Shannara III
eintreffen. Sie sind zwar ein bißchen langweilig, aber zuverlässig. Ich mußte sie zurücklassen, um sicherzugehen, dich zu erwischen. Verstehst du, sie wollen etwas über Allanons Besuch erfahren. Sie wollen wissen, warum er kam. Und unglücklicherweise für dich wollen sie noch etwas wissen.«
Er machte eine bedeutungsvolle Pause, während seine Augen sich in Jair bohrten. Der Junge aus dem Tal atmete tief ein. »Über die Zauberei?« flüsterte er.
»Kluges Bürschchen.« Spinksers Lächeln war hart.
»Und wenn ich es ihnen nicht verraten will?«
»Das wäre töricht«, antwortete der Gnom ruhig.
Sie starrten einander wortlos an. »Der Geist würde mich zum Sprechen bringen, wie?« fragte Jair schließlich.
»Der Geist ist nicht dein Problem.« Spinkser schnaubte. »Der Geist folgt dem Druiden nach Norden. Der Sedt ist dein Problem.«
Der Talbewohner schüttelte den Kopf. »Sedt? Was ist ein Sedt?«
»Ein Sedt ist ein Gnomenanführer - in diesem Falle Spilk. Er befehligt die Patrouille. Ein recht unangenehmer Bursche. Verstehst du, nicht wie ich. Ganz ein Ostland-Gnom. Er würde dir genauso schnell den Hals abschneiden, wie er dich ansieht. Er ist dein Problem. Die Fragen, die er stellt, solltest du besser beantworten.« Er zuckte mit den Schultern. »Außerdem werde ich alles in meiner Macht stehende tun, dafür zu sorgen, daß du freigelassen wirst, sobald du Spilk erzählt hast, was er hören will. Schließlich gilt unser Kampf nicht den Talbewohnern. Wir liegen mit den Zwergen im Streit. Ich möchte dich ja nicht enttäuschen, aber du bist wirklich ganz und gar unwichtig. Interessant ist nur die Zauberkunst, die du beherrschst. Nein, du wirst die Fragen beantworten, und ich denke, daß du dann ziemlich rasch freigelassen wirst.«
Jair beäugte ihn mißtrauisch. »Ich glaube dir nicht.«
Spinkser wich zurück. »Nein? Na, da hast du mein Wort drauf. Es ist soviel wert wie deines.« Dichte Augenbrauen wölbten sich in die Höhe. »Es bedeutet mir ebenso viel wie dir, Junge. Nun nimm es schon an.«
Jair schwieg einen Augenblick. Eigentümlicherweise war er überzeugt, daß der Gnom die Wahrheit sagte. Wenn er versprach, sich um Jairs Freilassung zu bemühen, würde er das auch tun. Wenn er glaubte, Jair würde gehen können, wenn er die gestellten Fragen beantwortete, dann war das vermutlich so. Jair zog eine Grimasse. Andrerseits, warum sollte er irgendeinem Gnomen vertrauen?
»Ich weiß nicht«, murmelte er.
»Du weißt nicht?« Spinkser schüttelte verzweifelt den Kopf. »Glaub nur nicht, du hättest eine Wahl, Junge. Wenn du nichts antwortest, nimmt Spilk sich dich vor. Wenn du dann immer noch nicht redest, übergibt er dich den Wandlern. Was glaubst du, was dann mit dir geschieht?«
Jair kroch Eiseskälte in Mark und Bein. Er mochte erst gar nicht darüber nachdenken, was dann aus ihm würde.
»Ich hatte dich für schlau gehalten«, fuhr der Gnom fort, und seine runzligen, gelben Züge verzerrten sich zu einer Grimasse. »Schlau hast du dich an den anderen da hinten vorbeigeschlichen - sogar an dem Wandler. Also bleibe auch schlau. Welchen Unterschied macht es jetzt noch, was du irgend jemandem erzählst? Welche Rolle spielt es, wenn du dem Sedt erklärst, warum der Druide euch besucht hat? Der Druide ist inzwischen ohnehin fort - und ist vermutlich diesseits vom Ostland nicht mehr einzuholen. Er hat euch doch gewiß nichts so Wichtiges erzählt, oder? Und die Zauberei - alles, was sie darüber wissen wollen ist, wo und von wem du die Kenntnisse dazu erworben hast. Vielleicht vom Druiden? Oder von jemand anderem?« Er wartete einen Augenblick, aber Jair schwieg. »Nun, berichte halt, wie du sie erlernt hast und wie du sie anwendest - das ist doch recht einfach und kostet dich nichts. Aber keine Spielchen, sag einfach die Wahrheit. Wenn du das machst, wirst du nicht mehr gebraucht.«
Wieder wartete er, daß Jair antwortete, und wieder blieb der Talbewohner stumm.
Spinkser zuckte mit den Schultern. »Na, denk darüber nach.« Er stand auf, streckte sich und trat zu Jair. Mit einem fröhlichen Lächeln schob er ihm wieder den Knebel in den Mund. »Tut mir leid wegen des Schlafplatzes, aber ich kann mit dir keine großen Risiken eingehen. Soviel habe ich durch dich ja inzwischen schon gelernt.«
Immer noch lächelnd holte er eine Decke von der anderen Seite der Lichtung, brachte sie zu Jair, hüllte sie um ihn und steckte die Ecken dorthin, wo die Seile sich um den Baum schlangen, so daß sie
Weitere Kostenlose Bücher