Shannara VII
Cañons waren schmal, und die großen Vögel konnten darin nicht leicht navigieren, daher würde man die Bergung vielleicht mit Hilfe der Mannschaft unternehmen müssen.
Alle stimmten darin überein, dass die Pläne des Druiden Sinn ergaben, und damit war das Thema abgeschlossen.
Am nächsten Morgen brach Walker in der Morgendämmerung mit Hunter Predd und Obsidian auf, um die Westküste der Insel methodisch abzufliegen. Sie suchten den ganzen Tag lang, tauchten in jeden Cañon und jede Schlucht, schwebten über Klippen und Gipfeln, kreuzten über der Insel von der Küste bis zur Mitte, damit sie nichts übersahen. Der Tag war sonnig und heiter, das Wetter wunderbar, der Wind leicht, und ihre Suche ging ohne Schwierigkeiten voran.
Bis Sonnenuntergang hatte Walker allerdings nichts gefunden.
Am Tag darauf machte er sich mit dem spindeldürren Flugreiter Po Keiles und dem grauschwarz gesprenkelten Rock Niciannon auf. Mit einem starken Wind flogen sie nach Süden, über die Unheil verkündende Küstenlinie der Insel hinweg, und hier erspürte Walker kurz nach Mittag die Gegenwart des Schlüssels. Er war tief in einem Tal nahe der Küste vergraben, das zwischen zwei steilen Klippen begann und sich über fünf Meilen in den dichten Dschungel des Inlands erstreckte. Das Gelände war aus der Luft nicht zu erreichen, und nachdem sich Walker die vermutliche Position des Schlüssels eingeprägt hatte, ließ er Po Keiles zum Luftschiff zurückfliegen. Für diesen Tag unterließ er alle weiteren Anstrengungen; er bat lediglich Redden Alt Mer, die Jerle Shannara zu einer Steilwand oberhalb des Tals zu bringen, das er in der Dämmerung erkunden wollte.
Walker wartete, bis alle außer den Wachen schliefen, bevor er Truls Rohk rief. Seit der Gestaltwandler an Bord gekommen war, hatte er ihn weder gesehen noch mit ihm gesprochen, obwohl er seine Gegenwart spürte. Nun stand er am hinteren Teil des Schiffes vor dem Heckaufbau, auf dem ein Elfenjäger Wache hielt, spähte hinaus in die Dunkelheit des Inseldschungels und schickte einen stillen Ruf zu Truls Rohk. Er suchte noch nach dem Gestaltwandler, als er bemerkte, dass dieser längst da war und praktisch unsichtbar neben ihm im Schatten hockte.
»Was gibt es, Druide?«, zischte Rohk, als hätte ihn der Ruf verärgert.
»Erkunde für mich das Tal, ehe es hell wird«, antwortete Walker unbeeindruckt. »Nur oberflächlich, mehr nicht. Dort liegt ein Schlüssel, der sich so anfühlt.«
Er holte den anderen hervor und gab ihn Truls Rohk, damit der ihn betasten und seine Energie fühlen konnte.
Truls Rohk grunzte und reichte ihn zurück. »Soll ich ihn dir bringen?«
»Wage dich nicht in seine Nähe.« Walker suchte die Augen seines Gegenübers. »Natürlich könntest du es, aber die damit verbundene Gefahr ist vielleicht größer, als wir vermuten. Ich muss lediglich wissen, wo er sich befindet. Morgen werde ich ihn dann selbst holen.«
Der Gestaltwandler lachte leise. »Ich würde dir niemals eine Gelegenheit verderben, dein Leben anstatt des meinen zu riskieren, Walker. Dir ist das deine so viel weniger wert als mir das meine.«
Ohne ein weiteres Wort schwang er sich über die Reling und war verschwunden.
Walker wartete fast bis zum Morgengrauen auf ihn, döste an der Reling, der Insel den Rücken zugewandt und tief in Gedanken versunken. Niemand störte ihn oder trat an ihn heran. Die Nacht war ruhig und warm, der Wind des Tages hatte sich gelegt, und nur eine sanfte Brise trug den Geruch des Ozeans in die höher gelegenen Bereiche hinauf. Über dem Land bedeckte die Dunkelheit alles mit schwarzer Stille.
Er hatte vielleicht geträumt, doch er konnte sich nicht mehr erinnern, als Truls Rohk ihn mit einer leichten Berührung weckte.
»Hast du süß von einem Inselparadies geträumt, Walker?«, fragte er leise. »Von Sandstränden und hübschen Vögeln? Von Früchten, Blumen und warmen Winden?«
Walker schüttelte den Kopf und wurde vollends wach.
»Das ist gut, denn nichts von dem wirst du in dem Tal unten finden.« Die dunkle Gestalt bewegte sich wie flüssiges Schwarz vor der Reling. »Der Schlüssel, den du suchst, liegt drei Meilen weit im Landesinneren, nahe der Talsohle, in einer nicht gerade kleinen Höhle. Sie ist gut im Dschungel versteckt, aber du wirst sie schon entdecken. Wo er in der Höhle verborgen ist, kann ich dir nicht sagen. Ich habe sie nicht betreten, weil davor etwas Wache hält.«
Walker starrte ihn an. »Ein Lebewesen?«
»Etwas Riesiges,
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