Shane Schofield 02 - Die Offensive
meinem Zimmer standen. Eins habe ich sofort gespürt: Sie mag Sie. Also sollten Sie sie auch retten.«
Schofield grinste. »Danke für den Tipp!«
Und weg war er.
Zunächst versuchte er, den oberen Eingang zu öffnen.
Vergeblich.
Caesar hatte den Code anscheinend manuell verändert. Fairfax blieb nicht mehr genug Zeit, ihn zu knacken.
Somit gab es nur noch eine Möglichkeit: den Notausgang.
Schofield rannte zu Caesars vewaistem Penetrator hinüber.
Es war genau 10.48 Uhr.
Zwei Minuten später landete Schofield Caesars Penetrator in einer Wolke aus Sand und Staub vor dem Notausgang.
Der Ausgang war leicht zu finden gewesen, denn Mr. Hoegs limonengrüner Doppeldecker, den Schofield davor abgestellt hatte, war nicht zu übersehen.
Kaum dass der schwarze Helikopter den Boden berührt hatte, sprang Schofield auch schon heraus und rannte zum Notausgang.
Er sprang in den Graben hinunter und stürmte durch die offene Stahltür des Tunnels.
Es war 10.51 Uhr, als Schofield mit angelegtem Gewehr die dunkle Verladestation auf Ebene 6 betrat.
Abgesehen von dem dünnen Strahl des Zielscheinwerfers am Lauf seines P-90 war es hier unten stockfinster.
Auf dem Boden lagen zahlreiche Leichen, im trüben Licht nur als Schatten erkennbar – die Gefallenen der vorausgegangenen Schlachten. Die Schlachten zwischen der Air Force und dem Secret Service, zwischen den Südafrikanern und der Air Force, zwischen Schofield mit seinen Marines und der Air Force …
Schofield lief ein kalter Schauer über den Rücken.
Doch noch etwas anderes machte ihm zu schaffen. Kevin hatte natürlich Recht gehabt. Schofield wollte nicht nur Caesar Russels Leben retten, sondern er hatte auch noch einen weit persönlicheren Grund, Area 7 erneut zu betreten.
Er musste Libby Gant finden.
Er wusste nicht, wie es ihr nach der Explosion der Virengranate im Hangar ergangen war. Aber er weigerte sich zu glauben, dass sie tot war.
Schofield führte das Armbandmikrofon an die Lippen. »Fox! Fox, sind Sie hier irgendwo? Hier ist Scarecrow. Ich bin wieder da. Hören Sie mich?«
In der Finsternis von Area 7 bewegte sich Libby Gant, als eine Stimme sie aus ihren Träumen riss.
»Hören Sie mich?«
Sie war fast eine Stunde lang bewusstlos gewesen und hatte keine Ahnung, was mit ihr geschehen war.
Sie konnte sich erinnern, dass sie im Kontrollraum gewesen war und etwas gesehen hatte. Und dann auf einmal war es dunkel um sie geworden.
Als sie blinzelnd zu sich kam, stellte sie fest, dass sie noch immer den hellgelben Schutzanzug trug, allerdings ohne Helm. Den hatte ihr anscheinend jemand abgenommen.
Erst jetzt spürte sie den Schmerz in ihren Schultern. Gant öffnete vollständig die Augen – und ein eiskalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter.
Mit dem Oberkörper war sie an einen x-förmigen Stahlträger gefesselt. Ihre Handgelenke waren mit Klebeband an der waagerechten Stange fixiert, und ihr Hals befand sich genau in der Mitte des Kreuzes. Sie saß zu Füßen jenes Trägers, die zusammengebundenen Beine gerade ausgestreckt.
Gants Herz klopfte heftig.
Sie war eine Gefangene.
Nachdem sie den ersten Schock überwunden hatte, begann ihr Verstand wieder zu arbeiten. Sie schaute sich um.
Als Erstes fiel ihr auf, dass es hier anscheinend keinen Strom gab. Die unmittelbare Umgebung wurde von drei Feuern erhellt.
Und in dem flackernden Schein erblickte sie Colonel Hot Rod Hagerty.
Er saß unmittelbar neben ihr, auf die gleiche Weise gefesselt wie sie, die Beine lagen auf dem Boden, die Arme waren weit ausgebreitet. Er hielt die Augen geschlossen und den Kopf gesenkt. Hin und wieder stöhnte er leise.
Gant ließ ihren Blick weiter durch den Raum schweifen.
Sie saß unter einer Art Dach, im tiefen Schatten. Vor ihr befand sich ein bühnenartiges Gebilde. Ein paar Spielsachen waren auf dem mit Glasscherben bedeckten Podest verstreut. Es sah so aus, als wäre es einmal von einem Glaskasten umschlossen gewesen, von dem nur noch die Hälfte übrig geblieben war.
Auf einmal ging Gant ein Licht auf.
Sie saß in Kevins ehemaligem Wohnbereich, und zwar unmittelbar unterhalb des Beobachtungslabors, dessen Boden das Dach bildete.
Als Gant die dritte Gestalt im Raum bemerkte, wurde ihr schlagartig übel.
Es handelte sich um Air-Force-Colonel Jerome Harper.
Oder besser um das, was von ihm übrig war.
Er hing ebenfalls unter dem Dach, den Kopf so weit vorgeneigt, wie das Klebeband um seinen Hals es zuließ.
Gants Blick wanderte ungläubig nach
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