Shakran
gekleideten Männer sah, die die junge Frau abfingen, stockte er. Einer der beiden griff in seine Tasche und zeigte ihr etwas. Dann redeten sie kurz miteinander. Die Bedienung schüttelte den Kopf und ging weiter ihrer Arbeit nach.
Um diese Uhrzeit waren im Speisesaal des Hotels noch viele Tische frei, nur ein paar Gäste frühstückten bereits. Der ältere Mann schenkte sich Kaffee ein, griff nach Messer und Toast. Die beiden Männer gingen von Tisch zu Tisch und fragten höflich. Er hatte seine erste Tasse Kaffee schon fast leergetrunken, als die beiden Männer zu ihm kamen.
»Dr. Bauer?«
Der ältere Mann sah auf. »Ja?«
Beide Männer zeigten ihren Ausweis.
»Agent Jenssen. Das ist Agent Forsythe. FBI. Es tut uns leid, dass wir Sie stören müssen, aber wir führen eine Sicherheitskontrolle durch.«
»Routine?«
»Ja. Seit den Vorfällen am 11. September sind wir sehr vorsichtig geworden«, sagte Agent Jenssen.
Der ältere Mann nickte. »Das kann ich verstehen. Schrecklich, was da passiert ist. Ich habe es damals im Fernsehen gesehen. Was kann ich für Sie tun?«
»Sie sind Deutscher?«
Er nickte. »Ich bin geschäftlich hier.«
»Wir würden gern Ihren Ausweis sehen.«
Der ältere Mann holte seine Brieftasche heraus und hielt ihnen seinen Ausweis hin. »Bitte.«
Jenssen betrachtete ihn sorgfältig, holte einen Palmtop heraus und tippte die Ausweisnummer ein. Dann gab er Dr. Bauer den Ausweis zurück.
Forsythe griff in seine Innentasche, holte eine kleine Ledermappe heraus und klappte sie auf. »Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen?«
Der ältere Mann sah auf die drei Phantombilder. »Das ist jedes Mal derselbe Mann?«
Der Agent nickte.
Der ältere Mann schüttelte bedauernd den Kopf. »Tut mir leid, nein. Was hat er denn verbrochen?«
»Er wird wegen verschiedener Verbrechen gesucht.«
»Und Sie vermuten ihn in diesem Hotel?« Der ältere Mann wirkte nervös. »Bin ich hier sicher?«
Die beiden Ermittler sahen sich an. »Ich denke, schon«, sagte Jenssen. Er warf einen Blick auf den Gehstock, der an einem Stuhl lehnte.
»Haben Sie sich verletzt?«
Der ältere Mann nickte. »Schon ein paar Jahre her. Bin aus einer Straßenbahn ausgestiegen, dumm gefallen, seitdem ist mein Knie kaputt.« Er zuckte mit den Achseln. »Man gewöhnt sich an alles.«
Jenssen nickte. »Wir wünschen Ihnen einen schönen Aufenthalt in den USA.«
Der ältere Mann wirkte erleichtert. »Hoffentlich finden Sie ihn.«
»Das hoffen wir auch.«
Er sah hinter den beiden Männern her und beobachtete, wie sie eine alte Dame am Nebentisch befragten. Er aß noch eine Scheibe Toast, goss sich Kaffee nach und griff nach der Zeitung.
Immerhin, sie gaben sich Mühe.
93
A ls Ann aufwachte, lag sie allein im Bett. Im ersten Moment bekam sie Panik, doch dann hörte sie Nasreens Stimme. Die Tür zum Flur öffnete sich, und sie kam herein. Sie hatte Jeans und ein T-Shirt an, wirkte frisch und ausgeschlafen, auch wenn ihre Augen immer noch leicht gerötet waren.
»Lauren St. Clair war an der Tür, um dich zu wecken. Die anderen sind schon unten und warten auf dich«, sagte Nasreen mit einem Lächeln.
Ann richtete sich auf und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Sie sah ihre Tochter an, sah plötzlich deren Ähnlichkeit mit dem Admiral. Es waren dieselben wachen Augen.
»Lauren? Die anderen?«, fragte sie verwirrt.
»Unten, beim Frühstück. Lauren ist cool. Sie studiert schon. Tom und Val sind auch da. Und Mark.«
Nasreen ließ sich aufs Bett fallen. »Ich mag Val. Sie sagt, Tom hat sie an einen Rollstuhl gefesselt, damit sie ihm nicht wegläuft.« Sie lachte. »Tom sagt, es wäre eine gute Idee.«
»Aber ihr solltet euch doch noch verstecken ...«
»Val hat gesagt, es gibt keinen Grund mehr, hinter uns her zu sein. Es wäre zu spät.« Sie setzte sich auf, zog die Beine an und legte die Arme um die Knie. »Sie ist sauer, weil man sie nicht helfen lässt.«
Ann sah Nasreen an. »Wie geht es dir, Nessie?«
Nasreen legte den Kopf zur Seite. »Etwas besser, seit Lauren da ist. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Ich hoffe, wir werden Freundinnen.« Ihre Miene verdunkelte sich. »Ich glaube, ich werde Grandpa immer vermissen. Gestern Abend hatte ich plötzlich das Gefühl, er wäre da gewesen.« Sie fuhr sich über die Augen, als wischte sie Tränen weg. »Du kriegst ihn doch, oder? Shakran, meine ich.«
Ann nickte. »Wir werden ihn fassen«, versprach sie. Ihre Stimme klang belegt.
Nasreen nickte und
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