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Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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und furchtsam nach.
    Die Sonne wollte schon untergehen, als sie endlich aus der Dunkelheit der Wildnis traten und vor sich den Ort Grimpen Ward erblickten, ein unfreundliches Dorf aus heruntergekommenen alten Holzhäusern, die so eng aneinandergepfercht lagen, daß man kaum das eine vom anderen unterscheiden konnte. Schäbig waren sie, diese Läden und Buden, diese Gasthäuser und Spelunken. Der grelle Anstrich ihrer Wände war verblichen und blätterte an vielen Stellen ab. Viele der ungepflegten Häuser waren vergittert und verriegelt, ihre Fenster durch Läden gesichert. Schlecht beschriftete Schilder mit Warenangeboten hingen an windschiefen Pfosten und über dunklen Türen. Durch Fenster und Türritzen fiel der flackernde Schein von Öllampen in die sich vertiefenden Schatten des Abends.
    Die Bürger von Grimpen Ward saßen in den Gasthäusern und Schenken an rohgezimmerten Tischen und Theken vor Wein und Bier. Ihre Stimmen gröhlten laut und grob, ihr Gelächter schrill. Männer und Frauen aller Rassen mit harten Augen und kaltem Blick wanderten durch die Gassen, manche grell und bunt gekleidet, andere in Lumpen, manche frech und dreist im blendenden Schein des Lampenlichts, andere verstohlen im Schatten der Häuser. Viele bewegten sich schwankend und torkelnd, von Alkoholdünsten umgeben. Münzen klingelten und wechselten rasch den Besitzer, oft verstohlen oder unter Gewaltanwendung. Hier kauerte zusammengekrümmt eine schlaffe Gestalt in einer Türnische und schlief ihren Rausch aus, ohne schon zu ahnen, daß man Geld und Kleider gestohlen hatte. Dort lag einer verkrümmt in einem dunklen Durchgang, und das Lebensblut sickerte ihm aus einer Wunde am Hals. Überall strichen räudige, ausgehungerte Hunde umher, huschten gespenstisch durch die Schatten wie Geister.
    Diebe und Halsabschneider, Huren und Schwindler, Händler, die Leben und Tod und falsches Vergnügen verkauften, der Abschaum des Gesindels. Wil Ohmsford spürte, wie sich ihm die Haare im Nacken sträubten. Perks Großvater hatte recht gehabt mit seiner Warnung vor Grimpen Ward.
    Amberles Hand fest in der seinen, folgte er den ausgefahrenen Furchen der Straße, die sich zwischen den häßlichen Häusern hindurchzog. Was sollten sie jetzt tun? In den Wald zurück konnten sie nicht - nicht jetzt, da bald die Nacht hereinbrach. Er fürchtete sich davor, in Grimpen Ward zu bleiben, doch hatten sie überhaupt eine Wahl? Sie waren beide müde und hungrig, es war Tage her, seit sie das letzte Mal in einem Bett geschlafen oder eine heiße Mahlzeit zu sich genommen hatten. Die Chancen allerdings, daß sie eines dieser beiden Dinge ausgerechnet hier bekommen würden, schienen gering. Sie hatten beide kein Geld, um etwas zu kaufen, sie hatten nichts, was sie gegen Unterkunft und Verpflegung eintauschen konnten. Sie hatten alles auf ihrer Flucht aus dem Pykon verloren. Wil hatte geglaubt, daß sich im Ort jemand finden würde, bei dem sie sich mit Arbeit eine Mahlzeit und ein Bett verdienen könnten; aber was er hier rundum sah, ließ ihn vermuten, daß es so jemanden in diesem Ort gar nicht gab.
    Ein betrunkener Gnom torkelte gegen ihn und hielt sich an seinem Umhang fest. Wil gab ihm einen hastigen Stoß. Der Gnom stolperte und fiel auf die Straße, wo er mit dümmlichem Lachen liegenblieb. Wil starrte einen Moment auf ihn hinunter, dann faßte er Amberle am Arm und eilte weiter.
    Es stellten sich auch noch andere Probleme. Wenn sie Grimpen Ward wieder verließen, wie sollten sie sich dann weiter zurechtfinden? Wie sollte es ihnen gelingen, sich in der Wildnis da draußen nicht zu verirren? Sie brauchten unbedingt jemanden, der sie führen konnte, gab es aber in Grimpen Ward jemanden, dem sie vertrauen konnten? Wenn sie gezwungen sein sollten, weiterzumarschieren, ohne eine Ahnung zu haben, wohin ihr Weg führte, dann würde Wil die Elfensteine gebrauchen müssen - oder zumindest versuchen müssen sie zu gebrauchen - , noch bevor sie die unterirdischen Gänge von Sichermal und das Blutfeuer gefunden hatten, lange bevor sie nach Arborlon zurückkehren konnten. Und wenn er das tat, würde er den Dämonen verraten, wo sie sich befanden. Doch wenn sie keinen Führer hatten, und er die Steine nicht gebrauchte, dann hatten sie überhaupt keine Chance, Sichermahl zu finden - und wenn sie ein ganzes Jahr Zeit gehabt hätten.
    Ratlos blieb Wil stehen und starrte unsicher auf die erleuchteten Fenster der Häuser. Es war eine beinahe aussichtslose Situation, und er

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