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Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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Bewegung mit Waffen versorgt hat. Ich habe dir erzählt, daß mich ein Zauberer kurz danach als Lehrling bei sich aufgenommen hat und daß ich von ihm das Handwerk gelernt habe.« Sie holte tief Luft. »Was ich dir erzählt habe, entsprach nicht ganz der Wahrheit. Mein Vater ist nicht im Feuer umgekommen. Er konnte fliehen. Mit mir. Und es war mein Vater, der mich aufgezogen hat, nicht meine Tante, nicht ein Zauberer. Ich bin auf der Straße groß geworden und dort habe ich auch das Handwerk gelernt, aber es war mein Vater, der für mich gesorgt hat. Und mein Vater sorgt auch jetzt noch für mich.« Ihre Stimme zitterte. »Mein Vater ist Padishar Creel.«
    Mit großen Augen starrte Par sie an. »Padishar Creel ist dein Vater?«
    Ihre Augen hielten ihn fest. »Keiner außer dir weiß davon. Es ist sicherer so. Wenn die Föderation erfahren würde, wer ich bin, würde sie versuchen, über mich an ihn heranzukommen. Par, was du in jener Nacht, als ich dir von meiner Kindheit erzählt habe, wissen mußtest, war, daß ich niemals jemand verraten könnte, nachdem meine Familie an die Föderation verraten worden ist. So viel entsprach der Wahrheit. Mein Vater ist deswegen so zornig, weil möglicherweise einer seiner eigenen Männer der Verräter ist. Er kann nicht vergessen, was mit meiner Mutter, meinem Bruder und meiner Schwester geschehen ist. Die Vorstellung, noch einen Menschen, der ihm nahesteht, durch Verrat zu verlieren, bringt ihn beinahe um den Verstand.« Sie betrachtete ihn gespannt. »Ich habe versprochen, niemand zu erzählen, wer ich wirklich bin, aber für dich breche ich dieses Versprechen. Ich möchte, daß du es weißt. Auf diese Weise kann ich dir etwas schenken, das nur dir gehört.«
    Dann lächelte sie, und ein Teil seiner Anspannung fiel von ihm ab. »Damson«, sagte er und lächelte, »ich will nicht, daß dir etwas geschieht. Und wenn dir doch etwas geschieht, ist es ganz allein meine Schuld, denn ich habe dich hierher gebracht. Wie könnte ich deinem Vater danach je wieder unter die Augen treten? Ich könnte nicht einmal mehr in seine Nähe kommen!«
    Sie drückte sich an ihn. Einen Augenblick blieb er steif sitzen, und seine Augen wanderten in die Richtung, wo Coll saß, ein undeutlicher Schatten am anderen Ende des Ganges. Aber sein Bruder sah nicht zu ihnen her. Von Anfang an waren Freunde und Verräter in dieses Unternehmen verwickelt gewesen, und es war nahezu unmöglich gewesen, die einen von den anderen zu unterscheiden. Mit Ausnahme von Coll. Und jetzt Damson Rhee. Er legte seine Arme um sie und drückte sie an sich.
    Wenige Augenblicke später kehrte der Maulwurf zurück. Er schlich sich so leise an sie heran, daß sie ihn erst bemerkten, als sie von der Tür zur Seite geschoben wurden. Par ließ Damson Rhee los und sprang auf, die Klinge seines langen Messers blitzte auf. Der Maulwurf lugte durch die Tür, um sich ihren Blicken sogleich wieder zu entziehen.
    Damson Rhee packte Par am Arm. »Maulwurf!« flüsterte sie. »Es ist alles in Ordnung!«
    Das rundliche Gesicht des Maulwurfs kam wieder zum Vorschein. Als er sah, daß Par seine Waffe wieder eingesteckt hatte, schlüpfte er durch die Tür. Coll eilte durch den Gang auf sie zu.
    Der Maulwurf sagte: »Niemand ist in der Nähe der Hängebrücke, und wenn wir uns beeilen, können wir ungehindert darübergehen. Aber ihr müßt ganz leise sein.«
    Sie schlüpften durch die Tür und befanden sich auf einem Söller, der um eine riesige, leere Rotunde herumführte. Sie bewegten sich mit schnellen Schritten, vorbei an verschlossenen Türen und dunklen Alkoven. Auf halbem Weg führte der Maulwurf sie durch eine Halle ins Freie; von dort spannte sich eine Hängebrücke zu einer riesigen Mauer. Der Hof war einst eine Gartenlandschaft mit unzähligen Wegen gewesen; jetzt bedeckten Steinplatten die kahle Erde. Hinter der Brücke lag die Schlucht.
    Der Maulwurf winkte ihnen ängstlich zu. Sie betraten die Hängebrücke, die unter ihrem Gewicht hin- und herschaukelte. Der Wind fegte in schnellen Stößen über sie hinweg, und sein Heulen, als er über die kahlen Steinmauern und den leeren Hof brauste, glich einem tiefen Wehklagen. Unter ihnen zitterten und wiegten sich die Grashalme. Die Dunkelheit war totenstill und kein Schattenwesen zu sehen.
    Die Palastmauer kam immer näher. Als sie das andere Ende der Brücke erreicht hatten, traten sie schnell auf die Mauer, jeder streckte die Hand aus, um dem nächsten zu helfen; alle waren

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