Shannara III
gelassen hätten. Der beachtete sie gar nicht. Spilk löste sich aus der Gruppe seiner Begleiter, füllte seinen Beutel an dem Rinnsal, das die Felsen herablief, und nahm dann einen tiefen Zug. Einer nach dem anderen taten die anderen Gnomen es ihm nach bis auf Spinkser, der regungslos neben Jair stehenblieb. Der Talbewohner schaute zu dem Gnomen hinüber und stellte fest, daß der den Fremden mit starrem Blick musterte. In dem derben Gesicht zeichnete sich etwas Eigentümliches ab, etwas…
Wiedererkennen?
Plötzlich blickte der Fremde hoch und sah Jair geradewegs an. Seine Augen waren ausdruckslos und nichtssagend. Einen kurzen Moment lang blieben sie auf ihn gerichtet, dann wanderten sie zu Spilk.
»Lange Reise?« erkundigte er sich.
Spilk spie das Wasser aus. »Steckt Eure Nase in Eure eigenen Angelegenheiten.«
Der Fremde zuckte mit den Schultern. Er trank seinen Becher leer und bückte sich dann, um ihn in seinem Gepäck zu verstauen. Danach richtete er sich wieder auf, den schwarzen Stock hielt er nun in der Hand.
»Ist der Talbewohner denn wirklich so gefährlich?«
Die Gnomen gafften ihn alle trotzig an. Spilk warf seinen Wasserbeutel von sich, schloß die Faust um seinen Knüppel und bog um den Teich, bis er vor seinen Leuten stand.
»Wer seid Ihr?« schnauzte er ihn an.
Wieder zuckte der Fremde mit den Schultern. »Niemand, den Ihr kennenlernen möchtet.«
Spilk lächelte kalt. »Dann verschwindet von hier, solange ihr noch die Möglichkeit habt. Das hier geht Euch nichts an.«
Der Fremde rührte sich nicht. Er schien die Sache abzuwägen.
Spilk machte einen Schritt auf ihn zu. »Ich sagte, das geht Euch nichts an.«
»Neun Gnomenjäger, die nach Süden ziehen mit einem Talbewohner, der gefesselt und geknebelt ist wie ein Spanferkel?« Ein schwaches Lächeln huschte über das wettergegerbte Gesicht des Fremden. »Vielleicht habt Ihr recht. Vielleicht geht es mich wirklich nichts an.«
Er bückte sich, um seinen Tornister aufzuheben, warf ihn sich über und ging an den Gnomen vorüber fort vom Teich. Jair fühlte, wie seine eben erst gekeimten Hoffnungen wieder zerrannen. Einen Augenblick lang hatte er geglaubt, der Fremde wollte ihm helfen. Er wandte sich wieder zum Teich, weil er trinken wollte, aber Spinkser stellte sich ihm in den Weg. Die Augen des Gnomen ruhten noch auf dem Fremden, und nun hob er langsam die Hand, faßte nach Jairs Schulter und führte ihn ein paar Schritte von den anderen Gnomen der Patrouille fort.
Der Fremde war wieder stehengeblieben.
»Andererseits täuscht Ihr Euch vielleicht.« Er stand nun keine zwei Meter von Spilk entfernt. »Vielleicht geht mich das doch etwas an.« Das Bündel des Fremden rutschte von seiner Schulter zu Boden, und seine kieselgrauen Augen waren auf Spilk geheftet. Der Sedt starrte ihn an, und auf seinem groben Gesicht spiegelten sich Ungläubigkeit und Wut. Die anderen Gnomen warfen einander hinter seinem Rücken unbehagliche Blicke zu.
»Bleib hinter mir.« Spinksers Stimme drang als leises Zischen an sein Ohr, und der Gnom stellte sich vor ihn.
Der Fremde trat näher auf Spilk zu. »Warum läßt du den Mann aus dem Tal nicht seiner Wege ziehen?« erkundigte er sich freundlich.
Spilk schwang seine schwere Keule nach dem Kopf des Fremden. Doch so schnell er war, der Fremde war schneller und wehrte den Hieb mit seinem Stock ab. Dann sprang er nach vorn mit einer geschmeidigen, mühelosen Bewegung. Der Stab fuhr hoch und schlug einmal, zweimal zu. Der erste Schlag traf den Sedt in die Magengrube, daß er vornüberkippte. Der zweite erwischte ihn voll über den Schädel und ließ ihn wie einen Stein zu Boden stürzen.
Einen Augenblick lang rührte sich niemand. Dann griffen die anderen Gnomen mit einem wütenden Aufschrei an, rissen Schwerter aus den Scheiden und schwenkten Äxte und Speere. Mit sieben Mann stürzten sie sich auf die einzelne schwarze Gestalt. Jair biß auf den Knebel, der ihn sprachlos machte, als er sah, was als nächstes geschah. Mit katzenhafter Behendigkeit wehrte der Fremde den Angriff ab, wobei sein Stock nur so herumwirbelte. Zwei weitere Gnomen fielen mit zerschmettertem Schädel zu Boden. Der Rest hieb und stach blindlings in die Gegend, als der Fremde davontänzelte. Hinter seinem Mantel blitzte etwas Metallisches auf, und seine Hand umklammerte ein kurzes Schwert. Sekunden später lagen drei weitere Angreifer ausgestreckt am Boden, und ihr Blut strömte von hinnen.
Nun waren nur noch zwei der sieben am Leben.
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