Shannara VIII
hysterisch. »Wir sollen dem Ding folgen!«, rief sie, »es will uns zu Walker bringen. Ahren, wir müssen gehen! Du hast ihn selbst gesehen! Er braucht uns!« Sie rüttelte ihn, und alle Ruhe war vergessen.
Keineswegs so überzeugt wie sie, befreite sich Ahren mit einem Ruck von ihr. »Nicht so eilig, Ryer.« Er benutzte bewusst ihren Vornamen, damit sie ihm ihre Aufmerksamkeit zuwandte, und das funktionierte. Sie verstummte und richtete den Blick auf ihn. »Wir wissen nicht, ob irgendeins von den Bildern der Wahrheit entspricht. Wenn es nun nur eine List ist? Wo ist dieser Kehrer überhaupt hergekommen?«
»Das ist keine List, es ist echt! Ich fühle es. Das ist wirklich Walker, er ist unten in diesen Tunneln, und er braucht unsere Hilfe!«
Ahren fragte sich nur, welche Art von Hilfe sie dem Druiden leisten konnten und ob es, wenn sie dem Kehrer in diese Tunnel folgten - vorausgesetzt, es würde ihnen überhaupt gelingen -, tatsächlich dieses glückliche Ende nehmen würde, das man ihnen vorgeführt hatte. Wenn Walker sich mit seiner ganzen Magie nicht von den Kriechern befreien konnte, was vermochten sie dann schon zu tun?
Er betrachtete den kleinen Kehrer. »Wie hast du uns gefunden?«
Ein neues Bild erschien. Der Kehrer säuberte die Kanten des Labyrinths unterhalb ihres Verstecks. Er zeigte alles durch eine Art Linse. Irgendetwas lenkte ihn ab, und er verließ das Labyrinth, zog in die Ruinen hinaus und kletterte langsam durch den Schutt, bis er kurz hinter ihnen stand.
Das Bild verblasste. »Er muss uns gehört haben«, flüsterte die Seherin und warf Ahren einen hoffnungsvollen Blick zu.
Er wollte nicht begreifen, wie. Sie waren vorsichtig gewesen und hatten keinen Lärm gemacht. Vielleicht hatte das Ding ihre Anwesenheit gespürt. Aber warum die anderen Kehrer nicht?
»Mir gefällt die Geschichte nicht«, sagte er.
»Ahren!«, flehte sie mit trauriger, gequälter Stimme.
Erbost seufzte er. Wie wehrlos fühlte er sich gegenüber ihren Wünschen und Erwartungen. Sie wollte unbedingt zu Walker, um ihm zu helfen, und dabei ließ sie alle Vorsicht und allen gesunden Menschenverstand außer Acht. Er dagegen wollte unbedingt fort von hier und dachte überhaupt nicht daran, den Kehrer für glaubwürdig zu halten.
»Warum willst du uns helfen?«, fragte er die kleine Maschine. »Welchen Unterschied bedeutet es für dich, wie wir uns entscheiden?«
Der Kehrer hatte diese Frage offenbar erwartet; sofort erschien ein Bild. Es zeigte den Kehrer, wie er im Labyrinth und in den Tunneln darunter seine Arbeit erledigte. Weitere Bilder folgten, auf denen der Kehrer getreten und geschlagen wurde, und zwar von einer großen und dunklen und Furcht erregenden Gestalt, die in Schatten gehüllt und irgendwie nicht zu erkennen war. Wieder und wieder wurde der Kehrer hochgehoben und gegen die Wand geworfen. Ein ums andere Mal wurde er auf den Rücken gewälzt, und ständig mussten ihm andere Kehrer zu Hilfe kommen. Für die Angriffe schien es keinen Grund zu geben. Sie fanden zufällig und ziellos statt und waren das Resultat fehlgeleiteter oder sinnloser Wut. Verbeult und beschädigt, wie er war, musste der kleine Kehrer zunächst von seinen Gefährten repariert werden, ehe er wieder an seine Arbeit zurückkehren konnte.
Die Bilder verschwanden. Der Kehrer verfiel erneut in Schweigen. Ahren versuchte, seine Zweifel zu beschwichtigen.
Ein geschundener Kehrer? Wurde so lange herumgestoßen und geprügelt, bis er alles tut, um dem ein Ende zu bereiten? Das bedeutete allerdings, der Kehrer müsste zu Gefühlen fähig und in der Lage sein, seine Situation zu begreifen und überdies abzulehnen. In der Regel hatten Maschinen jedoch keine Gefühle, nicht einmal Kriecher. Sie waren eben Maschinen, und damit galten sie per Definition nicht als Menschen.
Diese Maschinen hingegen waren möglicherweise so alt wie die Stadt und was immer darin lebte und gelebt hatte. Es mochte durchaus möglich sein, dass man, ehe die Großen Kriege die Zivilisation zerstört hatten, Maschinen entwickelt hatte, die denken und fühlen konnten.
»Er bittet uns um Hilfe«, warf Ryer Ord Star ein und durchbrach das Schweigen. Niedergeschlagen strich sie sich das lange Silberhaar zurück. »Dafür wird er uns helfen, Walker zu finden. Verstehst du nicht?«
Nicht ganz, dachte Ahren. »Was für eine Hilfe sollen wir ihm denn leisten?«
Ein Bild flammte in der offenen Luke des Kehrers auf. Walker, Ahren und Ryer Ord Star verließen die Ruinen, und der
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