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Shannara IV

Titel: Shannara IV Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Brooks
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dachte an die Geschichten von Cogline zur Zeit von Brin Ohmsford. Damals war Cogline ein halbwahnsinniger Mann, der die Magie gegen die Dämonen wie eine Art Besen gegen den Staub einsetzte - dieses Bild beschworen die Geschichten in ihm herauf. Aber jetzt war er alles andere als das. Er wirkte beherrschter - verschroben und exzentrisch zwar, aber meist beherrscht.
    Irgendwo weit draußen in der Nacht nahm er ein kurzes Leuchten wahr, eine flüchtige Helligkeit, die sofort wieder verschwand. »Ein Leben vergeht, ein neues Leben beginnt«, pflegte seine Mutter zu sagen. Er seufzte. Seit der Flucht aus Varfleet hatte er nur selten an seine Eltern gedacht. Ein leises Schuldgefühl beschlich ihn. Er fragte sich, ob es ihnen gut ging und ob er sie jemals Wiedersehen würde.
    Sein Gesicht nahm einen Ausdruck von Entschlossenheit an. Natürlich würde er sie wiedersehen! Alles würde gut werden. Allanon würde ihm die Antworten geben können - auf die Fragen nach der Anwendung der Magie des Wunschliedes, nach den Gründen der Träume, was mit den Schattenwesen und der Föderation geschehen sollte… einfach auf alles.
    Allanon würde es wissen.
    Die Zeit verging, Minuten wurden zu Stunden und die Nacht langsam zum Tag. Par suchte Coll, denn er wollte seinem Bruder nahe sein. Die anderen reckten und streckten sich und bewegten sich mit einem Gefühl des Unbehagens.
    Im Osten wurden die ersten Anzeichen des Morgens sichtbar.
    Er kommt nicht, dachte Par bedrückt.
    Es war, als erhielte er eine Antwort, als sich die Wasser des Hadeshorns plötzlich aufbäumten und das Tal zitterte, als erwachte etwas unter ihm zum Leben. Steine stoben auseinander, und die Mitglieder der kleinen Gruppe kauerten sich schützend zusammen. Der See begann zu kochen, das Wasser schäumte und erhob sich in einer Fontäne zum Himmel. Stimmen wurden laut, unmenschlich und erfüllt von Sehnsucht. Sie stiegen aus der Erde empor, kämpften gegen Fesseln an, die den Neun, die im Tal versammelt waren, verborgen blieben und die sie doch bildhaft vor Augen hatten. Walker Boh warf Silberstaub in die Luft, der sie wie ein Vorhang umgab, doch auch das konnte die Laute nicht von ihnen fernhalten.
    Dann fing die Erde an zu beben, Donner entwand sich der Tiefe und übertönte selbst die Schreie. Coglines magerer Arm erhob sich und deutete starr auf den See. Der Hadeshorn-See verwandelte sich in einen Strudel, seine Wasser wirbelten wild durcheinander, und aus ihren Tiefen erhob sich…
    »Allanon!« schrie Par aufgeregt.
    Es war der Druide. Alle erkannten sie ihn augenblicklich. Sie erinnerten sich seiner aus den Geschichten der vergangenen drei Jahrhunderte; sie erkannten ihn mit einer Gewißheit, die nur aus dem tiefsten Innern kommt. Umgeben von flackerndem Licht, stieg er in die Nacht empor, auf geheimnisvolle Weise von den Wassern des Hadeshorn-Sees freigegeben. Er stand auf der Wasseroberfläche, ein Schatten aus dem Niemandsland, der sich nur schwach von der Dunkelheit abhob. Von Kopf bis Fuß eingehüllt in Gewänder, bot er das mächtige Bild des Mannes, der er einmal gewesen war; sein langes, markantes, bärtiges Gesicht wandte sich ihnen zu, seine Augen schienen alles zu durchdringen.
    Par zitterte.
    Die Wogen des Wassers glätteten sich, das Dröhnen ließ nach, das Wehklagen verklang zu einem Schweigen, das noch lange über dem Tal schwebte. Der Schatten bewegte sich auf sie zu, scheinbar ohne Hast, so als wolle er Coglines Worte Lügen strafen, der behauptet hatte, er könne nur einen Augenblick in der Welt der Menschen verweilen. Seine Augen blieben auf die ihren geheftet. Par hatte sich noch nie so sehr gefürchtet. Er wollte weglaufen. Er wollte um sein Leben laufen, aber er blieb wie angewurzelt stehen, unfähig, sich zu rühren.
    Der Schatten kam zum Rand des Wassers und blieb stehen. Aus der Tiefe ihrer Gedanken hörten sie ihn sprechen.
    »Ich bin Allanon, der war.«
    Ein Gemurmel erfüllte die Luft, Stimmen von Dingen, die nicht mehr lebten, die Worte des Geistes verstärkend.
    »Ich habe euch in euren Träumen gerufen - Par, Wren und Walker. Kinder von Shannara, ich habe euch kommen lassen. Das Rad der Zeit hat sich wieder einmal gedreht - die Magie wird wiedergeboren, das Vertrauen, das euch geschenkt wurde, wird geehrt, viele Dinge werden begonnen und beendet.«
    Die tiefe, klangvolle Stimme, die sie vernahmen, wurde so rauh, daß sie ihnen durch Mark und Bein ging.
    »Die Schattenwesen kommen. Sie kommen in der Absicht zu zerstören, sie

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