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Shakran

Shakran

Titel: Shakran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Winter
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Fingerabdrücke.
    Auch diese Fingerabdrücke waren auf der Liste, aber das Programm würde nichts tun, solange nicht eine andere Bedingung erfüllt war.
    Und genau das geschah in diesem Augenblick. Jemand verglich einen markierten Satz Fingerabdrücke mit Archivdaten von verstorbenen Personen.
    Der Monolith surrte weiter, eine Lampe brannte stetig grün. Er hatte nur eine Leitung geöffnet, schickte einem anderen Kollegen zweihundertsechsundfünfzig Buchstaben. Dann kehrte er wieder zu seiner Arbeit zurück.

26
 
    M ark spürte, wie jemand an seiner Schulter rüttelte. Er wollte jetzt nicht aufstehen. Nur schlafen.
    Wieder dieses Rütteln. Irgendwo meldete sich etwas. Mark rollte sich herum, nahm irgendetwas wahr, Reflexe setzten ein. Aber der Stuhl war im Weg. Plötzlich ein dumpfer Schlag.
    Er blinzelte. Er saß auf dem Küchenboden. Aus der Nähe betrachtet, war er nicht der sauberste. Neben ihm lag ein Küchenstuhl. In der Tür, in sicherer Entfernung, stand Val. Sie hatte einen Besenstiel in der Hand.
    Was ... Richtig. Er hatte sich auf den Küchenstuhl gesetzt, weil es der unbequemste Stuhl in seiner Wohnung war. Man konnte unmöglich darauf einschlafen.
    »Guten Morgen, Mark.« Val hatte ein neues schickes Kostüm an und sah aus, als käme sie direkt von einem Pariser Laufsteg.
    Mark blinzelte wieder. Es fühlte sich an, als hätte er Sand in den Augen. Sein Kopf, seine Hände, seine Seite, sein rechtes Schienbein, alles pochte. Er sah auf die Uhr. Zwanzig nach vier. Zwei Stunden.
    »Val«, sagte er und räusperte sich. Sein Mund fühlte sich staubig an.
    »Meine Güte, du siehst ja fürchterlich aus!« Val grinste. Manchmal war sie ein Sadist.
    Er ignorierte sie, stand auf, stellte den Stuhl hin. Auf der Anrichte köchelte der Kaffee, den er vor zwei Stunden aufgesetzt hatte. Er sah jetzt aus wie Teer. Genau richtig.
    »Ich dachte, die Tür wäre zu. Wie bist du reingekommen?«
    »American Express.« Sie hielt eine Kreditkarte hoch. »Das Türschloss vom Hauseingang ist kaputt.«
    »Hatte ich ganz vergessen. Katholisches Waisenhaus.«
    »Richtig.«
    Er goss sich einen Becher Kaffee ein, trank einen Schluck und schüttelte sich. Wahrscheinlich stellen sich jetzt meine Zehennägel auf, dachte Mark. Perfekt.
    Val kam in die Küche, sah sich um, griff den anderen Stuhl und setzte sich. Gott sei Dank, dachte Mark, wenigstens ist die Bude einigermaßen sauber. Sie musterte die rot karierte Plastiktischdecke. Die senffarbenen Küchenschränke. Den antiken Kühlschrank Jahrgang 1940. Den verkohlten Fleck auf der Anrichte. »Ich sehe, du hast renoviert.«
    »Häh?«
    »Du hast eine neue Kaffeemaschine.« Val lächelte. Für die Uhrzeit sah sie wirklich gut aus, ihre Augen glänzten, sie sprühte geradezu vor Energie.
    »Ach ja. Die alte ist mir durchgebrannt. Die neue ist nicht so gut. Braucht zu lange.« Er musterte sie irritiert. »Wieso, zum Teufel, bist du so putzmunter?«
    Val grinste spitzbübisch.
    »Das braucht sie dir nicht zu verraten«, brummte eine tiefe Stimme. Tom. Er tauchte in der Tür auf. Mark sah von Tom zu Val und wieder zurück und lachte.
    Tom kam in die Küche und lehnte sich gegen die Wand. Er hatte einen hellgrauen Anzug an und wirkte wie der erfolgreiche Geschäftsmann, der er war. Nur, wie viele andere Geschäftsleute waren wie ein Schrank gebaut? Tom und Samson nahmen sich nicht viel.
    »Er bringt uns zum Flughafen. Ich habe ihn gebeten, den Flug für uns zu arrangieren«, sagte Val.
    Mark nickte. »Irgendjemand Kaffee?«
    »Klar.«
    Val nickte.
    Er schenkte beiden ein. Dass Val einen eisernen Magen hatte, wusste er schon.
    Tom verzog keine Miene. »Hier wohnst du also.«
    Mark zuckte mit den Schultern. »Hat ein Dach, wenn es regnet.«
    »Unsere erste Bleibe war schlimmer, nicht wahr, Val?«
    Sie nickte.
    »Aber das hier ist nicht meine erste Bleibe. Könnten wir den Smalltalk bitte lassen? Ich habe im Handumdrehen gepackt.« Er nickte in Richtung der Sporttasche, die in seinem briefmarkengroßen Flur stand.
    »Dürfen wir noch austrinken?«, fragte Val mit einem Lächeln. Sie musterte das Bild, das mit einem Magnet am Kühlschrank befestigt war. Es war das Bild von Ann mit ihrer Schulklasse im Park.
    »Ich hab's aus Versehen eingesteckt. Ich gebe es ihr zurück, wenn das alles hier vorbei ist.« Mark fühlte die Hitze in seine Wangen steigen.
    Tom beugte sich vor und musterte die junge Frau auf dem Bild.
    »Kein Pin-up-Bild. Ich kann verstehen, warum es dir gefällt«, sagte Tom. »Sie

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