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Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Kommandant sackte wie eine Stoffpuppe zusammen.
    »Genug«, sagte Damson Rhee mit ruhiger Stimme und übersah den Zorn, der in den Augen des anderen brannte. »Wir verschwenden unsere Zeit. Es ist klar, daß er es nicht weiß. Wir sollten machen, daß wir hier herauskommen. Wir sind für heute genügend Risiken eingegangen.«
    Der Anführer der Geächteten blickte sie einen Augenblick wortlos an. »Ich werde es trotzdem herausfinden«, schwor er.
    Par hatte noch nie einen Menschen so zornig gesehen. Aber Damson Rhee ging nicht darauf ein. Sie drehte sich um und bedeutete Par aufzubrechen. Der Talbewohner ging die Treppe hinauf, und die anderen folgten ihm einer nach dem anderen. Sie hatten sich, als sie beschlossen hatten, ihre Freunde zu befreien, keinen Plan für den Rückzug zurechtgelegt.
    Der Zufall half ihnen. Der Wachraum war, als sie ihn erreichten, leer, und sie gingen schnell hindurch. Nur Morgan blieb stehen, um in den Waffenregalen zu wühlen, bis er das Schwert von Leah gefunden hatte. Mit einem grausamen Lächeln schnallte er es an seinem Gürtel fest und folgte den anderen.
    Das Glück blieb ihnen treu. Die Wachen draußen konnten überwältigt werden, noch bevor sie wußten, wie ihnen geschah. Die Nacht um sie herum war still, der Park leer, die Patrouillen immer noch auf Rundgang, die Stadt in tiefem Schlaf.
    Als sie sich eilig davonmachten, schenkte Damson Rhee Par ein strahlendes Lächeln und gab ihm einen Kuß mitten auf den Mund. Der Kuß schmeckte verheißungsvoll.
    Trotzdem war es nicht Damson Rhees Kuß, der Par von all den Ereignissen dieser Nacht am nachhaltigsten im Gedächtnis blieb. Es war die Tatsache, daß die Magie des Wunschliedes sich endlich als nützlich erwiesen hatte.

Kapitel 21
    Die Geschichte der Druiden wurde für Walker Boh zur Herausforderung, die er zu meistern entschlossen war. Drei volle Tage nach Coglines Weggehen kümmerte sich Walker Boh nicht um das Buch. Er ließ es auf dem Eßtisch liegen, zusammen mit dem Öltuch und der Schnur. Er verschmähte es, ging seiner Arbeit nach, als wäre es nicht vorhanden, prüfte seine Kraft, der Versuchung zu widerstehen. Zuerst hatte er mit dem Gedanken gespielt, es sich unverzüglich vom Hals zu schaffen, hatte dann aber anders entschieden. Wenn er der Versuchung eine Zeitlang widerstehen konnte, wenn er in ihrer Gegenwart leben konnte, ohne seiner Neugier nachzugeben, dann konnte er sich ihrer mit einem reinen Gewissen entledigen. Cogline rechnete damit, daß er das Buch entweder sofort lesen oder sich seiner sofort entledigen werde. Er würde weder das eine noch das andere tun. Der alte Mann sollte keine Genugtuung darüber verspüren, daß er Walker Boh manipulieren konnte.
    Der einzige, der dem Paket Aufmerksamkeit schenkte, war Ondit, der es von Zeit zu Zeit beschnupperte, es aber ansonsten links liegen ließ. Die drei Tage vergingen, und das Buch lag immer noch ungeöffnet auf dem Tisch.
    Aber dann ereignete sich etwas Eigenartiges. Am vierten Tag fing Walker an, seine Überlegungen in Frage zu stellen. Hatte es wirklich so viel mehr Sinn, sich des Buches erst nach einer Woche oder gar einem Monat zu entledigen? Was bewies er damit außer eine Art Starrköpfigkeit? Welche Art von Spiel spielte er, und zu wessen Gunsten spielte er es?
    Walker Boh brütete über der Angelegenheit, während das Tageslicht immer schwächer wurde und die Dunkelheit heraufzog. Er starrte das Buch am Ende des Raumes lange an, während das Holz im Herd langsam zu Asche verbrannte. »Ich bin überhaupt nicht stark«, flüsterte er. »Ich habe vielmehr Angst.« Schließlich stand er auf, durchquerte den Raum und blieb vor dem Tisch stehen. Einen Augenblick zögerte er. Dann streckte er die Hand aus und ergriff das Buch. Abschätzend hob er es hoch.
    Es war besser, den Dämon, der einen verfolgte, zu kennen als weiterhin in der Ungewißheit zu leben.
    Er ging zu seinem Lesestuhl, setzte sich und legte das Buch auf seinen Schoß. Ondit, der vor dem Feuer schlief, hob den Kopf und starrte Walker Boh an. Walker Boh starrte zurück. Die Katze blinzelte und legte sich wieder schlafen.
    Walker Boh schlug das Buch auf. Er las langsam, arbeitete sich bedächtig durch seine dicken Pergamentseiten, weil er jetzt, da das Buch einmal geöffnet war, nichts, aber auch gar nichts auslassen wollte. Die mitternächtliche Stille wurde nur von gelegentlichen Lauten der schlafenden Moorkatze und dem Knacken des Feuers unterbrochen. Nur ein einziges Mal fragte er sich, wie

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