Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shakran

Shakran

Titel: Shakran Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Winter
Vom Netzwerk:
geradeaus.
    »Stehen Sie bequem!« Norman schmunzelte. Er hatte seine Uniform an, der Aktenkoffer war gepackt, er wollte nur noch seinen Kaffee austrinken. Die Zeitung würde er unterwegs lesen.
    Nasreen wurde ihrer Mutter immer ähnlicher. Der dunkle Teint, die Augen, die eleganten Gesichtszüge ... Sie sah genauso aus wie das, was sie war, die Tochter einer persischen Adligen. Es klopfte an der Tür. Der Sergeant drehte sich um und öffnete sie. Zwei junge Männer standen draußen. Wenn Nasreen schon so verrückt war, um fünf Uhr morgens zu joggen, dann aber nicht ohne Begleitung. Die zwei sahen aus wie Studenten, in Wirklichkeit waren sie ihre Bodyguards. Norman gab Nasreen einen Kuss und griff gerade nach seinem Koffer, als sie die Schlagzeile in der Zeitung entdeckte. »Dad?«
    »Was ist?«
    »Hier.«
    ZWEI WASHINGTONER FBI-AGENTEN IN FRISCO IM SCHLAF ERSCHOSSEN!
    Norman überflog den Artikel.
    Nasreen sah ihn an. »Kennst du sie?«
    »Valerie St. Clair habe ich früher mal kennengelernt«, sagte Norman. Seine Stimme klang ruhig, aber das war antrainiert. »Bridges kannte ich nicht.«
    Nasreen drohte ihm mit dem Zeigefinger. »Lügner. Ich habe gestern gehört, wie du dich nach den beiden erkundigt hast«, flüsterte sie.
    Norman zog sie am Pferdeschwanz. »Du solltest nicht alles mitbekommen.«
    »Ich übe schon mal.«
    Norman sah die drei Männer an, die in der Küche und im Flur standen. »Einen Moment bitte.«
    Nasreen verdrehte die Augen, als Norman ihr bedeutete, ihm ins Arbeitszimmer zu folgen.
    »Freunde haben mir gegenüber durchblicken lassen, dass du nach Westpoint willst. Stimmt das?«
    »Ja.« Nasreen sah ihn unverwandt an. »Es ist so was wie Tradition, nicht wahr? Jackie würde mir beipflichten.« Ihre Augen verdunkelten sich.
    »Ist es das? Du willst es ihr nachmachen?«, fragte Norman vorsichtig.
    »Und dir. Aber ich habe vor, am Leben zu bleiben«, sagte Nasreen und sah nach links. An der Wand hingen unzählige Fotos. Eins davon zeigte Norman mit einer zehnjährigen Nasreen und Jackie. Alle drei lachten, Jackie hatte die Arme um Nasreen gelegt.
    Norman nickte langsam und rieb sich mit dem Zeigefinger über die Nasenwurzel. Er zögerte. »Schatz, es gibt Anzeichen dafür, dass Jackie noch lebt.«
    Nasreen fuhr herum. »Aber warum meldet sie sich dann nicht?«
    »Gestern hat sie es getan.«
    Nasreen griff mit der Hand in den Ausschnitt. An einer Kette um ihren Hals hingen eine Erkennungsmarke und zwei goldene Ringe. Sie sah die Marke und die Ringe an. »Ich kann mich noch genau daran erinnern. Ich wusste, dass irgendwas nicht stimmte, dass ihr mir irgendwas verheimlicht.«
    »Und sie hat dir versprochen, dass sie zurückkommt. Als Beweis hat sie dir diese Kette gegeben«, sagte Norman leise.
    »Und die ganzen Jahre habe ich mich daran festgehalten. Dass sie irgendwann zurückkommt, um sie wieder abzuholen.«
    Plötzlich warf Nasreen sich in die Arme ihres Großvaters und fing an zu weinen. »Aber als ich älter wurde ...«, sagte sie schluchzend. »Ich habe immer gedacht, ich würde es spüren, wenn ihr was passiert ... Ist es wirklich wahr, Grandpa?«
    Norman strich ihr durch die Haare. »Ganz sicher kann ich mir noch nicht sein, Kleines. Aber jemand hat sich mit einem Code gemeldet, den nur sie kennen kann.« Er griff nach der Erkennungsmarke und sah sie schweigend an.
    Nasreen strahlte ihn mit tränenfeuchten Augen an. »Ich habe auf die Kette aufgepasst«, sagte sie dann leise. »Wie ich es ihr versprochen habe.«
    »Ich weiß, mein Schatz.« Er drückte sie an sich. »Kleines, ich muss jetzt weg. Ich habe einen Termin beim Präsidenten. Es wäre unklug, ihn warten zu lassen.«
    »Du sagst mir Bescheid, wenn du etwas herausfindest ...« Sie stockte. »Oh nein! Die beiden FBI-Agenten ... Hat sie was damit zu tun?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich verspreche, ich sage es dir, wenn es mit ihr zu tun hat. Schatz, ich muss weg. Mach dir bitte keine Gedanken.«
    »Früher hättest du gesagt, alles wird gut.«
    Norman lächelte. »Früher hättest du mir auch noch geglaubt.«

42
 
    D ie Tür zum Oval Office öffnete sich, und der Vizepräsident stürmte heraus. Er war wütend, riss sich aber zusammen, als er den Admiral sah. Er nickte ihm kurz zu und eilte wortlos an ihm vorbei.
    Der Mann vom Geheimdienst nickte Admiral Norman respektvoll zu, während er die Tür wieder öffnete.
    »Er ist allein. Sie haben ein paar Minuten.«
    Norman nickte, betrat den Raum und schob die Tür hinter sich zu.

Weitere Kostenlose Bücher