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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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gegenüberliegende Wand gebaut war. Der Wind fegte jaulend über die Kluft und rüttelte mit wütendem Geheul an dem schmalen eisernen Steg. Nur ein dünner Mondstrahl drang in die Tiefe der Schlucht hinunter und erhellte ein kurzes Stück des Stegs auf der anderen Seite.
    Crispin zog Wil und Amberle nahe zu sich heran.
    »Wir müssen hinüber!« schrie er durch das Tosen des Windes. »Haltet Euch am Geländer fest und schaut nicht nach unten.«
    »Ich weiß nicht, ob ich das schaffe!« rief Amberle, den Blick voller Besorgnis auf den Steg gerichtet.
    Wil spürte, wie ihre kleinen Hände krampfhaft seinen Arm umfaßt hielten.
    »Ihr müßt!« Crispins Erwiderung duldete keine Widerrede. »Das ist unser einziger Ausweg.«
    Amberle warf einen flüchtigen Blick auf die Eisentür in der Felswand, dann sah sie Crispin wieder an. Stumm nickte sie.
    »Bleibt dicht bei mir!« mahnte der Elf.
    Sie gingen los. Vorn der Elfen-Hauptmann, dann Amberle, zum Schluß Wil. Langsam und vorsichtig tappten sie durch die Dunkelheit, die Hände fest am Geländer auf beiden Seiten, die Köpfe gesenkt. Der Wind zerrte in wilden Stößen an ihnen, riß an ihren Kleidern und rüttelte an dem schmalen Steg, bis sie das Gefühl hatten, er müsse jeden Moment in den Abgrund stürzen. Als sie aus dem Schutz der Felswand traten, fegte die eisige Luft von den Gletschern des Berges über sie hinweg. Hände und Füße wurden rasch gefühllos vor Kälte, und das Eisen der Brücke fühlte sich an wie Eis. Schritt für Schritt tasteten sie sich voran, gelangten endlich aus den Schatten der Wand in silbriges Mondlicht, das in einem schmalen Streifen über dem Steg lag. Endlich hatten sie die letzte Etappe dieser gefährlichen Gratwanderung erreicht. Und Augenblicke später sprangen sie auf die Plattform vor dem einsamen Turm. Die Fenster in den dunklen Nischen waren dunkel, die Steinmauern von glitzerndem Eis überzogen. Eine Tür führte in das Innere des Turms.
    Crispin führte Amberle vom Steg zum Eingang des Turms. Als Wil an ihrer Seite war, griff der Elf in einen Holzkasten, der an die Turmmauer gelehnt stand, und entnahm ihm zwei schwere Hämmer. Einen reichte er Wil und wies dann zur schmalen Brücke hinaus.
    »Die Pfeiler des Stegs werden von sechs Bolzen gehalten - drei auf jeder Seite. Wenn wir die Bolzen herausschlagen, bricht der Steg ein. Das wurde extra so angelegt, um feindlichen Verfolgern zu entgehen, falls die Festung je überrannt werden sollte. Nehmt Ihr die drei auf der rechten Seite.«
    Wil eilte auf die Plattform hinaus. Drei Bolzen, die horizontal durch Ringe getrieben waren, hielten die Strebepfeiler des Stegs in der Plattform, auf der er stand. Den Hammer fest in der Hand, begann er, gegen den ersten Bolzen zu schlagen. Rost und Schmutz hatten sich rundherum festgesetzt, und er löste sich nur sehr langsam aus seiner Fassung. Als er endlich heraussprang, fiel er lautlos in die Schlucht. Eilig nahm Wil sich den nächsten Bolzen vor. Im Rasen des Windes konnte er die Hammerschläge kaum hören, doch er spürte die Kälte, die seine ungeschützten Hände gefühllos machte. Der zweite Bolzen löste sich und fiel in die Tiefe.
    Plötzlich begann die Brücke unter einer schweren Erschütterung zu schwanken. Wil und Crispin, die Hämmer in den Händen, blickten gleichzeitig auf. In den tiefen Schatten der gegenüberliegenden Wand bewegte sich etwas.
    »Schnell!« rief der Elfen-Hauptmann.
    Wie ein Wahnsinniger schlug Wil auf den letzten Bolzen ein, ließ einen wahren Hagel von Schlägen auf den runden Kopf niedergehen, doch der Bolzen rührte sich nicht von der Stelle. Er war eingerostet. Wil packte den Hammer mit beiden Händen und donnerte mit aller Wucht auf den Bolzen ein. Jetzt endlich bewegte er sich ein winziges Stück.
    Auf der Brücke schob sich ein Schatten heran, der finsterer war als die Nacht. Mit einem Sprung kam Crispin auf die Beine. Zwei der Bolzen auf seiner Seite waren heraus, der dritte zur Hälfte herausgeschlagen.
    Doch die Zeit war abgelaufen. Der Raffer tauchte aus dem Dunkel ins Mondlicht - gigantisch, finster, gesichtslos. Crispin spannte seinen Bogen und schoß seine Pfeile mit solcher Geschwindigkeit auf das Ungeheuer ab, daß Wil seine Bewegungen kaum verfolgen konnte. Doch alle Pfeile wurden mühelos zur Seite geschleudert. Wil krampfte sich der Magen zusammen. Verzweifelt schlug er auf den Bolzen ein, und dieser rutschte noch ein Stück weiter durch den Ring. Doch dann blieb er stecken.
    Da fielen ihm

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