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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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herum. »Du kannst nichts tun, um ihnen zu helfen, Junge!« Ohne irgendein Gegenargument in dieser Frage abzuwarten, zerrte er Jair über die Wälle zu der Steintreppe, die nach unten führte. »Fang lieber an, dir Sorgen um dich selbst zu machen! Wenn wir vielleicht schnell genug sind…«
    Dann erblickte er den Kraken. Der hatte sich an der Mitte der Staumauer, wo der breite Innenhof die beiden Festungsteile zu den jeweiligen Enden des Damms vereinigte, aus dem Wasser gehievt, und seine Tentakel und Flossenbeine tasteten über den Stein. Sobald er so weit oben war, daß nur noch der hinterste Teil seines faßartigen Rumpfes im See hing, schwenkte er langsam herum zu der Stelle, wo die Zwergenverteidiger versuchten, aus dem nördlichen Festungsteil zu entkommen. Tentakel ergossen sich als wimmelnde Masse über die Mitte des Staudamms. Innerhalb von Sekunden war der Durchgang völlig blockiert.
    »Spinkser!« schrie Jair warnend und fiel auf die Steinstufen zurück, als ein riesenhafter Fangarm an seinem Kopf vorüberfuhr. Sie rannten wieder die Treppe hinauf, duckten sich in den Schutz der Balustrade, wo diese an die Zinnen stieß. Gischt vom Seewasser, von der Schwanzflosse des Ungeheuers aufgerührt, mischte sich mit Staub und zerschlagenem Gestein und regnete auf sie herab. Unten tasteten und hämmerten die Tentakel des Kraken um die Festungsmauer und packten alles, was in ihre Reichweite kam.
    Einen Augenblick lang sah es so aus, als sei jede Chance, wieder über den Innenhof zu entkommen, dahin. Doch dann setzten die Zwerge zum Gegenangriff an. Sie stürzten von den unteren Stockwerken der Burg aus verdunkelten Treppenfluchten und den Geheimgängen darunter. Allen voran stürmte der Zwergenkommandeur Radhomm. Mit wehenden roten Haaren führte er seine Soldaten in das Gewirr der riesigen Arme und schlug und hieb mit der Breitaxt hinein. In einem Schwall von Blut flogen Stücke und Fetzen des Kraken durch die Luft, und rötliches Wundsekret ergoß sich über das feuchte Gestein des Staudamms. Doch der Krake war ein monströses Tier, für das die Zwerge kaum mehr als lästige Mücken waren, die es zu vertreiben galt. Die Tentakel fuhren herab und zermalmten die winzigen Geschöpfe, die um ihn herumwimmelten, so daß sie leblos liegenblieben. Die Verteidiger gaben nicht auf und waren entschlossen, jenen den Weg freizukämpfen, die in dem eroberten Burgteil festsaßen. Aber der Krake wischte sie so schnell fort, wie sie auftauchten, und sie sanken sterbend um das Ungeheuer zu Boden.
    Schließlich erwischte der Krake Radhomm, als der Zwergenkommandeur einen Durchbruch erkämpfen wollte. Das Ungeheuer schwenkte den rothaarigen Zwerg hoch in die Luft, die Breitaxt, die mit hartnäckiger Verbissenheit immer noch auf ihn niedersauste, ließ ihn völlig unbeeindruckt. Der Krake riß Radhomm in die Höhe; dann schleuderte er ihn mit erschreckender Plötzlichkeit auf die Steine nieder, wo er zerschmettert, verkrümmt und leblos liegenblieb.
    Spinkser zerrte vergeblich an Jair. »Lauf!« schrie er verzweifelt.
    Tentakel zuckten an ihnen vorüber, hämmerten in die Zinnen und zerschlugen den Stein, daß er in alle Richtungen spritzte. Ein Hagel splitteriger Bruchstücke prasselte auf Talbewohner und Gnom nieder, schleuderte sie ausgestreckt zu Boden und begrub sie fast unter dem Schutt. Jair schüttelte benommen den Kopf, rappelte sich in die Höhe und taumelte nach vorn an die Steinbalustrade. Unten hatten sich die Zwerge, entmutigt durch den Tod von Radhomm, in die belagerte Festung zurückgezogen. Der Krake hing immer noch mit gespreizten Tentakeln über dem verwüsteten Innenhof und schob sich nun näher an die Mauern heran, auf denen Jair kauerte. Der Talbewohner wollte schon zurückweichen, blieb dann aber entsetzt stehen. Spinkser lag benommen zu seinen Füßen, Blut sickerte aus einer tiefen Schnittwunde an seinem Kopf.
    Dann tauchte unten, scheinbar aus dem Nichts, Garet Jax auf. Er wirkte mager und schwarz im grauen Licht der Dämmerung, als er pfeilschnell aus dem Schutz der Brustwehr auf der Staumauer mit einem kurzen Speer in Händen vorgeschossen kam. Jair schrie auf, als er ihn sah - es war ein unvermittelter, gellender Schrei -, doch der Laut verlor sich im Klagen des Windes und im Kampfgeheul. Der Waffenmeister raste als kleine, behende Gestalt über die ganze blutgetränkte Länge des Staudamms - nicht etwa weg von den todbringenden Fangarmen des Kraken, sondern geradewegs auf sie zu. Er flitzte und huschte

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