Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shakran

Shakran

Titel: Shakran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Winter
Vom Netzwerk:
Sie heißen Sebasto!«
    »Lassen Sie mich ausreden!« Sie funkelte ihn an und holte tief Luft. »Mein Vater war Admiral Marchaut. Vielleicht haben Sie seinen Namen schon mal gehört.«
    »Wurde irgendwann in den Achtzigern von einer Autobombe erwischt. Ging groß durch die Zeitungen.«
    »Erwischt, sagen Sie. Und Sie beschweren sich über mein mangelndes Mitgefühl?« Ann merkte, wie ihr Tränen in die Augen steigen wollten. Es war alles schon so lange her, aber sie konnte sich erst jetzt wieder daran erinnern. Es war wie eine frische Wunde, die noch nicht verheilt ist.
    »Tut mir leid«, sagte Mark rasch. »Verzeihung.« Er klang, als meinte er es auch so.
    Ann senkte den Kopf, und als sie aufblickte, war ihr Blick wieder klar, wenn auch deutlich kühler als vorher.
    »Meine Mutter hieß Charlotte Marie Marchaut-Sebastien. Sie war Botschafterin unseres Landes. 1972 wurde sie bei einem Angriff auf unsere Botschaft in Istanbul ermordet. Ich bin dreiunddreißig, nein, jetzt sogar vierunddreißig Jahre alt. Ich hatte gestern vor drei Wochen Geburtstag und wusste es nicht mal! Alles ist mir wieder eingefallen, als Shakran auf mich geschossen hat. Genau wie er es damals getan hat, bevor ich mit dem Mercedes über die Klippe gefahren bin.« Sie stand auf. »Er hat meine Familie getötet. Und jedes Mal hatte ich das zweifelhafte Glück, dass ich zusehen durfte. Ich möchte wetten, dass es für ihn nichts Persönliches ist. Business. Sie können Ihren Arsch darauf verwetten, dass ich auf einer Seite stehe. Auf meiner Seite. Und das ist, das sollte auch Ihre sein. Auf der verdammten Scheißseite des Guten!« Sie ging zur Tür, öffnete sie, blieb aber im Türrahmen stehen. »Seien Sie froh, dass mir alles wieder eingefallen ist, als ich sein Gesicht über dem Lauf seiner Pistole sah. Wäre das nicht passiert, könnte man Ihren und meinen Arsch jetzt mit einem Löffel vom Erdreich kratzen, wären Val und ihr Baby tot. Aber da ich jetzt weiß, wer ich bin, kann ich Ihnen eine wesentliche Frage beantworten: Der Mord an Malvern hatte mit mir oder meiner Vergangenheit rein gar nichts zu tun! Zufall, sonst nichts! Dass ich dort war, hatte nur einen einzigen Grund. Ich hatte einen Scheißtag, ich wollte mich nur frisch machen und meine Haare kämmen. Der Scheißtag hat bis jetzt noch nicht aufgehört, aber er wurde um einige Scheißtypen bereichert. Guten Tag, Agent Bridges.«
    Sie ging hinaus und zog die Tür leise hinter sich zu.
 
    »Das lernt man wohl beim Offizierslehrgang«, meinte Samson lächelnd. Er lehnte mit gekreuzten Armen an der Wand gegenüber von Marks Zimmer. Er hatte einen maßgeschneiderten Anzug an, Frackhemd, sogar eine Fliege um den Hals. Die war allerdings nicht gebunden, sondern baumelte locker herunter. Er wirkte piekfein und irgendwie fehl am Platz. Nur das dicke weiße Pflaster auf seiner Nase passte nicht ganz ins Bild. Lieutenant Beck, Anns stummer Schatten, musterte ihn, als käme er vom Mars.
    »Was?«, fauchte Ann, die langsam die Geduld verlor.
    »Das mit dem Abgang durch die Türen. Leise zuziehen und so weiter. Bei uns knallt man die Türen, wenn man so geladen ist wie du.«
    Ann atmete tief durch. »Ist doch wahr!« Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Hallo, Samson. Was ist mit deiner Nase? Ich dachte, sie wäre auf dem Weg der Besserung?«
    »War sie auch. Bis ich in eine Stuhllehne gebissen habe.«
    »Au!«
    »Richtig.« Gemeinsam verließen sie das Krankenrevier. »Nicht zu fassen. Ich schwöre, diese Stützpunkte riechen alle gleich.«
    »Du riechst noch was?«, fragte sie überrascht.
    »Nein. Aber es war schon immer so, warum sollte sich das ändern?«, meinte Samson mit einem Grinsen. Er sah, dass sie wieder ernst geworden war. »Was ist los mit dir?«
    Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Samson?«
    »Ja?«
    »Kannst du dich erinnern, wie ich dich gefragt habe, was ich über dich herausgefunden habe, als wir so besoffen waren?«
    Er zog den Kopf zwischen die Schultern. »Und?«
    »Jetzt weiß ich es wieder. Samson, du bist ein noch größerer Idiot, als ich jemals sein könnte. Warum hast du es nicht gemacht, als du raus bist aus der Navy?«
    »Was?«
    Sie griff nach dem dünnen Kettchen an seinem Hals und zog das Kreuz hervor. »Das.«
    »Ich bin vom rechten Weg abgekommen, und ich habe immer gedacht, Gott will keinen mit blutigen Händen. Aber wenn das hier fertig ist, dann wird mich nichts mehr davon abhalten, ihm zu dienen.« Er legte seine Hand auf ihre. »Ich bin nie auf eine

Weitere Kostenlose Bücher