Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
diese Welt zerreißen? Nicht, dass mir das besonders viel ausmachen würde, da ich ohnehin vorhabe, mit Hilfe des Buches eine neue Welt zu erschaffen. Aber dazu muss ich das Buch finden, bevor diese Welt zerstört wird.
Das heißt, dass dieses Kriegsgebaren wirklich ein Ende haben muss.
»Genug mit diesem melodramatischen Auftritt, V’lane«, sage ich kühl.
Seine Augen sind die eines Fremden. Er betrachtet mich mit demselben Blick, den er für die Monster hinter mir übrig hat. Ich bin ein bisschen verärgert, weil er über Darroc hinwegsieht, als wäre er gar nicht da. Darroc ist das gefallene Feenwesen, der Volksverräter, derjenige, der für den Einsturz der Mauern verantwortlich ist. Ich bin nur eine Sidhe -Seherin, die versucht zu überleben.
Die mit Gold bestäubte griechische Göttin rechts neben V’lane schnaubt höhnisch. »Dieses … Ding … ist die Menschenfrau, die wir beschützen müssen? Sie hat sich mit den grässlichen Missgeburten zusammengetan.«
Der goldhäutige Gott zu ihrer Linken knurrt: »Vernichtet sie – sofort!«
Hunderte Seelies gehen, tanzen, flattern und fordern meinen Tod.
Ohne sie aus den Augen zu lassen, zische ich Darroc zu: »Jetzt könnte ich meinen Speer echt gut gebrauchen.« Ich nehme an, erhat ihn noch und dass V’lane ihn nicht auf dieselbe Art wie er an sich genommen hat.
Die winzigen, zarten Feenwesen schlagen unterschiedliche Exekutionsarten vor – eine langsamer und schmerzhafter als die andere. Der Gott und die Göttin reden auf V’lane ein und machen ihm Vorwürfe.
»Sie ist ein Mensch und paktiert mit den Dunklen! Sieh sie dir an. Sie trägt ihre Farben.«
»Du hast gesagt, sie verehrt uns.«
»Und dass sie uns in allem gehorchen würde.«
»Sie haben sie angefasst! Ich rieche es an ihrer Haut.« Der Gott ist angewidert – und erregt. Goldene Funken sprühen in den schillernden Augen.
»Sie haben sie benutzt!«, spottet die Göttin. »Sie ist beschmutzt. Ich werde sie nicht an unserem Hof dulden.«
»Ruhe!«, poltert V’lane. »Ich führe das Wahre Volk stellvertretend für unsere Königin an. Ich spreche für Aoibheal!«
»Das ist inakzeptabel!«
»Empörend!«
»Unerträglich, V’lane.«
»Du wirst tun, was ich dir sage, Dree’lia! Ich entscheide über ihr Schicksal. Und ich – nur ich – werde es vollziehen.«
»Du musst etwas tun, und zwar schnell«, raune ich Darroc zu.
»Sie übertreiben immer so«, flüstert Darroc. »Das ist eins von den vielen Dingen, die ich bei Hofe verabscheue. Eine Sitzung vom Hohen Rat kann etliche menschliche Jahre so weitergehen. Lass ihnen Zeit. V’lane wird sie schon zur Vernunft bringen.«
Ein kleiner, geflügelter Seelie schert aus der Formation aus und schießt direkt auf meinen Kopf zu. Ich ducke mich, aber das Ding umkreist mich.
Ich erschrecke, als ich selbst in Gelächter ausbreche. Zwei weitere Seelie fliegen enge Kreise um meinen Kopf, während mein Lachen hysterische Züge annimmt. Es gibt nicht das Geringste zu lachen, aber ich johle und kreische. Ich kann nicht anders. In meinemganzen Leben war ich noch nie so aufgekratzt. Ich halte meine Seiten und beuge mich glucksend und prustend vor, schnappe nach Luft und ersticke fast an meiner erzwungenen Heiterkeit, während die Wesen immer engere Kreise um mich ziehen. Ich bin entsetzt über die Laute, die aus meinem Mund kommen, und darüber, dass ich mich nicht unter Kontrolle habe. Ich hasse die Feenwesen und ihre Art, mir meinen eigenen Willen zu nehmen.
»Hör auf zu lachen«, knurrt Darroc.
Der Lachreiz hat mich an den Rand der Hysterie getrieben und tut weh. Ich hebe den Kopf gerade genug, um ihn giftig anzufunkeln. Ich würde gern aufhören zu lachen, aber ich kann nicht.
Ich hätte ihm gern gesagt, dass er die verdammten Dinger verscheuchen soll, aber dazu fehlt mir die Luft. Ich kann nicht mal den Mund lange genug schließen, um irgendwelche Konsonanten zu artikulieren. Was immer diese hübschen kleinen Monster sein mögen, ihre Spezialität ist, durch Lachen zu töten. Ein höllischer Tod. Nach nur wenigen Minuten habe ich heftiges Seitenstechen; meine Eingeweide brennen, und ich bin so außer Atem, dass mir schwindelig wird. Ich frage mich, wie lange es dauert, an erzwungenem Frohsinn zu sterben. Stunden? Tage?
Ein viertes winziges Feenwesen entschließt sich, auch an dem Spiel teilzunehmen, und ich bereite mich darauf vor, in mich zu gehen und nach einer Waffe in meinem dunklen See zu suchen, als plötzlich eine lange
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