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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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nicht verrutschen konnte. Dann ging er zum Feuer und trat es aus. Im schwachen Schein der glühenden Kohlen sah Jair, wie seine untersetzte Gestalt in die Dunkelheit davonging.
    »Ach, muß ich mich doch tatsächlich mit so Läppischkeiten befassen, wie einen Talbewohner zu jagen«, murmelte der Gnom. »Was für eine Vergeudung meines Talents! Nicht einmal ein Zwerg! Sie hätten mich wenigstens einen Zwergen aufstöbern lassen können. Oder wieder den Druiden. Pah! Der Druide hat kehrt gemacht, den Zwergen beizustehen, und ich kann hier herumsitzen und den Jungen beaufsichtigen…«
    Er brummelte noch eine Weile weitgehend unverständliches Zeug vor sich hin, dann verstummte seine Stimme endgültig.
    Jair Ohmsford saß allein in der Dunkelheit und überlegte, was er am nächsten Morgen tun wollte.
     
    Er schlief jämmerlich in dieser Nacht, weil die Seile, die ihn fesselten, ihn verkrampften und scheuerten und die Aussicht auf das Kommende ihn quälte. Von welchem Blickwinkel er es auch betrachtete, seine Zukunft sah finster aus. Von seinen Freunden konnte er keine Hilfe erhoffen; schließlich wußte keiner, wo er war. Seine Eltern und Brin, Rone und Allanon wähnten ihn alle sicher im Gasthof von Shady Vale. Und logischerweise konnte er auch nicht mit allzu viel Rücksicht von jenen rechnen, in deren Gefangenschaft er sich befand. Trotz Spinksers Versprechungen erwartete er nicht, freigelassen zu werden, wie viele Fragen er auch immer beantwortete. Wie sollte er schließlich auf Fragen nach der Zauberei reagieren? Spinkser hielt es eindeutig für eine angelernte Fähigkeit. Wenn die Gnomen erst erfuhren, daß es keine erworbene Kunst, sondern ein angeborenes Talent war, würden sie mehr hören wollen. Sie würden ihn ins Ostland zu den Mordgeistern mitschleppen…
    So vergingen die Nachtstunden. Gelegentlich döste er, wenn seine Erschöpfung die Überhand gewann über Unbequemlichkeit und Sorgen, doch niemals sehr lange. Dann gegen Morgen überwältigte ihn doch die Müdigkeit, und er schlief ein.
    Es dämmerte noch nicht, als Spinkser ihn grob wachrüttelte.
    »Steh auf«, befahl der Gnom. »Die anderen sind da.«
    Jair schlug blinzelnd die Augen auf, zwinkerte ins Grau der Vordämmerung, das den Wald des Hochlandes umhüllte. Die Luft war kalt und feucht, selbst mit der um seinen Körper gehüllten Decke, und feiner Nebel senkte sich herab und hing an den dunklen Fichtenstämmen. Es herrschte Totenstille, der Wald war noch nicht wieder zu Leben erwacht. Spinkser beugte sich über ihn und löste die Stricke, die ihn an den Baum banden. Es waren keine anderen Gnomen zu sehen.
    »Wo sind sie?« fragte er, sobald ihm der Knebel aus dem Mund gezogen wurde.
    »In der Nähe. Hundert Meter weiter unten am Hang.« Spinkser packte den Talbewohner an der Vorderseite seiner Jacke und zerrte ihn auf die Füße. »Und jetzt keine Spielchen. Behalt deine Zauberkunst für dich. Ich habe dich vom Baum losgebunden, daß du halbwegs wie ein Mann aussiehst, aber wenn du mir zuwiderhandelst, binde ich dich wieder fest. Verstanden?«
    Jair nickte rasch. Seine Hände und Füße waren noch gefesselt, und seine Glieder waren so verkrampft, daß er kaum stehen konnte. Mit schmerzenden, steifen Muskeln lehnte er sich mit dem Rücken an die Fichte. Selbst wenn er es schaffte, sich loszureißen, könnte er in diesem Zustand nicht weit laufen. Sein Denken war von Schläfrigkeit und plötzlicher Angst umnebelt, während er wartete, daß er seine Kräfte wiedererlangte. Beantworte die Fragen, hatte Spinkser ihm geraten. Sei nicht töricht. Aber was für Antworten konnte er geben? Welche Antworten würden sie akzeptieren?
    Dann plötzlich zeichnete sich im Zwielicht eine Reihe dunkler Gestalten ab, die sich schwer zwischen den Bäumen hervorschleppten. Zwei, drei, ein halbes Dutzend, acht - Jair beobachtete, wie einer nach dem anderen aus dem Nebel auftauchte: untersetzte Figuren, die in wollene Waldmäntel gehüllt waren. Gnomen - derbe, gelbe Züge, die sich in den tief herabgezogenen Kapuzen erkennen ließen, dickfingrige, um Speere und Keulen geklammerte Hände. Kein Wort kam über ihre Lippen, als sie im Gänsemarsch auf die Lichtung kamen, doch scharfe Augen musterten den gefangenen Talbewohner, und ihre Blicke verströmten keine Freundlichkeit.
    »Ist er das?«
    Der Sprecher stand an der Spitze der Reihe. Er war kräftig gebaut mit muskulösem Körper und breiter Brust. Er rammte das Ende seiner Keule in den Waldboden, umschloß die

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