Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Shannara II

Titel: Shannara II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
Vom Netzwerk:
Rümpfen, Finger und Zehen verdorrten, und schließlich war nur noch ein riesiger Haufen schwelenden Holzes von ihnen übrig. Die Zauberkraft, die sie geschaffen und erhalten hatte, war mit den Hexenschwestern zugrunde gegangen. In dem brennenden Saal war nichts Lebendes mehr außer den drei Menschen und Wisp.
    Die Zeit wurde knapp. Hustend im beißenden Rauch, sprang Wil auf. Wisp fest unter dem Arm, hastete er durch Flammen und Rauch, schleuderte mit den Füßen zur Seite, was von den Holzmännern noch geblieben war, rief Amberle und Eretria immer wieder drängend zu, sie sollten sich beeilen. Wisp hing weinend in seinem Arm, doch Wil hatte in diesem Moment kein Gefühl dafür und kümmerte sich nicht um den Kleinen, während er sich zu der Wendeltreppe auf der anderen Seite des Saales durchschlug und endlich die ersten Stufen hinaufstolperte. Oben an der Tür griff er zur Klinke, während er im stillen darum flehte, daß die Tür offen sein möge. Sie war offen. Mit tränenden Augen stürzte er hustend und keuchend hinein.
    Das Prasseln des Feuers folgte ihm und übertönte Wisps Geschrei und Gezeter. Das ganze Zimmer war mit schwerer dunkler Seide ausgeschlagen, und Nachtschatten rankten an Wänden und schmiedeeisernen Spalieren. Angespannt spähte Wil durch die Dunkelheit und fand endlich, was er suchte. Auf einem Tisch auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes, zwischen allen möglichen Ziergegenständen und Döschen mit Räucherwerk und Parfüm, stand ein großer, kunstvoll geschnitzter Holzkasten, dessen Deckel mit Blumen in Rot und Gold geschmückt war. Die Elfensteine! Wilde Freude durchfuhr ihn. Wisp schrie und zeterte wie ein Wahnsinniger, doch Wil, von der Hitze und vom Rauch halb betäubt, hörte ihn nicht. Sein ganzes Trachten war darauf gerichtet, die Steine zurückzuholen. Vage nahm er wahr, daß Eretria und Amberle ins Zimmer kamen, während er schon zu dem Tisch mit dem Holzkasten rannte. Gerade wollte er zugreifen, als Eretria in lauter Warnung aufschrie und ihn mit einem kräftigen Puff zur Seite stieß.
    »Wie oft muß ich dich eigentlich noch retten, Heiler?« schrie sie, um sich im lauten Prasseln des Feuers verständlich zu machen. Sie riß einen eisernen Schlüssel von einem Haken an der Wand, näherte sich dem Kasten von der Seite und klappte mit Hilfe des langen Schlüssels vorsichtig den Deckel hoch. Ein blitzschnelles grünes Ding schoß aus dem Kasten und wickelte sich fest um den Schaft des Schlüssels. Hastig schlug Eretria den Schaft auf den Steinfußboden, bis das Ding, das sich darumgeschlungen hatte, nur noch eine leblose Hülle war.
    Wil starrte voller Entsetzen hinunter. Es war eine Viper.
    »Er wollte dich warnen!«
    Eretria deutete auf Wisp. Der kleine Bursche schluchzte besinnungslos.
    Wil war einen Moment lang so voller Entsetzen, daß er sich weder rühren noch sprechen konnte. Ein Biß von dieser Viper… Eretria stieß den Holzkasten mit ihrem Dolch an und schob ihn vom Tisch herunter. Edelsteine und Geschmeide ergossen sich auf den Fußboden. Mitten unter ihnen lag der lederne Beutel. Eretria hob ihn auf, behielt ihn einen Moment lang in der Hand, als überlege sie, was sie damit anfangen sollte, dann reichte sie ihn Wil. Er nahm ihn wortlos, öffnete die Zugschnur, blickte hinein.
    Ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht. Die Elfensteine gehörten wieder ihm.
    Ein neues Beben erschütterte den Turm; im großen Saal brach einer der massigen Stützbalken aus Holz in einem Funkenregen zusammen. Wil stopfte den Beutel mit den Elfensteinen unter seinen Kittel und rannte zur Tür, Wisp und Eretria mit sich ziehend. Sie mußten sofort weg von hier.
    Doch lautes Hämmern, das plötzlich aus dem Inneren eines großen hölzernen Schrankes herausdrang, ließ ihn innehalten. In die trommelnden Schläge mischten sich gedämpfte Rufe und Schreie und das Knurren irgendeines Tieres. Wil warf Eretria einen raschen Blick zu. Jemand war in diesem Schrank gefangen. Wil zögerte nur einen Augenblick. Ganz gleich, was oder wer es war, man mußte ihm die Chance geben, dem brennenden Turm zu entkommen. Er stürzte zu dem Schrank und öffnete den Riegel. Die Türen flogen auf, und ein massiger dunkler Leib stürzte sich auf Wil, so daß dieser nach rückwärts torkelte. Laute Rufe drangen durch das von Rauch erfüllte Gemach, während Wil sich bemühte, seinen Angreifer abzuwehren. Dann wurde das Tier mit einem Ruck von ihm weggezogen, und ein vertrautes Gesicht zeigte

Weitere Kostenlose Bücher