Shannara III
warte doch eine Minute!« Die Erwähnung der Mordgeister erinnerte den Talbewohner an etwas, das er über seiner Erleichterung, befreit zu sein, fast vergessen hätte. »Was ist eigentlich mit dem Wandler, den wir auf der anderen Seite der Schwarzen Eichen treffen sollten?«
Spinkser war verärgert, daß seine Haßtirade unterbrochen wurde. »Was soll mit ihm sein?«
»Er wird wohl immer noch dort sein, oder?« fragte Jair ruhig.
Der Gnom zögerte und nickte dann. »Ich verstehe, was du meinst. Ja, er wird noch warten.« Er zog die Stirn kraus. »Nehmt einfach einen anderen Weg. Macht einen Bogen um ihn.«
Jair trat auf ihn zu. »Nehmen wir an, er beschließt, sich ihn vorzunehmen?« Er machte ein knappe Handbewegung in Garet Jaxens Richtung.
Spinkser zuckte mit den Schultern. »Dann gibt es einen Waffenmeister weniger.«
»Und mich auch nicht mehr.«
Sie sahen einander schweigend an. »Was willst du von mir, Junge?« fragte der Gnom schließlich.
»Komm mit uns.«
»Was?«
»Du bist Fährtensucher, Spinkser. Du kannst uns an dem Wandler vorbeiführen. Bitte, komm mit!«
Spinkser schüttelte heftig den Kopf. »Nein. Das ist Ostland. Dorthin kann ich nicht zurück. Jetzt nicht. Außerdem soll gerade ich euch nach Culhaven führen? Ich! Die Zwerge wären begeistert!«
»Nur bis zur Grenze, Spinkser«, bedrängte ihn Jair. »Dann gehst du deiner Wege. Mehr verlange ich gar nicht von dir.«
»Na, da bin ich dir aber von Herzen dankbar!« keifte der Gnom. Garet Jax kam näher, um sich wieder zu ihnen zu gesellen. »Sieh mal, welchen Sinn hat das Ganze? Der da würde mich ohnehin nicht dabeihaben wollen.«
»Das weißt du doch gar nicht«, meinte Jair hartnäckig. Er drehte sich um, als der Waffenmeister zu ihnen stieß. »Ihr äußertet vorhin, Spinkser könnte hingehen, wohin er wollte. Sagt ihm, daß er auch mit uns kommen kann.«
Garet Jax betrachtete den Gnomen. Dann sah er wieder zu Jair.
»Er ist Fährtensucher«, erklärte Jair. »Er könnte uns helfen, den Wandlern aus dem Weg zu gehen. Er könnte für uns eine sichere Route nach Osten ausfindig machen.«
Der Waffenmeister zuckte mit den Schultern. »Die Entscheidung liegt bei ihm.«
Es trat eine lange, unbeholfene Stille ein. »Spinkser, wenn du das machst, zeige ich dir auch ein bißchen, wie meine Zauberkunst geht«, lockte Jair schließlich.
Plötzliches Interesse blitzte in den dunklen Augen des Gnomen auf. »Nun denn, das ist ein Risiko wert oder…« Dann hielt er inne. »Nein! Was hast du mit mir vor? Glaubst du, du könntest mich bestechen? Meinst du das?«
»Nein«, widersprach Jair eilends. »Ich wollte nur…«
»Nein, das schaffst du nicht!« unterbrach der andere ihn entschieden. »Ich lasse mich nicht bestechen! Ich bin doch kein…!« Er stotterte und verstummte, weil er nicht das richtige Wort für das fand, was er nicht war. Dann richtete er sich auf. »Wenn es dir soviel bedeutet, wenn es so wichtig ist, na gut, dann bleibe ich bei euch. Wenn du willst, daß ich mitkomme, komme ich - aber nicht für ein Schmiergeld! Ich werde mitkommen, weil ich es will. Aus meinem freien Willen, verstanden? Und nur bis zur Grenze - keinen Schritt weiter! Mit den Zwergen will ich nichts zu tun haben!«
Jair gaffte ihn einen Moment lang verwundert an, dann streckte er ihm rasch die Hand entgegen. Spinkser schüttelte sie feierlich.
Sie beschlossen, Spilk so, wie er am Baum saß, zurückzulassen. Es würde ihn einige Zeit kosten, sich zu befreien, aber schließlich würde er es schaffen. Und wenn es ganz dick käme, überlegte Spinkser finster, könnte er die Seile immer noch durchnagen. Wenn er um Hilfe schrie, würde ihn vielleicht jemand hören. Aber er würde vorsichtig sein müssen. Die Schwarzen Eichen waren die Heimat einer besonders gefährlichen Sorte Waldwölfe, und die Rufe würden sehr wahrscheinlich ihre Aufmerksamkeit erregen. Andererseits kämen die Wölfe vielleicht ohnehin irgendwann zum Trinken…
Spilk hörte diese letzten Worte und wurde wach, als Jair mit seinen Begleitern gerade aufbrechen wollte. Benommen und wütend drohte ihnen der stämmige Gnom, sie könnten sich alle auf ein äußerst unerfreuliches Ende gefaßt machen, wenn er sie wieder eingeholt hätte, und er würde sie einholen. Sie ignorierten seine Drohungen - obgleich Spinkser sie merklich mit Unbehagen vernahm - und Minuten später hatten sie den Sedt zurückgelassen.
Es war schon eine eigentümliche Gesellschaft, in der Jair sich nun befand: ein
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