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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregory David Roberts
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wieder da hoch und erschieße diese Frau!«
    Wir lachten, als wir uns zusammen aus dem zerstörten Palace schleppten, und das Lachen blieb bei uns in den folgenden Stunden, in denen wir unsere Wunden säuberten und verarzteten. Didier gab mir ein sauberes Hemd und eine Hose von sich. Ich fand seine Garderobe erstaunlich modisch und farbenfroh für einen Mann, der immer in derselben langweiligen Aufmachung im Leopold’s saß. Er erklärte mir, dass die Meisten dieser eleganten Sachen einstigen Liebhabern gehört hatten, die sie nicht mehr abgeholt hatten, und ich musste an Karla denken, die mir auch Kleidungsstücke ihrer Verflossenen geliehen hatte. Wir lachten noch weiter, als wir später im Leopold’s zusammen aßen und Didier sich über die neuesten Katastrophen in seinem Liebesleben ausließ. Und lachten gerade lauthals, als Vikram Patel mit ausgebreiteten Armen auf uns zugestürmt kam.
    »Lin!«
    »Vikram!«
    Wir fielen uns in die Arme. Dann hielt Vikram mich mit ausgestreckten Armen von sich und betrachtete stirnrunzelnd meine Blessuren.
    »Scheiße, Mann, was ist denn mit dir passiert?«, fragte er. Vikram war noch immer ganz in Schwarz und mit Stilelementen seiner Cowboy-Leidenschaft gekleidet, aber deutlich dezenter als früher, was vermutlich auf Letties Einfluss zurückzuführen war. Der neue Stil stand ihm gut, aber ich fand es doch tröstlich, dass er seinen geliebten alten Hut wie immer an der Kordel im Nacken trug.
    »Du solltest die anderen sehen«, antwortete ich mit einem Seitenblick auf Didier.
    »Weshalb hast du nicht Bescheid gesagt, dass du wieder hier bist, Mann?«
    »Ich bin heute erst zurückgekommen und war ziemlich beschäftigt. Wie geht’s Lettie?«
    »Super, yaar«, antwortete er munter und ließ sich an unserem Tisch nieder. »Sie steigt jetzt in dieses Wahnsinnsgeschäftsprojekt ein, dieses Multi-Media-Ding, mit Karla und ihrem neuen Freund. Das wird sicher spitze.«
    Ich sah Didier an, der beiläufig die Achseln zuckte und Vikram dann mit gebleckten Zähnen aufgebracht anfunkelte.
    »Au Scheiße, Mann!«, rief Vikram bestürzt aus. »Ich dachte, du wüsstest es. Ich dachte, Didier hätte es dir erzählt, yaar.«
    »Karla ist wieder in Bombay«, erklärte Didier nun mit einem strafenden Blick auf Vikram. »Sie hat einen neuen Mann, den sie als ihren Freund bezeichnet. Er heißt Ranjit, möchte aber von allen gern Jeet genannt werden.«
    »Er ist kein übler Kerl«, bemerkte Vikram mit hoffnungsvollem Lächeln.
    »Also wirklich, Vikram!«, zischte Didier entsetzt.
    »Ist schon okay«, beruhigte ich die beiden und lächelte sie an.
    Ich bedeutete dem Kellner mit einem Kopfnicken, dass er eine Runde Drinks bringen sollte. Wir schwiegen, bis die Drinks kamen, dann hoben wir die Gläser, und ich brachte einen Toast aus.
    »Auf Karla!«, sagte ich. »Möge sie zehn Töchter haben, die alle einen reichen Mann heiraten!«
    »Auf Karla!«, echoten die beiden. Wir stießen an und leerten unsere Gläser.
    Wir waren gerade bei unserem dritten Trinkspruch angelangt – ich glaube, wir tranken auf einen Schoßhund –, als Mahmud Melbaaf das fröhliche lärmende Lokal betrat und mich mit einem Blick ansah, der noch immer dort oben war, in Schnee und Eis der Berge des Krieges.
    »Was ist passiert?«, fragte er rasch, als ich zu ihm trat und er meine Verletzungen bemerkte.
    »Nichts«, antwortete ich lächelnd.
    »Wer hat das getan?«, fragte er drängend.
    »Ich hatte etwas Ärger mit den Dienern von Madame Zhou«, erklärte ich, und Mahmud entspannte sich sichtlich. »Warum? Was ist los?«
    »Nasir hat mir gesagt, du bist hier«, flüsterte er. »Ich bin froh, dich zu finden. Nasir sagt, du sollst nirgendwo hingehen. Du sollst nichts tun, ein paar Tage wenigstens. Es gibt jetzt Krieg – zwischen den Gangs. Sie kämpfen um Khaders Macht. Ist ziemlich gefährlich. Halt dich fern von den dundah -Orten.«
    Das Wort dundah, Geschäft, war der Slangausdruck, den wir alle für Khaders Schwarzmarktgeschäfte benutzten.
    »Was ist passiert?«
    »Der Verräter, Ghani, ist tot«, antwortete Mahmud. Seine Stimme klang ruhig, aber sein Blick war stählern und entschlossen. »Die Männer um ihn, seine Männer aus Khaders Gruppe, werden auch sterben.«
    »Ghani?«
»Ja. Hast du Geld, Lin?«
»Jaja«, murmelte ich. Abdul Ghani. Er stammte aus Pakistan. So mus s
    es gewesen sein. Er hatte die Verbindung zum pakistanischen Geheimdienst. Er war der Verräter, natürlich. Er war derjenige, der uns in Karachi

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