Shannara III
Chance finden sollte, diesem Burschen zu entkommen, und er war fest entschlossen, das bei der ersten Gelegenheit zu tun.
Als das Gericht gar war, brachte Spinkser es zu der Stelle herüber, wo er gefesselt war und teilte sein Mahl mit ihm, indem er ihn löffelweise von eigener Hand fütterte. Das Essen schmeckte köstlich, und sie verzehrten alles zusammen mit einem Kanten Brot und etwas Käse. Spinkser trank noch mehr von dem Bier, ließ Jair aber aus einer Wassertasse trinken.
»Kein übler Eintopf, wenn ich das selbst sagen darf«, meinte der Gnom schließlich und beugte sich ans Feuer, um die Pfanne auszukratzen. »Habe im Laufe der Jahre eine Menge nützlicher Dinge gelernt.«
»Wie lange bist du denn schon Fährtensucher?« fragte Jair ihn erstaunt.
»Fast mein ganzes Leben lang. Ich habe in deinem Alter zu lernen begonnen.« Er packte das Kochgeschirr fort, stand auf und kam zu dem Jungen aus dem Tal. »Was weißt du über diesen Job?«
Jair berichtete ihm knapp von dem alten Fährtensucher, der im Gasthof gewohnt hatte, von ihren Gesprächen und den Suchspielen, die sie veranstaltet hatten, bis das Bein des alten Mannes geheilt war. Spinkser lauschte schweigend, und deutliches Interesse stand in seinen derben, gelben Zügen. Als Jair mit seiner Erzählung fertig war, setzte der Gnom sich zurück und ließ den Blick der scharfen Augen in vage Fernen schweifen.
»Vor langer Zeit erging es mir wie dir. Ich hatte nichts anderes im Kopf, als Fährtensucher zu werden. Schließlich bin ich mit einem von Zuhause fortgelaufen - einem alten Grenzgänger. Ich war jünger als du. Ging von Zuhause fort, geradewegs ins Ostland nach Callahorn und ins Nordland. So lebte ich über fünfzehn Jahre. Bereiste nacheinander alle Länder, weißt du. Und sie haben mich ebenso geprägt wie meine Herkunft als Gnom aus dem Ostland. Seltsam, aber das hat mich zu einer Art heimatlosem Burschen gemacht. Gnomen trauen mir nicht richtig, weil ich zu lange unterwegs war und zuviel von allem anderen gesehen habe, um wirklich einer von ihnen zu sein. Ein Gnom, der kein Gnom ist. Ich habe mehr kennengelernt, als sie jemals erfahren werden, so abgeschieden, wie sie in den Wäldern vom Ostland leben. Und das wissen sie selbst auch. Sie können mich kaum ertragen. Sie achten mich, weil ich der Beste auf meinem Gebiet bin.«
Er blickte Jair scharf an. »Deshalb bin ich auch hier - weil ich der Beste bin. Der Druide Allanon - weißt du, der Bursche, den du angeblich nicht kennst - er kam ins Rabenhorn und nach Graumark und versuchte, sich Zugang zum Maelmord zu verschaffen. Doch in diese Grube dringt nichts ein, weder Druide noch Teufel. Die Geister erfuhren, daß er dort war und nahmen die Verfolgung auf. Ein Wandler, eine Patrouille von Gnomenjägern und ich, um seine Spur aufzunehmen. Haben ihn bis zu deinem Dorf verfolgt und gewartet, bis sich jemand zeigen würde. Ich habe fest damit gerechnet, obgleich ziemlich klar war, daß der Druide bereits weitergezogen war. Und wer sollte anderer auftauchen als du?«
Jairs Verstand arbeitete wie rasend. Wieviel weiß er? Kennt er den Grund, aus dem Allanon nach Shady Vale kam? Weiß er von den… Und plötzlich fielen ihm die Elfensteine ein, die er hastig in seinem Hemd verstaut hatte, als er aus dem Tal geflohen war. Hatte er sie noch? Oder hatte Spinkser sie gefunden? Oh, Geister!
Die Augen unablässig auf jene des Gnomen gerichtet, bewegte er sich vorsichtig in seinen Fesseln, um zu spüren, ob der Druck der Steine auf seinem Körper noch zu spüren war. Aber es war sinnlos. Die Seile umschnürten seine Kleider und ließen ihn nicht eindeutig fühlen, ob er sie noch hatte. Er wagte nicht, an sich hinabzublicken, nicht einmal für einen Augenblick.
»Schneiden die Seile ein wenig ein?« fragte Spinkser plötzlich.
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe nur versucht, mich bequemer zu setzen.« Er zwang sich, sich zurückzulehnen und zu entspannen. Er lenkte wieder auf ein anderes Thema. »Warum hast du dir die Mühe gemacht, mich aufzuspüren, wenn du doch Allanon verfolgen sollst?«
Spinkser neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Weil ich - dem Druiden nachspürte, um herauszufinden, wohin er ging, und diese Aufgabe habe ich erfüllt. Er ging in dein Dorf zu deiner Familie. Nun hat er die Rückreise nach dem Ostland angetreten - stimmt’s? Ach, du brauchst nicht zu antworten. Zumindest mir nicht. Aber denen, die mich begleitet haben, wirst du antworten müssen, wenn sie morgen früh hier
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