Shadowfever: Fever Saga 5 (German Edition)
und ging auf den Balkon, um in die Nacht zu starren.
Barrons hatte mich mit seinem Hinweis, dass die Sidhe -Seher Unseelie sein könnten, bis ins Innerste erschüttert. Und ich musste zugeben, dass Darrocs Notizen dahingehend gedeutet werden konnten.
Erst vorgestern hatte ich zwischen zwei Feenarmeen gestanden und mich glücklich geschätzt, weil ich, gestählt durch den Schmerz, eher den Unseelie glich und robust war.
Dann war da noch der unheimliche See in meinem Unterbewusstsein, der so viele unerklärliche »Gaben« für mich bereithielt, zum Beispiel die Runen, die ein Ex-Feenwesen erkannt und in Erstaunen versetzt und den starken Missmut der Unseelie-Prinzen erregt hatten.
Ich schauderte. Jetzt hatte ich eine neue Frage – abgesehen von der, was Jericho Barrons war –, die mich unablässig beschäftigen würde.
Was war ich ?
18
N achdem wir die Wohnung verlassen hatten, schnappte ich mir einen Dani Daily , der an einem Laternenpfahl vor dem Gebäude hing, setzte mich auf den Beifahrersitz des Viper und fing an zu lesen. Dani hatte bald Geburtstag. Ich lächelte schwach. Typisch für sie, dass sie das in die ganze Welt hinausposaunte. Wenn sie könnte, würde sie den Tag zum Nationalfeiertag erklären.
Mich überraschte es nicht, dass sie gestern Nacht auf der Straße gewesen war und den Mord an Darroc beobachtet hatte. Daninahm von niemandem Befehle entgegen, nicht einmal von mir. Hatte sie sich am Ort des Geschehens aufgehalten, weil sie Darroc selbst den Garaus machen wollte? Zutrauen würde ich ihr es.
Während ich mich anschnallte, überlegte ich, ob sie nicht lange genug geblieben war, um zu sehen, dass der Jäger vom Sinsar Dubh besessen gewesen war, oder ob sie bewusst entschieden hatte, dieses Detail zu verschweigen. Falls sie noch an Ort und Stelle gewesen war, musste sie auch mitbekommen haben, dass mich ein Tier gepackt und fortgeschleppt hatte. Was hielt sie von dem Monster? Wahrscheinlich dachte sie, dass es zu einer Unseelie-Spezies gehörte, die ihr bisher noch nicht untergekommen war.
Obwohl ich nicht gemerkt hatte, wie viel Zeit vergangen war, während ich im Spiegellabyrinth umherirrte, hätte ich doch wissen müssen, dass heute Valentinstag war.
Ich warf Barrons einen mürrischen Blick zu.
Ich hatte nie einen glücklicheren vierzehnten Februar erlebt. Seit dem Kindergarten, als Chip Johnson zu viele glasierte Plätzchen gegessen und sich auf mein Kleid übergeben hatte, waren meine Valentinstage mehr oder weniger beschissen gewesen. Damals hatte ich Früchtepunsch getrunken, den ich, kaum dass mich Chips Kotze traf, durch die Gegend spuckte. Das löste eine Kettenreaktion unter den Fünfjährigen aus – alle erbrachen sich. Mir wird heute noch anders, wenn ich an diesen Tage denke.
Schon in der zweiten und dritten Klasse waren die Valentinstage eine stressige Erfahrung für mich. Beim Aufwachen fürchtete ich mich davor, in die Schule zu müssen. Mom hatte Alina und mich immer dazu angehalten, allen Klassenkameraden eine Karte zu schreiben, aber andere Mütter waren nicht so umsichtig. Ich setzte mich an mein Pult und hielt den Atem an, während ich betete, dass außer Tubby Thompson und Blinky Brewer noch jemand an mich gedacht hat.
In der Mittelschule gab es dann den Sadie-Hawkins-Tanz, zu dem die Mädchen die Jungs einladen mussten, was mich noch mehr unter Druck setzte. Zusätzlich zu den Demütigungen an demTag, welcher der romantischste des Jahres sein sollte, war ich gezwungen, eine Zurückweisung zu riskieren, wenn ich den Jungen meiner Träume fragte, ob er mich zum Ball begleitete. Vor allem musste ich inständig hoffen, dass zu dem Zeitpunkt, an dem ich genügend Mut für diese Frage aufgebracht hatte, außer Tubby und Blinky noch ein anderer Junge für mich übrig war. In der achten Klasse wartete ich zu lange, und alle beliebten Jungs waren vergeben. Am Morgen vor dem Ball hielt ich meine Stirn an die Heizröhren im Bad und bespritzte mein Bett mit Wasser, um meiner Mutter glaubhaft zu machen, dass ich Grippe hatte. Trotzdem musste ich gehen. Die Brandblase an meiner Stirn hatte mich verraten. Ich schnitt mir hastig einen Pony, um sie zu verdecken, und endete ohne Begleitung, elend, mit einer schmerzhaften Brandverletzung und schlechtem Haarschnitt auf dem Ball.
Die Highschool brachte ganz neue Probleme mit sich. Ich schüttelte den Kopf, weil ich nicht in der Stimmung war, an all die Horrorerlebnisse aus meiner Teenagerzeit zurückzudenken.
Das Schöne war,
Weitere Kostenlose Bücher