Shannara III
sind zum rechten Preis für jedermann zu haben, ohne daß einer große Fragen stellt. Und die inhaftierten Menschen sind ebenfalls zu kaufen. Die sperren dich hier ein, bis nur noch Knochen von dir übrig sind, wenn nicht…«
»Erzähl das später, Gnom!« schnitt Garet Jax ihm das Wort ab. »Du!« Er deutete mit spitzem Finger auf den Mwellret. »Du gehst voran und hältst uns alle vom Leib. Niemand darf uns aufhalten, niemand soll uns Fragen stellen. Wenn aber doch…«
»Lassst mich hier, kleine Leutchen!« zischte das Geschöpf.
»Ja, laßt ihn hier«, unterstützte ihn Spinkser mit vor Abscheu verzogenem Gesicht. »Den Echsen kann man nicht trauen.«
Aber Garet Jax schüttelte den Kopf. »Er kommt mit. Foraker glaubt, wir könnten ihn noch brauchen.«
Jair fuhr hoch. »Foraker ist auch hier?«
Aber Spinkser schob ihn bereits zur Zellentür und spie demonstrativ aus, als er an dem Mwellret vorüberkam. »Er wird uns nur Ärger bringen, Waffenmeister«, erklärte er hartnäckig. »Vergeßt nicht, ich habe Euch gewarnt.«
Dann standen sie im Gang hinter der Tür, duckten sich in Schatten und Stille, und Spinkser hielt sich dicht neben dem Talbewohner, als Garet Jax Stythys hindurchschob. Der Waffenmeister blieb einen Augenblick stehen, lauschte und stieß dann Stythys vor sich her, um den Rückweg über den verdunkelten Korridor einzuschlagen. In einer Wandhalterung vor ihnen brannte eine Fackel; als sie daran vorüberkamen, fischte Spinkser sie heraus und übernahm die Führung.
»Das ist vielleicht ein dunkles Loch!« knurrte er leise, als er sich den Weg durch die Finsternis bahnte.
»Spinkser!« murmelte Jair drängend. »Ist Elb Foraker auch hier?«
Der Gnom warf ihm einen raschen Blick zu und nickte. »Der Zwerg und der Elf und der Grenzländer ebenfalls. Sagten, wir hätten diese Reise gemeinsam angetreten und würden sie so auch zu Ende bringen.« Er schüttelte wehmütig den Kopf. »Wahrscheinlich haben wir alle den Verstand verloren.«
Sie huschten zurück durch das Labyrinth der Gefängnisgänge; der Gnom und der Talbewohner gingen vorweg, der Waffenmeister folgte ihnen mit einem Schritt Abstand und drückte dem Mwellret das Schwert ins Kreuz. Sie hasteten durch Dunkelheit, Stille und den Gestank von Tod und Fäulnis, kamen an den geschlossenen, verrosteten Zellentüren vorüber und nahmen ihren Weg zurück nach draußen. Allmählich ließ die Finsternis nach, als graue, verwaschene Streifen Tageslicht die Gänge vor ihnen erhellten. Das Plätschern von Regen drang an ihre Ohren, und ein zarter, süßer Hauch frischer Luft wehte ihnen entgegen.
Dann tauchten wieder die riesenhaften, eisenbeschlagenen Tore des Gebäudeeingangs verschlossen und verriegelt vor ihnen auf. Wind und Regen peitschten in heftigen Böen dagegen und trommelten aufs Holz. Spinkser warf die Fackel von sich und huschte voraus, um durch den Beobachtungsschlitz zu prüfen, was sie draußen erwartete. Jair trat neben ihn und atmete dankbar die frische Luft, die hereinwehte.
»Ich hätte nie gedacht, daß ich dich noch einmal wiedersehen würde«, flüsterte er dem Gnomen zu. »Keinen von euch.«
Spinkser hielt sein Auge an den Schlitz gepreßt. »Du hast eben Glück.«
»Ich dachte nicht, daß noch einer da wäre, der mich hier herausholen könnte. Ich glaubte, Ihr wärt alle tot.«
»Wohl kaum«, knurrte der Gnom. »Nachdem ich dich in den Tunnels verloren hatte und nicht herausfinden konnte, was aus dir geworden war, stieg ich weiter in die Felswände nördlich über Capaal. Dort endet der Tunnel. Ich wußte, wenn die anderen überlebt hätten, mußten sie ebenso wie ich dort herauskommen, denn so war es nach dem Plan des Waffenmeisters vorgesehen. Also wartete ich. Und natürlich fanden sie einander wieder und stießen schließlich auch auf mich. Und dann machten wir uns auf die Suche nach dir.«
Jair starrte den Gnomen an. »Spinkser, du hättest mich einfach im Stich lassen können - und die anderen auch. Keiner hätte es jemals erfahren. Du warst frei.«
Der Gnom zuckte mit den Achseln, Unbehagen spiegelte sich auf seinem derben Gesicht. »Tatsächlich?« Er schüttelte verächtlich den Kopf. »Habe mir niemals die Zeit genommen, darüber nachzudenken.«
Inzwischen stand Garet Jax neben ihnen und stieß Stythys vor sich her. »Regnet es noch?« fragte er Spinkser.
Der Gnom nickte. »Es regnet noch.«
Der Waffenmeister steckte mit einer geschmeidigen Bewegung das Schwert wieder in die Scheide und zog statt
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