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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Lagerfeuer mit von Trauer und Verzweiflung gezeichnetem Gesicht, das sie dem Wald zugewandt hielt. Was war Brin nur zugestoßen, das sie so unglücklich machte?
    Befangen fuhr seine Hand zu der kleinen Wölbung der Kristallkugel, wo diese unter seinem Hemd versteckt lag. Stythys hatte bis jetzt weder sie noch den Beutel Silberstaub entdeckt, und Jair hatte sorgsam darauf geachtet, daß beides unter seiner Kleidung versteckt blieb, wann immer der Mwellret in seiner Nähe war. Das Geschöpf suchte ihn allzu oft heim, glitt lautlos aus dem Dunkel, wenn der Talbewohner es am wenigsten erwartete, und stahl sich aus den Schatten wie ein widerlicher Geist, um ihn zu beschwatzen und zu umschmeicheln, Versprechungen und Drohungen auszusprechen: Gib mir, was ich verlange, und du bekommst deine Freiheit… Sag mir, was ich wissen möchte!
    Jairs Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. Einem Ungeheuer helfen? Nicht um alles in der Welt!
    Rasch zog er die Silberkette mit ihrem Stein aus seinem Hemd und umfing sie liebevoll mit beiden Händen. Sie stellte seine einzige Verbindung zur Welt außerhalb dieser Zelle dar und sein einziges Mittel, etwas über Brins Verbleib zu erfahren. Er betrachtete die Kristallkugel und hatte sich entschieden. Er würde sie noch einmal einsetzen. Er wußte, er müßte vorsichtig sein. Doch er benötigte ja auch nicht mehr als einen Augenblick. Er würde das Bild rufen und schnell wieder verlöschen lassen. Das Monster würde niemals der klügere sein.
    Er mußte wissen, was aus Brin geworden war.
    Mit dem Kristall in beiden Händen begann er zu singen. Leise und tief lockte seine Stimme die schlummernde Kraft des Steins und stieß in die trüben Tiefen. Von dort stieg langsam das Licht an und breitete sich aus - als weiße Flut, welche die schreckliche Finsternis durchdrang und ein unerwartetes Lächeln auf sein Gesicht zauberte.
    Brin! rief er leise.
    Das Bild erwachte zu Leben - das Gesicht seiner Schwester im Lichtschein vor ihm. Er sang anhaltend und langsam, und das Bild wurde deutlicher. Sie stand jetzt an einem See. Die Traurigkeit in ihrem Antlitz war zu Entsetzen geworden. Steif und reglos starrte sie über die grauen, nebelverhüllten Wasser zu einer Erscheinung im Kapuzenumhang, die in der Luft schwebte. Während er sang, drehte die Gestalt sich langsam und schwenkte, so weit herum, daß er ihr Gesicht sehen konnte.
    Das Wünschlied geriet ins Stocken und verstummte, als das Gesicht näherrückte.
    Es war Brins Gesicht!
    Dann ließ ein flüchtiges Rascheln von der anderen Seite der dunklen Zelle Jairs Magen zu einem Eisklumpen erstarren. Er verstummte schlagartig, und das seltsame Bild erlosch. Jairs Hände schlossen sich um den Sehkristall und stopften ihn verzweifelt in seine zerfetzten Kleider hinab, wohlwissend, daß es schon zu spät war.
    »Ssiehsst du, kleiner Freund, nun hasst du doch eine Möglichkeit gefunden, mir zu helfen!« zischte eine kalte, vertraute Reptilienstimme.
    Und die verhüllte Gestalt des Mwellrets Stythys trat durch die offene Zellentür.
     
    Am Uferstreifen des Sees vom Finsterweiher trat ein langer, endloser Augenblick der Stille ein, die nur durch das leise Plätschern der gegen die Steine schwappenden Wellen gebrochen wurde. Der Schatten und die Talbewohnerin standen einander im düsteren Nebel wie lautlose Geister gegenüber, die man aus einer anderen Welt und einer anderen Zeit gerufen hatte.
    »Sieh mich an!« befahl der Schatten.
    Brin blickte ihn unerschütterlich an. Das Gesicht, das der Finsterweiher zur Schau trug, war ihr eigenes: ausgezehrt, verzerrt und von Kummer gezeichnet, und wo normalerweise ihre dunklen Augen gewesen wären, brannten zwei blutrote Lichtschlitze wie Kohlen. Ihr Lächeln foppte sie von den Lippen des Geistes, der sie mit gezielter Gehässigkeit verhöhnte, und sein Lachen klang leise und böse.
    »Kennst du mich?« erklang das Flüstern. »Nenn mich beim Namen!«
    Urin schluckte, als sich ihr die Kehle zuschnürte. »Du bist der Finsterweiher.«
    Das Gelächter schwoll an. »Ich bin du, Brin von den Shady-Vale- Leuten, Brin von den Häusern Ohmsford und Shannara. Ich bin du! Ich bin die Geschichte deines Lebens, in meinen Worten wirst du dein Schicksal erfahren. Such ruhig, was du wissen möchtest!«
    Das Zischen der Stimme des Finsterweihers ging in ein plötzliches Brodeln des Wassers über, über welchem er zu schweben schien. Eine feine, dünne Sprühfontäne schoß wie ein Geysir in die vernebelte Luft und regnete

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