Shannara VI
Daß er der Wahrheit ausgesetzt gewesen war, hatte ihn aller Illusionen und Ideen beraubt, die ihn sein ganzes Leben lang beschützt hatten. Er war der Schutzbarrieren beraubt worden, die er für sich selbst gegen die schlimmsten seiner Fehler und Verfehlungen errichtet hatte. Er war nackt und ungeschützt zurückgeblieben. Er hatte sich dabei so einfältig und beschämt gefühlt.
Und er war voller Angst um Par.
Weil das Schwert von Shannara bei seiner Befreiung auch Wahrheiten über Par offenbart hatte. Eine davon war, daß Par das Schwert nicht benutzen konnte. Eine andere war, daß er das nicht erkannte. Eine dritte war, daß der Wunschgesang die Ursache für die Probleme seines Bruders war.
Geheimnisse, die er alle enthüllt gesehen hatte. Aber Par hatte das nicht. Aus noch immer unbekannten Gründen ließ der Wunschgesang es nicht zu, daß Par die Magie des Schwertes anrief, ließ er es nicht zu, daß er die Magie in sich aufnahm, und ließ er es nicht zu, daß er Wahrheiten über sich selbst erfuhr. Der Wunschgesang war eine Mauer, die die Schwertmagie abwies und verbarg, was diese offenbaren konnte. Sie hielt seinen Bruder gefangen. Coll wußte nicht, warum das so war - nur daß es so war. Der Wunschgesang tat Par etwas an, und Coll war sich nicht sicher, was es war. Er hatte seinen Widerstand gegen die Macht des Schwertes gespürt, als er mit seinem Bruder um den Besitz der Klinge gekämpft hatte. Er hatte gespürt, wie es die Magie verdrängt hatte, sie in Coll verschlossen hatte, um sicherzustellen, daß die Wahrheiten, die offenbar wurden, seine waren und nicht die seines Bruders.
Er fragte sich, warum das so war. Warum sollte das so sein? Warum hatte Allanon ihnen nichts darüber gesagt, oder darüber, wer das Schwert benutzen könnte, oder darüber, wie sie das Schwert einsetzen sollten? Was war der Zweck des Schwertes? Sie waren ausgesandt worden, es zurückzuerlangen, und hatten das getan. Was sollten sie jetzt damit anfangen?
Was wollte er jetzt damit anfangen?
Sonnenlicht strich über sein Gesicht, und er schloß die Augen und lehnte sich hinein. Die Wärme war tröstlich, und er ließ sich von ihr umhüllen wie von einer Decke. Er war müde und verwirrt, aber er war auch in Sicherheit, und das war mehr, als man über Par sagen konnte.
Er wich aus dem Licht zurück und öffnete seine Augen wieder. Der König vom Silberfluß hatte versucht, sie beide in seinen Schutz aufzunehmen, aber der Versuch war gescheitert. Par war in Panik geraten und hatte den Wunschgesang gebraucht, und seine Magie hatte der ihres Befreiers entgegengewirkt. Coll war in das Licht hinauf- und sicher davongetragen worden, aber Par war wieder in die Dunkelheit und die wartenden Hände der Schattenwesen zurückgefallen.
Felsen-Dall hatte ihn jetzt.
Coll biß die Zähne zusammen. Er hatte nach Par gerufen, als er ihn fallen sah, hatte dann gespürt, wie er von dem Licht, das ihn davongetragen hatte, umhüllt und getröstet wurde. Der König vom Silberfluß hatte ihm Worte der Beruhigung, des Trostes und der Versprechungen zugeflüstert. Die Stimme des alten Mannes hatte sanft in seinen Ohren geklungen. Er würde sicher sein, flüsterte sie. Er würde schlafen und vorübergehend vergessen, aber wenn er erwachte, würde er sich wieder erinnern. Er würde das Schwert von Shannara als sein Eigentum behalten, denn er sollte es führen. Er würde es auf die Suche nach seinem Bruder mitnehmen, und er würde es benutzen, um ihn zu befreien.
Coll nickte, als er sich erinnerte. Es benutzen, um ihn zu retten. Für Par tun, was Par für ihn getan hatte. Par suchen und ihn, indem er die Magie des Schwertes von Shannara anrief, dazu zwingen, sich den Wahrheiten zu stellen, die der Wunschgesang vor ihm verbarg. Um ihn so zu befreien.
Aber wovon befreien?
Ein düsteres Unbehagen regte sich in ihm, als er sich an Pars Ängste erinnerte, als sich die Magie des Wunschgesangs entwickelt hatte. Felsen-Dall hatte beide Ohmsfords gewarnt, daß Par ein Schattenwesen sei, daß der Wunschgesang ihn dazu gemacht habe und daß er in Gefahr sei, von der Magie vereinnahmt zu werden, weil er nicht erkennen könnte, wie man sie kontrollieren konnte. Er hatte sie gewarnt, daß nur er den Talbewohner davor bewahren könnte, vernichtet zu werden. Natürlich gab es keinen Grund, dem Ersten Sucher irgend etwas zu glauben. Aber was war, wenn er auch nur ein kleines bißchen recht hatte? Das wäre sicherlich Grund genug für den Wunschgesang, die Wahrheit
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