Shannara III
Waffe mit narbigen knotigen Fingern und drehte sie langsam.
»Also, ist er’s?«
Der Gnom warf Spinkser einen raschen Blick zu. Spinkser nickte. Der Gnom ließ seinen Blick zu Jair zurückwandern. Langsam schlug er die Kapuze seines Waldmantels zurück. Derbe, kantige Züge zeichneten das breite Gesicht. Grausame Augen musterten den Talbewohner ungerührt und forschend.
»Wie heißt du?« fragte er ruhig.
»Jair Ohmsford«, antwortete Jair sogleich.
»Was hat der Druide von euch gewollt?«
Jair zögerte und überlegte, was er sagen sollte. Etwas Unangenehmes flackerte in den Augen des Gnomen. Unvermittelt schnappte der sich seine Keule, holte aus und schlug dem Mann aus dem Tal die Beine unterm Körper fort. Jair fiel hart, daß er schier keine Luft mehr bekam. Der Gnom stand schweigend über ihm, griff dann hinab und zerrte ihn an seiner Jacke wieder auf die Beine.
»Was hat der Druide von euch gewollt?«
Jair schluckte und versuchte, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. »Er wollte meinen Vater besuchen«, log er.
»Warum?«
»Mein Vater ist im Besitz der Elfensteine. Allanon will sie als Waffe gegen die Mordgeister einsetzen.«
Darauf trat ein endloser Augenblick der Stille ein. Jair wagte nicht einmal zu atmen. Falls Spinkser die Elfensteine in seinem Hemd gefunden hatte, war die Lüge bereits offenbart, und es wäre um ihn geschehen. Er wartete mit auf den Gnomen geheftetem Blick.
»Wo stecken sie jetzt, der Druide und dein Vater?« forschte der andere schließlich weiter.
Jair atmete aus. »Nach Osten gezogen.« Er zögerte und ergänzte dann: »Meine Mutter und meine Schwester besuchen die Dörfer südlich vom Tal. Ich sollte im Gasthof auf ihre Rückkehr warten.«
Der Gnom grunzte nichtssagend. Ich muß versuchen, sie zu schützen, dachte Jair. Spilk beobachtete ihn aufmerksam. Er wandte kein Auge von ihm. Du kannst nicht merken, daß ich lüge, überlegte Jair. Das kannst du nicht.
Dann hob sich ein knotiger Finger von der Keule und deutete auf ihn. »Kannst du zaubern?«
»Ich…« Jair ließ den Blick über die finsteren Gesichter um sich her schweifen.
Der Knüppel zuckte hoch und hieb schnell und kräftig über Jairs Knie, daß er wieder zu Boden sank. Der Gnom lächelte mit hartem Blick. Er riß Jair wieder hoch.
»Antworte mir - betreibst du Zauberei?«
Jair nickte wortlos; er war stumm vor Schmerz. Er konnte kaum stehen.
»Zeig es mir«, befahl der Gnom.
»Spilk.« Spinksers Stimme drang leise durch die plötzliche Stille. »Vielleicht erwägst du deine Forderung noch einmal.«
Spilk warf Spinkser einen knappen Blick zu und winkte dann ab. Seine Augen richteten sich wieder auf Jair. »Zeig es mir.«
Jair zögerte. Wieder zuckte die Keule hoch. Obwohl Jair diesmal darauf vorbereitet war, konnte er nicht schnell genug zurücktreten, um dem Schlag auszuweichen. Er traf ihn seitlich im Gesicht. Schmerz explodierte in seinem Kopf, Tränen schössen ihm in die Augen. Er stürzte auf die Knie, aber Spilks dicke Hände waren in seine Jacke verklammert und zerrten ihn wieder in die Höhe.
»Zeig es mir!« befahl der Gnom nochmals.
Nun stieg Zorn in Jair auf - ein so heftiger Zorn, daß er kochte. Er dachte erst gar nicht darüber nach, was er als nächstes tat; er handelte einfach. Ein kurzer, gedämpfter Schrei brach von seinen Lippen und wurde unvermittelt zu einem furchterregenden Zischen. Sogleich wimmelte Spilk von riesigen, dicken, grauen Spinnen. Der Gnomen-Sedt schrie entsetzt auf, riß wie von Sinnen an den großen, pelzigen Insekten und wich vor Jair zurück. Die Gnomen hinter ihm liefen in alle Richtungen davon, und Speere und Keulen sausten zu Boden, als sie versuchten, die Spinnen von sich selbst fernzuhalten. Der Sedt wälzte sich am Boden, schlug auf der Erde wild um sich und versuchte die schrecklichen Dinger abzuschütteln, die sich so hartnäckig an ihn klammerten; seine Schreie erfüllten die Morgenluft.
Jair sang einen Augenblick länger und verstummte dann. Wäre er nicht an Händen und Füßen gefesselt gewesen und nicht so benommen von Spilks Schlägen, hätte er die Verwirrung, die das Wunschlied ausgelöst hatte, genutzt, um einen Fluchtversuch zu unternehmen. Als sein Zorn verebbte, verstummte Jair.
Spilk wälzte sich noch ein paar Sekunden am Boden. Dann begriff er plötzlich, daß die Spinnen fort waren. Langsam erhob er sich auf die Knie, sein Atem kam heiser und stoßweise, sein verschlagenes Gesicht zuckte, bis seine Augen Jair fanden. Er heulte
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