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Shakran

Shakran

Titel: Shakran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Winter
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sieht aus wie ein netter Mensch. Die Jungs und Mädels vertrauen ihr. Und sie mögen sie. Eine interessante Frau, aber unvorteilhaft zurechtgemacht.« Tom sah zu Val hinüber. Jetzt wurde sie rot.
    Beide sahen Mark an, dann tauschten sie einen schnellen Blick. Mark hatte das seltsame Gefühl, als wäre eben gerade eine Entscheidung über ihn gefallen.
 
    Toms Wagen war ein zwanzig Jahre alter Mercedes. Er klopfte mit der flachen Hand auf das Dach. »Hab ich mir gebraucht gekauft, als ich angefangen habe, Geschäfte mit Leuten zu machen, bei denen ich mit meinem alten, verrosteten Pick-up unten durch gewesen wäre.« Er schloss auf, sie stiegen ein. Der Motor surrte wie ein Kätzchen. »Hab es nie bereut.«
    Val schnallte sich an und drehte sich zu Mark um, der hinten eingestiegen war. »Ich schwöre, er liebt die Kiste mehr als mich.« Sie lachte.
    »Klar«, brummte Tom und fuhr los. Die unerwartete zügige Beschleunigung drückte Mark in den Sitz.
    »Sechs Liter V8. Fast schon eine klassische amerikanische Maschine«, meinte Tom mit einem breiten Lächeln.
    »Wann geht unser Flugzeug?«, fragte Mark.
    »Die ersten fünf Flüge sind ausgebucht.« Tom zuckte mit den Schultern. »Passiert manchmal. Macht aber nichts. Wir fliegen privat.«
    »Wir?«
    »Ich habe auch etwas in San Francisco zu erledigen. Geschäftlich. Dachte, ich verbinde das. Ich sehe Val ein bisschen zu selten.«
    Mark nickte und lehnte sich zurück.
 
    Irgendwann öffnete Tom seine Tür. Mark schreckte hoch. War er eingeschlafen? Sie waren in der Tiefgarage des Flughafens angekommen. Mark stieg aus, rieb sich die Augen und streckte sich.
    Es war ein Unterschied, ob man einen Linienflug nahm oder ob man privat flog, bemerkte Mark. Die Wege waren kürzer, es gab keine Schlangen, die Leute, die einem begegneten, lächelten öfter. Vor allem die Bedienung in dem Laden, in den er von Val plötzlich hineingeschoben wurde. Es war ein namhafter Herrenausstatter, und jeder wusste, dass die Klamotten hier am Flughafen besonders teuer waren.
    »Aber ...«, begann Mark, doch Val sah ihn nur an.
    »Vergiss es. Meine Augen ertragen das nicht länger.«
    Mark wollte etwas sagen, als Tom sich einmischte.
    »Überlass das Val.« Er zeigte auf sich. »Sie weiß, was sie tut. Und du bist kreditwürdig. Tu uns den Gefallen, es macht Val großen Spaß.«
    Das schien für Tom das wichtigste Argument zu sein, vielleicht auch für Mark. Val wusste tatsächlich genau, was sie wollte. Keine zehn Minuten später stand Mark vor dem Spiegel und sah sich fassungslos an.
    »Ich sehe aus wie ein verdammter Schlipsträger«, beschwerte er sich, und Tom lachte. »Ich glaube, das war der Sinn des Ganzen.«
    »Der Anzug steht dir«, meinte Val zufrieden und drehte sich zum Verkäufer um. »Den nehmen wir. Und da wir schon bei den Krawatten sind ...«
 
    Als Mark den Laden verließ, kam er sich komisch vor. Seinen alten Anzug hatten sie gleich dagelassen. Aber er sah auch, dass die Blicke, die man ihm zuwarf, sich verändert hatten. Nicht mehr so erstaunt, eine Vogelscheuche neben zwei gut gekleideten Menschen zu sehen.
    Aber die Blicke, die er jetzt bekam, waren ihm nicht unbekannt. Als er noch Uniform getragen hatte, hatte man ihn auch so angesehen. In einer großen Glasscheibe sah er sich vorbeigehen. Er wirkte anders. Zuversichtlich, erfolgreich. Kleider machen Leute. Das wusste er schon immer, nur dachte er, es wäre ihm egal, wie man ihn wahrnahm. Aber das stimmte nicht. Bei den SEALS hatte er Respekt, Achtung und Anerkennung erfahren. Das Schöne am Militär war, dass die Qualifikation, die man sich erworben hatte, auf den Schultern zu erkennen war. Im zivilen Leben war das ähnlich, wenn auch etwas schwieriger zu bewerkstelligen.
    Ein Wagen brachte sie auf das Flugfeld, wo ein Learjet wartete. Die Maschine hatte kein Firmenlogo, nur eine Registriernummer. Mark wusste nicht, ob sie nur für den Flug gemietet war oder ob sie Tom und Val gehörte. Er hatte auch nicht vor, zu fragen.
    Die beiden Piloten begrüßten Val und Tom mit einem entspannten Lächeln. »Wir sind in zehn Minuten dran, Mr St. Clair. Wenn Sie so weit sind.«
    »Nichts dagegen«, meinte Tom, stieg ein und nahm in einem der breiten Ledersessel Platz. Er öffnete seinen Aktenkoffer, holte einen Laptop heraus und befestigte ihn mit einer Klemme an dem kleinen Tisch vor ihm.
    Val lehnte sich in ihrem Sessel zurück, zog die Schuhe aus, klemmte sie in ein Gepäcknetz, schnallte sich an und schloss die Augen.
    Tom

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