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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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werden, und schon gar nicht, daß du wegen einer ernsten Verfehlung verurteilt werden könntest. Jedenfalls stünde dann seine Aussage gegen meine, und ich kann mich natürlich nicht erinnern, daß ich dich irgend etwas gegen sie habe sagen hören.«
    »Nein, ich befürchte nicht, wegen einer solchen Sache verhaftet zu werden«, sagte Elleroth, »aber ich habe dennoch gute Gründe, nicht zu wollen, daß diese Leute meine wahren Ansichten erfahren.«
    »Dann solltest du vorsichtiger sein.«
    »Ja, tatsächlich. Aber du weißt ja, ich bin vorschnell – ein ungestümer Bursche!«
    »Das weiß ich«, meinte Mollo grinsend. »Du hast dich nicht geändert, oder?«
    »Kaum. Ah, jetzt erinnere ich mich, wo wir sind. Dieser Bach ist der Abfluß des Hakensees, der zu dem früheren Tamarriktor hinunterfließt. Wenn wir ihm über diesen recht angenehmen Pfad stromaufwärts folgen, führt er uns zurück zum Pfauentor, wo uns der mürrische Geselle heute morgen hinausließ. Später möchte ich jenseits des Hakensees bis zu den Mauern am Ostabhang des Crandor wandern.«
    »Wozu in aller Welt?«
    »Das sage ich dir später. Sprechen wir noch ein wenig von den alten Zeiten. Ammar-Tiltheh wird sich freuen, wenn sie hört, daß wir beide wieder zusammengetroffen sind. Weißt du: solltest du jemals Kabin verlassen müssen, bist du jederzeit in Sarkid willkommen, so lange du dort bleiben willst.«
    »Kabin verlassen? Das werde ich zumindest in den nächsten ein, zwei Jahren nicht können, aber ich danke dir für deine freundliche Einladung.«
    »Wer weiß, wer weiß. Es hängt alles nur davon ab, was man – äh – gewissermaßen ertragen kann. Wie gerade der Rauch hochsteigt; und auch die Mauersegler fliegen hoch. Vielleicht werden wir bei unserem Aufenthalt besseres Wetter haben, als ich zu hoffen wagte.«
     

26. Der König von Bekla
     
    Die nackte Halle, als Speiseraum für die gewöhnlichen Soldaten gebaut, war düster und schlecht gelüftet, denn die einzigen Fenster befanden sich, da der Raum hauptsächlich zum Gebrauch abends und nach Einbruch der Nacht bestimmt gewesen war, knapp unter dem Dach. Er war rechtwinklig und bildete den Mittelteil des Kasernengebäudes; rund um seine vier Arkaden führte ein Wandelgang, von dem die Lagerräume und Waffenkammern, Hafträume, Waschräume, das Hospital, Unterkünfte und so fort abzweigten. Fast alle Arkadenöffnungen waren von den Ortelganern vor beinahe vier Jahren durch Ziegelwände verschlossen worden, und die rohen, unbeworfenen Ziegel zwischen den Steinsäulen erhöhten nicht nur die Häßlichkeit der Halle, sondern vermittelten auch jene Atmosphäre des Widersinns, wenn nicht gar des Mißbrauchs, die ein Gebäude erfüllt, das ungeschickt für einen ursprünglich nicht beabsichtigten Zweck umgestaltet wurde. Quer durch die Mitte der Halle war jede zweite Fliese aus dem Boden gestemmt und durch Mörtel ersetzt worden, in den man eine Reihe schwerer Eisenstangen, mit einem schmalen Eingang an einem Ende, eingesetzt hatte. Die Stangen waren lang – doppelt mannshoch – und oben gebogen, sie endeten in abwärts gerichteten Spitzen. Die Verbindungsstangen, von denen es drei Reihen gab, überlappten einander und waren mit Ketten an Ringbolzen befestigt, die da und dort in den Wänden und im Fußboden eingelassen waren. Niemand kannte die wirkliche Kraft Shardiks, aber Balthis hatte Zeit und die gesamten Hilfsmittel von Gelt zur Verfügung und war somit gründlich gewesen.
    An dem einen Ende der Halle war die mittlere Arkadenlücke offengelassen, und es war zu ihren beiden Seiten in rechtem Winkel je eine Wand errichtet worden, die den dahinterliegenden Wandelgang abschloß. Diese Wände bildeten einen kurzen Durchgang zwischen der Halle und einem in die Außenmauer eingelassenen Eisentor. Von dem Tor führte eine Rampe in die Felsenhöhle.



Zwischen dem Tor und den Stangen war der Fußboden der Halle dicht mit Stroh bedeckt, und die Luft durchdrang ein Stallgeruch nach Tiermist und -urin. Shardik blieb schon seit einigen Tagen im Haus; er war teilnahmslos und hatte wenig gefressen, war aber dann und wann aufgestanden und da und dort umhergewandert, als reize ihn ein Schmerz und als suche er einen Feind, an dem er sich dafür rächen könnte. Kelderek beobachtete ihn aus der Nähe und betete mit den gleichen Worten, die er vor mehr als fünf Jahren im dunklen Wald gebraucht hatte: »Ruhig, Herr Shardik. Schlafe, Shardik, unser Herr. Deine Kraft ist von Gott. Nichts kann dir Leid

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