich bin nicht der Unseelie-König?«
»Ich denke, wir haben noch nicht alle Fakten.«
Mir war zum Heulen zumute. Seit dem Tag, an dem ich meinenFuß auf die Grüne Insel gesetzt hatte, brachen immer mehr Teile von mir weg. Als geliebte Tochter von Jack und Rainey Lane und Schwester von Alina war ich angekommen. Ich hatte hingenommen, dass ich adoptiert wurde, und war begeistert, als ich entdeckte, dass ich irische
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