Shannara III
überzeugend wirkte. Allanon und Rone waren stark und zuverlässig - zwei eherne Waffen gegen die Schatten, die sie aufhalten würden. Wozu brauchten sie sie? Konnten sie diese Mission trotz aller Worte des Druiden nicht ebenso alleine durchführen? Irgendwie war sie sich dessen sicher, daß sie dazu in der Lage wären, daß sie selbst kein wichtiges Mitglied dieser Gruppe war, sondern fast eine Last, etwas Nutzloses, dessen Bedeutung falsch eingeschätzt wurde. Sie versuchte sich einzureden, daß dem nicht so sei. Aber irgendwie stimmte es doch; ihre Anwesenheit hier war ein Fehler. Sie fühlte es, und mit diesem Gefühl wuchs ihre Einsamkeit.
Der Mittag kam und ging, der Nachmittag zog sich in die Länge. Der Nebel vom frühen Morgen hatte sich inzwischen aufgelöst, und der Tag war strahlend sonnig geworden. Auf der kahlen Ebene tauchten wieder Farbfleckchen auf. Die aufgerissene, verwüstete Erde verwandelte sich allmählich wieder in Grasland. Brins Gefühl von Einsamkeit schien eine Zeitlang weniger bedrückend.
Gegen Abend hatten die Reiter Storlock, die Siedlung der Gnomenheiler, erreicht. Das alte, berühmte Dorf war kaum mehr als eine Ansammlung bescheidener Stein- und Holzbauten, von Wäldern umsäumt. Hier hatte Wil Ohmsford für den Beruf, den er stets hatte ausüben wollen, studiert und sich praktisch darauf vorbereitet. Hier hatte Allanon ihn aufgesucht, damit er den Druiden auf seiner Reise nach Süden begleitete, um die Erwählte Amberle zu suchen, um den Ellcrys-Baum und das Elfenvolk zu erhalten - eine Reise, die mit der Übertragung des Elfenzaubers auf Brins Vater und damit ihrer ererbten Macht des Wünschliedes geendet hatte. Das lag nun über zwanzig Jahre zurück, dachte Brin niedergeschlagen, ja fast voll Bitterkeit. Damit hatte der ganze Wahnsinn begonnen - mit Allanons Erscheinen. So hatte es für die Ohmsfords immer begonnen.
Sie ritten durch das ruhige, verschlafene Dorf und hielten ihre Pferde hinter einem großen, weitläufigen Gebäude an, das als Ausbildungszentrum diente. Die weißgekleideten Stors erschienen, als hätten sie auf die drei gewartet. Schweigsam und unbeteiligt führten ein paar die Pferde weg, während drei andere Brin, Rone und Allanon nach drinnen durch dunkle, schlecht beleuchtete Gänge zu verschiedenen Zimmern geleiteten. Dort erwarteten sie heiße Bäder, saubere Kleider, Essen und frisch bezogene Betten. Die Stors sprachen nicht ein Wort, während sie sich der Aufgabe widmeten, ihre Gäste zu versorgen. Wie Gespenster verweilten sie noch ein paar wenige Minuten und waren dann verschwunden.
Sobald Brin alleine in ihrem Zimmer war, badete sie, kleidete sich frisch an und verzehrte ihr Essen selbstvergessen in ihrer Erschöpfung und der Einsamkeit in ihrem Innern. Dunkelheit brach über das Waldgebiet herein, und Schatten strichen über die verhängten Fenster, als das Tageslicht zur Dämmerung verblaßte. Das Talmädchen beobachtete das Verlöschen des Lichts mit schläfriger, wehmütiger Gleichgültigkeit und kostete die Behaglichkeiten aus, die sie seit dem Verlassen des Tales vermißt hatte. Eine Zeitlang gelang es ihr, sich einzureden, sie wäre wieder zu Hause.
Doch als der Abend weiter herniedersank, ertönte ein Klopfen an der Tür, und ein weißgekleideter Stor winkte ihr, ihm zu folgen. Sie ging widerspruchslos mit. Sie wußte ohne zu fragen, daß Allanon sie gerufen hatte.
Sie fand ihn in seinem Zimmer am Ende des Ganges; Rone Leah saß bereits neben ihm an einem kleinen Tisch, auf dem eine Öllampe brannte, um die nächtliche Finsternis zu vertreiben. Wortlos wies der Druide auf den dritten Stuhl, und das Talmädchen trat hinzu, um Platz zu nehmen. Der Stor, der sie hergeführt hatte, wartete, bis sie saß, dann drehte er sich um, schwebte aus dem Zimmer und schloß die Tür leise hinter sich.
Die drei Gefährten schauten einander schweigend an. Allanon rückte auf seinem Stuhl hin und her, sein dunkelhäutiges Gesicht wirkte hart und entschlossen, sein Blick verlor sich in Welten, welche das Talmädchen und der Hochländer nicht wahrnehmen konnten. Er sah alt aus heute abend, dachte Brin und wunderte sich, wie das möglich war. Niemand hatte Allanon altern gesehen bis auf ihren Vater, und das war kurz vor dem Zeitpunkt gewesen, da der Druide vor zwanzig Jahren aus den Vier Ländern verschwunden war. Doch jetzt stellte sie es auch fest. Er war im Vergleich zu seinem Aussehen bei ihrer ersten Begegnung in Shady Vale älter geworden. Sein langes,
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