Shannara VII
dunklen Kopfes. »Meine Magie ist sehr mächtig«, vertraute sie ihm mit leiser Stimme an.
Er griff nach ihrer Hand. »Wenn du bis nach Sonnenaufgang warten kannst, werde ich über diese Sache nachdenken«, erklärte er. »Wenn Tay und Risca hier sind, werde ich mich mit ihnen beraten müssen.«
Sie nickte und sah über ihn hinweg. »Und mit Eurem anderen Freund?«
»Ja, mit Kinson auch.«
»Aber er hat keine magischen Fähigkeiten, nicht wahr? Im Gegensatz zu euch anderen?«
»Nein, aber er hat Fähigkeiten anderer Art. Du kannst es spüren, nicht wahr? Daß er keine magischen Fähigkeiten besitzt?«
»Ja.«
»Ich möchte noch etwas wissen. Hast du uns mit Hilfe der Magie in diesem Versteck aufgespürt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Das war Instinkt. Ich habe Euch gespürt. Ich konnte so etwas schon immer.« Sie starrte ihn an und fing seinen Blick auf. »Ist das eine Art von Magie, Bremen?«
»Ja, das ist es. Keine Form von Magie, die man so einfach wie manche andere erkennen könnte, aber dennoch Magie. Angeborene Magie, möchte ich hinzufügen - keine erworbene Fähigkeit.«
»Ich habe keine erworbenen Fähigkeiten«, sagte sie ruhig und verschränkte die Arme unter dem Umhang, als wäre ihr plötzlich kalt geworden.
Er betrachtete sie einen Moment und dachte nach. »Setz dich hierher, Mareth«, sagte er schließlich und deutete auf eine Stelle hinter ihr. »Warte mit mir auf die anderen.«
Sie kam seiner Aufforderung nach und ging zu einem kleinen Fleckchen Gras, das dort gewachsen war, wo die Bäume die Sonnenstrahlen nicht fernhalten konnten. Mit angewinkelten Knien saß sie auf ihrem Umhang. Sie sah aus wie eine kleine, dunkle Statue. Bremen warf noch einen letzten Blick auf sie, ehe er quer über die Lichtung zu Kinson ging.
»Was wollte sie?« fragte der Grenzländer, während sie gemeinsam auf die Bäume zuschritten.
»Sie möchte sich uns anschließen«, antwortete Bremen.
Kinson runzelte nachdenklich die Stirn. »Aus welchem Grund?«
Bremen blieb stehen und sah ihn an. »Sie hat mir noch keinen genannt.« Er schaute zurück zu Mareth. »Sie hat mir genügend Gründe gegeben, damit ich über ihre Bitte nachdenke, aber etwas scheint sie auch zurückzuhalten.«
»Also wirst du ihre Bitte ablehnen?«
Bremen lächelte. »Wir werden auf die anderen warten und zusammen darüber sprechen.«
Sie mußten nicht lange warten. Wenige Minuten später stieg die Sonne über die Berge und erklomm die Wipfel der Bäume, sie verströmte ihr Licht über die schattigen Nischen und verjagte auch das letzte Zwielicht. In Schattierungen von Grün, Braun und Gold kehrte die Farbe ins Land zurück, und die Vögel kamen hervor, um mit ihrem Gesang den neuen Tag zu begrüßen. In den dunkleren Bereichen des immer heller werdenden Waldes hielt sich noch hartnäckiger Nebel, und durch eine dieser Nebelwände, die die Mauern von Paranor verdeckte, kamen nun Risca und Tay Trefenwyd herbei. Beide hatten ihre Druidenumhänge gegen Reisekleidung eingetauscht; beide trugen Rucksäcke, die locker über ihren breiten Schultern hingen. Der Elf war mit einem Langbogen und einem schmalen Jagdmesser bewaffnet, der Zwerg hatte ein kurzes, zweihändiges Breitschwert und einen Knüppel von der Dicke seines Unterarms bei sich, außerdem war eine Streitaxt an seinen Gürtel geschnallt.
Ohne Mareth zu bemerken, gingen sie direkt auf Bremen und Kinson zu. Mareth erhob sich und blieb abwartend stehen.
Tay bemerkte sie zuerst; er hatte die Bewegung aus den Augenwinkeln wahrgenommen. »Mareth.«
Risca folgte seinem Blick und seufzte.
»Sie hat gebeten, uns begleiten zu dürfen«, verkündete Bremen ohne Umschweife. »Sie behauptet, daß sie uns nützlich sein kann.«
Risca grunzte jetzt und drehte sich um, so daß er dem Mädchen den Rücken kehrte. »Sie ist noch ein Kind«, brummte er.
»Sie ist bei Athabasca in Ungnade gefallen, weil sie versucht hat, sich mit Magie zu beschäftigen«, sagte Tay und wandte langsam der Blick von ihr ab. Der Elf lächelte. »Ich halte sie für vielversprechend. Mir gefällt ihre Entschlossenheit. Sie hat kein bißchen Angst vor Athabasca.«
Bremen schaute ihn an. »Können wir ihr vertrauen?«
Tay lachte. »Was für eine merkwürdige Frage! Vertrauen bei was? Es gibt eine Redensart, die besagt, man kann niemandem vertrauen außer dir und mir, und ich kann nur für mich sprechen«, nickte er Kinson zu. »Guten Morgen, Grenzländer. Ich bin Tay Trefenwyd.«
Der Elf schüttelte Kinson die
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