Shakran
Offiziersschule gegangen. Aber ich weiß etwas, das Frau Major nicht weiß!«
»Und das wäre?«
»Wo die Kantine ist. Sie haben Tomatensaft. Ich habe nachgefragt.«
»Dann lass uns gehen. Ich brauche Kaffee, am besten gleich intravenös.«
»Keinen Tomatensaft?«
»Später. Jetzt muss ich mich erst mal beruhigen.«
Er nickte bedächtig. »Ich habe mal gehört, dass das mit Kaffee am besten geht ...«
Sie boxte leicht gegen seinen Arm. »Wie geht es Tom? Sie haben mich nicht in Vals Zimmer gelassen.«
»Beschissen. Ich habe mit ihm gesprochen. Er will auch in die Kantine kommen.«
59
V ier Uhr morgens, und in der Kantine ist Hochbetrieb. Alles hochmotivierte Leute«, sagte Samson anerkennend, während er mit dem Tablett in der Hand auf einen freien Tisch zusteuerte. »Und so jung.«
»Und so jung.« Während sie sich setzte, sah sie die Blicke, die die anderen Soldaten dem Zivilisten zuwarfen. Sie grinste. »Hast du dich deshalb so fein gemacht? Um die Damen und Herren ein bisschen zu irritieren?«
»Das ist der einzige knitterfreie Anzug in meinem Koffer«, sagte Samson mit unbewegter Miene, stellte ihr einen Becher Kaffee hin und setzte sich ihr gegenüber.
Sie nickte dankend und trank einen Schluck. Prompt verzog sie das Gesicht.
»Hast du richtig vermisst, den Teer, oder?«
»Eigentlich nicht. Aber er ruft Erinnerungen wach. Und wenn du jahrelang keine hattest, ist das was Kostbares. Samantha ... Du und Sammy, ihr seid ein Paar gewesen, nicht wahr?«
»Ja, das waren wir.« Er lehnte sich zurück. »Sie hat es erwischt, ich lebe noch ...« Er sah an ihr vorbei. »Hallo, Mr St. Clair. Bridges. Wie geht es Val?« Er wies auf zwei freie Stühle. »Setzen Sie sich.«
Tom nickte, stellte sein Tablett auf den Tisch und setzte sich. Er sah furchtbar aus. Auch Mark nahm Platz, sagte aber nichts. Ann hatte das Gefühl, als würde er ihrem Blick ausweichen.
»Unverändert. Die Arzte sagen, es wird ihr bald besser gehen. Nur ... das mit dem Kind ...« Er strich sich durch die Haare und sah Ann und Samson ein wenig hilflos an. »Ich glaube, wir kennen uns jetzt gut genug, um die Förmlichkeiten wegzulassen.«
»Gut«, sagte Ann. »Wie geht es dir?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich glaube, das weiß ich erst, wenn Val wieder zu sich kommt.« Er sah die anderen der Reihe nach an. »Hat einer von euch eine Ahnung, wer der Kerl
war?«
Ann nickte. »Ich kenne ihn. Ich war lange genug hinter ihm her.«
»Also doch keine Lehrerin«, meinte Tom.
Sie sah ihn an. »Damals noch nicht. Jetzt schon. Du ahnst gar nicht, wie gerne ich jetzt zu Hause wäre, nur damit beschäftigt, den Unterricht für morgen vorzubereiten.«
»Aber damals ...?«
»... war ich Agentin der NSA, mit dem Auftrag, getarnt zu ermitteln und den Kerl zur Strecke zu bringen. Das habe ich auch geschafft. Dann hat er mich umgebracht.«
Tom nickte. »Das, was Ihnen, was dir in San Francisco passiert ist, nehme ich an.«
Sie nickte. »Als ich ihn da stehen sah, mit der Pistole in der Hand, kam meine ganze Erinnerung schlagartig zurück. Es war sein Lächeln. Amüsiert ...« Sie schüttelte den Kopf. »Das konnte ich wohl nicht vergessen.«
»Also gut. Du kennst ihn. Und wer ist es?«, fragte Tom.
»Ein international operierender Auftragskiller und Auftragsterrorist. Steht jedem zur Verfügung, der dafür bezahlt ...« Sie lehnte sich zurück und massierte sich die Schläfen. »Er hat auch Malvern umgebracht.«
»Was macht dich so sicher?«, fragte Mark.
»Ich habe ihn gesehen, schon vergessen?«, antwortete sie aggressiv.
Mark sah zu Boden. »Entschuldige.«
Sie lachte bitter. »Er hat meine Familie getötet. Ich bin seit Jahren hinter ihm her. Damals, auf der Klippe in San Francisco, habe ich gedacht, ich hätte ihn. Und dann hat er mich doch erwischt.« Sie trank noch einen Schluck. »Ich bin, ich war eine Anti-Terror-Spezialistin. Ich habe als verdeckter Ermittler gearbeitet. Mein einziges Ziel, mein einziger Auftrag war es, Shakran dingfest zu machen und mit ihm die Typen, die uns damals verraten haben.« Sie sah zu Samson hinüber. »Du hattest recht. Wir sind in eine Falle gelaufen, mittlerweile vermute ich, wer es war. Derselbe Typ, dem ich Shakran übergeben wollte. Unser Verräter saß damals im Planungsstab.«
Samson beugte sich vor. »Wer ist es?«
»Er ist nicht wirklich wichtig. Jetzt, wo ich meine Erinnerung wiederhabe, ist er so gut wie erledigt.«
»Egal. Wie heißt er?« Samsons Stimme klang
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