Shannara III
ihrer unerbittlichsten Feinde. Alles war verloren.
Seine Lungen preßten sich unter der Anstrengung des Laufens zusammen, sein Atem klang ihm mühsam und keuchend in den Ohren. Tränen brannten ihm in den Augen, und sein Mund war trocken geworden vor Bitterkeit und vor Wut. Was sollte er jetzt tun? Wie sollte er zu Brin gelangen? Er würde sie niemals finden, ehe sie den Maelmord betrat, was unweigerlich ihr Ende bedeutete. Wie sollte er den Auftrag erfüllen, mit dem ihn der König betraut hatte…?
Plötzlich gaben seine Beine unter ihm nach, wurden ihm weggerissen von irgend etwas, das er nicht gesehen hatte, so daß er bäuchlings in die Finsternis stürzte. Spinkser vor ihm lief achtlos weiter und war nur noch als Schatten in der Dunkelheit des Tunnels zu erkennen. Eilends rappelte Jair sich wieder hoch. Spinksers Abstand zu ihm wurde viel zu groß.
Dann schoß ein Arm aus der Finsternis, und eine rauhe, schuppige Hand schloß sich über seinem Mund, daß ihm fast die Luft wegblieb. Ein zweiter Arm schlang sich eisenhart um seinen Körper, und er wurde zurückgezerrt ins Dunkel einer offenen Tür.
»Bleibt, kleines Kerlchen«, zischte eine Stimme. »Wir sssind Freunde, wir, die wir uns auf die Zauberei verssstehen. Freunde.«
Durch Jairs Kopf hallte ein lautloser Schrei.
Der halbe Vormittag war schon um, als Spinkser sich aus dem Fluchttunnel der Zwerge zwängte und sich durch ein Dickicht von Sträuchern schob, die den Geheimeingang verdeckten, um alleine auf den windgepeitschten Berghöhen nördlich von Capaal zu stehen. Graues, dunstiges Licht sickerte von einem bewölkten, regentriefenden Himmel herab, und die eisige Luft hing noch in den Gesteinswänden des Gebirges. Der Gnom schaute sich vorsichtig um, dann duckte er sich ins Gebüsch und kroch zu der Stelle, wo der Hang in die Schlucht hinabfiel.
Weit unten wimmelten Gnomen um die Dämme und Schleusen von Capaal. Überall auf den breiten Steinmauern, um die Wälle und Brüstungen der Festung und tief in der Maschinerie der Anlage huschten Gnomen-Jäger wie Ameisen umher, die geschäftig ihren Hügel instandhielten.
Nun, so mußte es ja enden, dachte Spinkser. Er schüttelte zur schweigenden Mahnung den Kopf mit dem derben, gelben Gesicht. Niemand vermochte den schwarzen Wandlern standzuhalten. Capaal gehörte nun ihnen. Die Belagerung war erfolgreich zu Ende geführt.
Er erhob sich langsam, sein Blick ruhte immer noch auf der Szene unten. Es bestand kaum Gefahr, hier oben entdeckt zu werden. Die Gnomen befanden sich alle in der Festung, und was von der Zwergen-Armee noch übrig war, hatte sich südwärts nach Culhaven geflüchtet. Ihm blieb nichts weiter, als seiner Wege zu gehen.
Nichts anderes hatte er schließlich die ganze Zeit über gewollt.
Und doch verharrte er hier stehend und grübelte über unbeantwortete Fragen. Er wußte immer noch nicht, was aus Jair Ohmsford geworden war. Zuerst hatte der Talbewohner sich direkt hinter ihm befunden; und dann war er einfach weg, wie vom Erdboden verschluckt. Spinkser hatte natürlich nach ihm gesucht; es hatte nicht die geringste Spur gegeben. Also war der Gnom schließlich alleine weitergegangen - was hätte er sonst machen können?
»Der Junge hat ohnehin zuviel Schwierigkeiten gemacht!« murmelte er gereizt vor sich hin. Doch irgendwie klangen diese Worte nicht überzeugend.
Er seufzte, schaute nach oben zum grau bezogenen Himmel und drehte sich langsam um. Nun, da der Talbewohner verschwunden und der Rest der kleinen Gruppe tot oder zerstreut war, erübrigte sich freilich die Weiterreise zum Himmelsbrunnen. Um so besser. Es war von Anfang an eine törichte, sinnlose Unternehmung gewesen. Er hatte es ihnen immer wieder gesagt - ihnen allen. Sie hatten keine Vorstellung, mit wem sie es da aufnahmen; sie hatten keine Ahnung von der Macht der Wandler. Es war nicht seine Schuld, daß sie gescheitert waren.
Das Stirnrunzeln grub sich tiefer in sein derbes Gesicht. Nichtsdestoweniger mißfiel es ihm, nicht herausgefunden zu haben, was aus dem Jungen geworden war.
Er schlüpfte wieder in das Gebüsch, das den Geheimgang zum Tunnel verdeckte, und kletterte auf einen Felsvorsprung, von dem aus man das Ostland und seine Ausläufer nach Westen hin überschauen konnte. Zumindest war er schlau genug gewesen, sich auf seine eigene Flucht vorzubereiten, dachte er selbstgefällig. Aber das lag daran, daß er ein Überlebenskünstler war, und die nahmen sich immer die Zeit, einen Fluchtweg
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