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Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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an die Ohmsfords, ganz besonders Par und Coll - an sie dachte sie immer noch. Damals waren sie ihre Familie gewesen. Aber es kam ihr vor, als hätte sich all das in einem anderen Leben zugetragen. Garth war ihr jetzt zugleich Vater, Mutter, Bruder und Schwester, die einzige Familie, die sie noch kannte. Sie war mit ihm auf eine Weise verbunden, wie sie noch nie mit jemand verbunden gewesen war. Sie liebte ihn abgöttisch.
    Trotzdem, so mußte sie zugeben, fühlte sie sich manchmal in seiner Gegenwart allein - einsam und verlassen, wie ein herumirrendes Wesen, das von einer Familie zur nächsten weitergereicht wird, ohne irgendwo wirklich dazuzugehören und ohne zu wissen, wer oder was es wirklich war. Es ärgerte sie, daß weder sie noch die anderen mehr über sie wußten. Sie hatte oft genug gefragt, doch die Antworten waren immer nur dürftig ausgefallen. Ihr Vater war ein Ohmsford gewesen, ihre Mutter eine Fahrende. Es war unklar, wie die beiden ums Leben gekommen waren. Niemand wußte, was mit den anderen Familienmitgliedern passiert war. Und niemand wußte, wer ihre Vorfahren waren.
    Sie besaß in der Tat nichts anderes als einen Gegenstand, der Aufschluß darüber geben konnte, wer sie war: einen kleinen Lederbeutel, den sie immer um den Hals trug und der drei vollkommen geformte Steine enthielt. Elfensteine, hätte man meinen können - bis man beim genaueren Hinsehen feststellte, daß es sich um ganz gewöhnliche Steine handelte, die blau gefärbt waren. Aber sie waren das einzige, was man bei ihr als Kind gefunden hatte.
    Sie vermutete, daß Garth darüber mehr wußte, als er zugab. Als sie ihn danach fragte, hatte er vorgegeben, nichts zu wissen, doch etwas an seinem Leugnen hatte sie davon überzeugt, daß er nicht die Wahrheit sagte. Garth konnte Geheimnisse sehr viel besser als jeder andere bewahren, aber sie kannte ihn zu gut, um sich hinters Licht führen zu lassen. Manchmal, wenn sie darüber nachdachte, wollte sie eine Antwort aus ihm herausschütteln. Doch sie hütete sich davor, ihren Ärger zu zeigen. Man konnte Garth zu nichts zwingen. Er würde erst reden, wenn er von selbst dazu bereit war.
    Sie zuckte die Schultern, so wie sie dies immer tat, wenn sie über ihre Familiengeschichte nachdachte. Sie war die, die sie war, eine Fahrende, und führte ein Leben, um das viele sie beneideten, vorausgesetzt, sie waren ehrlich zu sich selbst. Ihr gehörte die ganze Welt, weil sie ihr nicht verpflichtet war. Sie konnte gehen, wohin sie wollte, und tun und lassen, was sie wollte, und das war mehr, als den meisten vergönnt war. Zudem waren viele ihrer Gefährten von zweifelhafter Abstammung. Sie schwelgten in ihrer Freiheit, in ihrer Fähigkeit, alles, was ihnen in den Sinn kam, für sich zu beanspruchen. Sollte das nicht auch für sie gut genug sein?
    Natürlich war keiner von ihnen ein Elf, oder? In keinem von ihnen floß das Ohmsford-Shannara-Blut, das die Magie der Elfen in sich trug. Keiner von ihnen wurde von Träumen heimgesucht…
    Ihre haselnußbraunen Augen wandten sich unvermittelt Garth zu, als sie seinen Blick auf sich ruhen spürte. Sie gab ihm eine harmlose Antwort, während sie daran dachte, daß keiner der anderen Fahrenden die Kunst des Überlebens so gründlich gelernt hatte wie sie.
    Sie tranken noch ein Bier, legten weitere Scheite auf das Feuer und hüllten sich in ihre Decken. Wren blieb noch lange wach, länger, als ihr lieb war; sie wurde wieder einmal von den unbeantworteten Fragen und ungelösten Rätseln, die ihr Leben begleiteten, eingeholt. Nachdem sie endlich eingeschlafen war, warf sie sich unter ihrer Decke ruhelos von einer Seite auf die andere, heimgesucht von Träumen, die ihrem Gedächtnis sofort entglitten.
    Als sie aufwachte, dämmerte es bereits, und der alte Mann saß ihr gegenüber und stocherte mit einem langen Stock müßig in der Asche des Feuers. »Es wird langsam Zeit«, schnarrte er.
    Sie blinzelte ungläubig, um im nächsten Augenblick unter ihrer Decke hervorzuschnellen. Der immer noch schlafende Garth wurde durch ihre ruckartige plötzliche Bewegung geweckt. Sie langte nach dem langen Stock an ihrer Seite, während ihr unzählige Fragen auf einmal durch den Sinn gingen. Woher kam dieser alte Mann? Wie hatte er es fertiggebracht, sich ihnen zu nähern, ohne sie aufzuwecken?
    Der alte Mann hob jetzt beruhigend seinen klapprigen Arm und sprach: »Es ist unnötig, sich aufzuregen. Seid einfach dankbar, daß ich euch habe schlafen lassen.«
    Garth war jetzt

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