Shannara III
Talmädchen? Gesteh es ihm zu, damit sich sein Wunsch erfüllt und er sich in die Reihen jener einreiht, die vor ihm den gleichen Wunsch hegten und den Tod fanden. Er ist der starke Arm, der dich einem ähnlichen Schicksal entgegenführt. Soll ich dir etwa auch noch erzählen, wie du zu Tode kommst?«
Brins dunkelhäutiges Gesicht verhärtete sich. »Erzähl mir, was du magst, Schatten. Doch ich werde nur auf die Wahrheit hören.«
»Tatsächlich? Steht es mir an zu urteilen, was Wahrheit ist und was nicht, da wir von Dingen sprechen, die erst noch eintreten müssen?« Die Stimme des Finsterweihers war leise und höhnisch. »Das Buch deines Lebens liegt offen vor mir, obgleich noch nicht alle Seiten geschrieben sind. Du wirst diejenige sein, die sie füllt, nicht irgendwelche Worte, die ich aussprechen könnte. Du bist die letzte von dreien, die jeweils im Schatten der anderen lebten, von denen jeder sich davon zu befreien suchte, sich jeder davon entfernte und dann doch wieder auf die Vorgänger zurückgriff. Und doch ist dein Rückgriff der unheilvollste für das Land.«
Brin zögerte unsicher. Shea Ohmsford mußte der erste, ihr Vater der zweite und sie die dritte sein. Jeder hatte sich von dem Vermächtnis des Elfenhauses Shannara, von dem sie alle abstammten, befreien wollen. Aber was bedeutete der Schluß?
»Ach, der Tod erwartet dich im Lande der Wandler«, zischte der Finsterweiher leise. »In der Grube der Finsternis, im Herzen der Magie, die du zu zerstören trachtest, wirst du den Tod finden. Es ist vorherbestimmt, denn du trägst den Keim bereits in deinem Körper.«
Die Hand des Mädchens fuhr ungeduldig in die Höhe. »Dann erkläre mir, wie ich dorthin komme, Finsterweiher. Nenn mir einen Weg in den Maelmord, der mich vor den Blicken der Wandler schützt. Laß mich geradewegs auf meinen Tod zueilen, wenn du es so siehst.«
Der Finsterweiher lachte hämisch. »Kluges Mädchen, du möchtest mich verleiten, dir gerade heraus zu sagen, was zu erfahren du in Wirklichkeit gekommen bist. Ich weiß, was dich hierherführt, Kind der Elfenrasse. Vor mir kannst du nichts geheimhalten, denn ich habe schon immer gelebt und werde ewig leben. Es ist meine freie Entscheidung, in dieser alten Welt zu bleiben, anstatt friedlich in einer anderen zu leben. Ich habe jene aus Fleisch und Blut, die heute meine einzigen Gefährten sind, zu Spielzeugen gemacht und habe nicht einmal die Deckung verlassen, in die ich mich selbst verbannt habe. Möchtest du die Wahrheit dessen, was du erfragst, wissen, Mädchen aus dem Tal? Dann erbitte sie dir.«
Zorn stieg angesichts der prahlerischen Worte des Finsterweihers in ihr auf, und sie trat bis an den Rand der grauen Wasser des Sees. Gischt sprühte als Warnung aus dem Nebel, aber sie ignorierte sie.
»Man hat mich gewarnt, daß du dieses Spielchen mit mir treiben würdest«, sagte sie, und nun klang ihre eigene Stimme bedrohlich. »Ich bin von weit hergekommen und habe eine Menge Kummer durchgemacht. Ich bin nicht bereit, mich nun von dir quälen zu lassen. Treib mich nicht in die Enge, Schatten. Sprich nichts als die Wahrheit. Wie gelange ich in die Grube des Maelmords, ohne von den Wandlern gesehen zu werde?«
Der Finsterweiher kniff wütend die Augen zusammen; sie funkelten dunkelrot, als das Schweigen sich zwischen ihnen in die Länge zog. »Such dir deinen Weg selbst, Brin von den Tal-Leuten«, fauchte der Finsterweiher.
Erneuter Zorn erfüllte Brin, und sie vermochte ihn nur mit purer Willenskraft in der Gewalt zu halten. Sie nickte wortlos, daß sie verstanden hatte, trat dann zurück, setzte sich ans Ufer und schlug ihren Mantel eng um sich.
»Es ist zwecklos, daß du wartest«, spöttelte der Geist.
Aber Brin rührte sich nicht. Sie wahrte sorgsam ihre Fassung, atmete die feuchte Luft vom See ein und konzentrierte ihre Gedanken. Der Finsterweiher verharrte in der Schwebe über den Wassern des Sees; er bewegte sich nicht und hielt den Blick auf sie geheftet. Brin sog diesen Blick förmlich ein. Ein gelassener Ausdruck trat auf ihr dunkelhäutiges Gesicht, und ihr dunkles Haar wehte nach hinten. Noch begreift er nicht, was ich vorhabe! Sie lächelte innerlich, und der Gedanke war auch schon wieder fort, wie er gekommen war.
Dann hob sie leise zu singen an. Das Wünschlied stieg mit süßen, zärtlichen Worten von den Lippen des Mädchens am Seeufer in den Mittag auf, um die Luft um sie her zu erfüllen. Rasch flog es dahin und fesselte die nebelhafte Gestalt des
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