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Shannara III

Titel: Shannara III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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unsichtbare Präsenz hinter der Wand dachte. »Sie lassen auf ihrem Weg keine Spuren zurück«, fuhr Spinkser fort. »Sie tauchen auf und verschwinden, wie ihr Name vermuten läßt. Mordgeister. Schwarze Wandler.«
    Er verstummte und schüttelte den Kopf. Garet Jax warf Jair einen fragenden Blick zu. Der Talbewohner vermochte an nichts anderes zu denken als an das Gefühl, als er an jenem Abend im Tal in sein Haus zurückgekehrt war, wo einer auf ihn wartete.
    »Ich möchte nicht das Risiko eingehen, daß wir einem über den Weg laufen«, meinte er ruhig.
    Der Waffenmeister schob seinen Tornister auf den Schultern zurecht. »Dann gehen wir südwärts.«
    Den ganzen Nachmittag zogen sie in südlicher Richtung durch die Schwarzen Eichen und folgten dem Pfad, der sich zwischen den Bäumen hindurchschlängelte. Dämmerschein fiel über den Wald, und das graue Licht des Mittags schwächte sich rasch zum Abend hin ab. Feiner Nebel begann feucht und klebrig durch die Bäume zu sickern. Er wurde ständig dichter. Nun war es schwieriger, dem Weg zu folgen, der in regelmäßigen Abständen nicht zu erkennen war, wenn der Nebel heruntersank. Aus der zunehmenden Dunkelheit erklangen die Nachtgeräusche, und die waren nicht angenehm.
    Spinkser hieß sie stehenbleiben. Sollten sie für die Nacht ein Lager aufschlagen? wollte er wissen. Beide Männer schauten Jair an. Der Junge aus dem Tal war steif und erschöpft und ließ den Blick schweifen. Rund um sie her erhoben sich riesenhafte Eichen, deren glitzernde, schwarze Stämme sie wie eine massive Festung einschlössen. Überall lagen Nebel und Schatten, und irgendwo in diesem Wald jagte sie ein Wandler.
    Jair Ohmsford biß die Zähne gegen Schmerzen und Erschöpfung zusammen und schüttelte den Kopf. Die kleine Gruppe zog weiter.
     
    Nacht fiel auch über die Lichtung, wo Spilk an die große Eiche gefesselt saß. Den ganzen Nachmittag hatte er sich an den Stricken abgemüht, um die Knoten zu lösen, damit die Seile nachgäben. Den ganzen Tag über war kein anderes Lebewesen auf der Lichtung aufgetaucht: keine Wanderer waren gekommen, ihre Wasservorräte aufzufüllen, keine Wölfe waren zum Trinken erschienen. Die gekrümmten Leichen seiner Patrouille lagen, wo sie gefallen waren, als umrißlose Gestalten in der Dämmerung.
    Seine brutalen Züge spannten sich an, als er an den Seilen zerrte. Noch etwa eine Stunde, dann wäre er frei, jenen hinterherzujagen, die ihm das angetan hatten. Und er würde sie jagen bis zum bitteren Ende…
    Ein Schatten strich über ihn hinweg, und er riß den Kopf in die Höhe. Vor ihm stand eine hochgewachsene, schwarze Gestalt in Umhang und Kapuze, ein todbringendes, der Nacht entsprungenes Wesen. Spilk fuhr Eiseskälte durch Mark und Bein.
    »Meister!« flüsterte er heiser.
    Die schwarze Gestalt antwortete nicht. Sie blieb einfach stehen und blickte auf ihn hinab. Wie in Raserei begann der Sedt zu sprechen; in seiner Hast, die Worte hervorzustoßen, verhaspelte er sich über und über. Er enthüllte alles, was ihm widerfahren war - von dem schwarzgekleideten Fremden, dem Verrat durch Spinkser und der Flucht des Talbewohners mit der magischen Stimme. Sein muskulöser Körper ruderte wild in den Schlingen, die ihn festhielten, und seine Worte vermochten die Furcht nicht zu lindern, die ihm die Kehle schnürte. »Ich habe es versucht! Meister, ich habe es versucht. Befreit mich! Bitte, befreit mich!«
    Seine Stimme brach, die Wortflut verebbte zu Stille. Sein Kopf sackte nach vorn, Schluchzen schüttelte seinen Körper. Einen Augenblick lang verharrte die Gestalt reglos über ihm. Dann legte sich eine magere Hand in schwarzem Handschuh auf den Kopf des Gnomen und rotes Feuer brach daraus hervor. Spilk stieß einen einzigen entsetzlichen Schrei aus.
    Die schwarzgekleidete Gestalt zog die Hand zurück, drehte sich um und tauchte wieder in die Nacht. Kein Laut verriet ihren Weg.
    Auf der leeren Lichtung hing Spilks lebloser Körper mit starrem Blick in weit aufgerissenen Augen in seinen Fesseln.

Kapitel 9
    Über dem hochaufragenden, zerklüfteten Bergkamm der Drachenzähne hatte sich der Nachthimmel von Tiefblau zu Grau aufgehellt; das Funkeln von Mond und Sternen ließ allmählich nach, und der Himmel im Osten erstrahlte schwach in der herannahenden Morgendämmerung.
    Allanons dunkle Augen ließen den Blick über die unüberwindliche Bergwand schweifen, die sich um ihn her erhob, über Klippen und Gipfel verwitterten, alten Gesteins, das von Wind und

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