Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
ZEIT EINGEKERKERT IST, IN DER DER ERSTE DUNKLE PRINZ STIRBT, TRITT DIE ERSTE WEISSAGUNG NICHT EIN, DENN DIE BESTIE WIRD AN MACHT GEWINNEN UND SICH VERÄNDERN. NUR DURCH EIGENEN WILLEN WIRD SIE FALLEN. ER, DER NICHT IST, WAS ER WAR, WIRD DEN TALISMAN NEHMEN, UND WENN DAS INNERE UNGEHEUER BESIEGT IST, IST ES AUCH DAS ÄUSSERE.
Ich las noch einmal. »Welcher Talisman?« Wie genau war die Übersetzung? Er hatte geschrieben: Er, der nicht ist, was er war. War Darroc wirklich der Einzige gewesen, der mit dem Buch verschmelzen konnte? Dageus war nicht, was er war. Barrons auch nicht, darauf hätte ich gewettet. Wer von uns war das schon? Was für eine nebulöse Aussage. Ich würde das kaum als eindeutiges Kriterium bezeichnen. Daddy hätte bei Gericht seine helle Freude mit einer so schwammigen Formulierung gehabt.
Zu der Zeit, in der der erste Dunkle Prinz stirbt … Demnach war es bereits zu spät. Der erste Dunkle Prinz war Cruce, der nicht mehr am Leben sein konnte. Zumindest hatte er sich in den letzten siebenhunderttausend Jahren nicht gezeigt. Jemand hätte ihn sehen müssen. Doch selbst wenn er noch lebte, wäre es zu spät, denn Dani hatte einen Unseelie-Prinzen getötet, als er in meine Zelle in der Abtei kam.
Der Schlüssel zu der einfachen Methode war der Talisman. Und Darroc hatte ihn besessen.
Etwas nagte an meinem Unterbewusstsein. Ich zog meinen Rucksack zu mir und suchte nach der Tarotkarte. Ich schüttete den Inhalt auf den Boden, klaubte die Karte heraus und betrachtete sie eingehend. Eine Frau, die in die Ferne blickte, während sich die Erde vor ihr drehte.
Was war der Kern? Warum hatte mir der Junge mit den verträumten Augen – oder der Fear Dorcha , wie er behauptete – gerade diese Karte gegeben?
Ich achtete gewissenhaft auf jedes Detail ihrer Kleidung, ihrer Frisur, der Kontinente auf dem Erdball.
Ich inspizierte die Einfassung der Karte und suchte nach versteckten Runen oder Symbolen. Nichts. Halt! Was war das an ihrem Handgelenk? Auf den ersten Blick sah es aus wie eine Hautfalte, bis ich genauer hinschaute.
Ich konnte nicht glauben, dass ich das bisher übersehen hatte.
Es war als eine Art Pentakel getarnt, aber ich kannte die Formder Fassung, in die der Stein eingelassen war. Die Frau hatte die Kette von dem Amulett, das Darroc von Mallucé gestohlen hatte, um das Handgelenk geschlungen.
Der Junge mit den verträumten Augen hatte versucht, mir zu helfen.
Der Talisman aus der Prophezeiung war das Amulett. Das Amulett war Darrocs »einfache Methode«.
In der Nacht, in der das Sinsar Dubh Darroc geköpft hatte, war es in meiner Reichweite gewesen. Ich hatte es berührt. Im nächsten Augenblick wurde ich über eine Schulter geworfen, und weg war es.
Ich lächelte. Ich wusste, wo ich es finden konnte.
Als Mensch sammelte Barrons Artefakte, Teppiche, Schriften und alte Waffen. Als Tier hatte er alles an sich genommen, was ich angefasst hatte. Den Beutel mit den Steinen, meinen Pullover …
Gleichgültig, in welcher Gestalt, Barrons war wie ein Spürhund hinter glänzendem Talmi her, der seiner Ansicht nach gut roch.
Auf keinen Fall hatte er das Amulett in besagter Nacht liegen lassen. Ich hatte es berührt.
Ich steckte das Pergament und die Tarotkarte in meine Tasche und stand auf.
Es war höchste Zeit herauszufinden, wohin Jericho Barrons ging, wenn er im hinteren Teil des Hauses verschwand.
Sein Weg war nicht weit.
In all der Zeit, die ich ihn kannte, wäre ich bereit gewesen zu wetten, dass er nie weit entfernt war.
Als ich den oberen Treppenabsatz erreichte, roch ich ihn. Der schwache würzige Duft hing in der Luft vor seinem Arbeitszimmer. Das Arbeitszimmer, in dem der Spiegel hing.
Während ich eine Pri-ya war, hatte ich ihn nie schlafend gesehen. Ich döste oft ein, aber jedes Mal, wenn ich wach wurde, war er da und beobachtete mich aus halb geschlossenen glitzernden Augen, als würde er darauf lauern, dass ich zu ihm herüberrollte und ihn anflehte, mit mir zu schlafen. Immer bereit. Als würde er nur dafürleben. Ich erinnerte mich an seinen Gesichtsausdruck, wenn er sich auf mich legte.
Und ich erinnerte mich, wie mein Körper reagiert hatte.
Ich hatte nie Ecstasy oder andere Drogen probiert. Aber wenn es so war wie im Pri-ya-Zustand , konnte ich mir nicht vorstellen, dass man ihn freiwillig herbeiführte.
Ein Teil meines Gehirns war immer halbwach gewesen, aber der Körper war unkontrollierbar.
Wenn Barrons mit der Hand über meine Haut strich, hätte ich
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