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Shardik

Titel: Shardik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Adams
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zufügen.«
    In dem stinkenden Dämmerlicht wachte er, der Priesterkönig, über den Bären und wartete auf die Nachricht, daß Ged-la-Dan in die Stadt gekommen sei. Die Ratssitzung würde ohne Ged-la-Dan nicht beginnen, denn die Provinzdelegierten waren vor allem versammelt worden, um die ortelganischen Generäle hinsichtlich der Beistellung von Truppen, Geld und sonstigen, für den Sommerfeldzug erforderlichen Versorgungsgütern zu befriedigen, und dann, um ihnen über die ortelganischen Pläne für die Niederwerfung des Feindes soviel mitzuteilen, wie für sie als richtig befunden wurde. Von diesen Plänen wußte Kelderek selbst noch nichts, obgleich sie zweifellos von Zelda und Ged-la-Dan mit Hilfe einiger Unteranführer bereits ausgearbeitet worden waren. Jedenfalls würden die Generäle vor Beginn der Ratssitzung und sicherlich bevor irgendein Schritt zur Ausführung der Pläne unternommen würde, sein Einverständnis in Shardiks, ihres Herrn, Namen suchen; und er könnte, wenn er es wünschte, für alles, was ihm in seinem Gebet und seiner Überlegung vielleicht mißfiel oder Zweifel hervorrief, in Shardiks Namen eine Änderung verlangen.
    Seit dem Tag, an dem Shardik die beklanischen Kommandeure niedergeschlagen hatte und in den nächtlichen Regen der Vorberge verschwunden war, hatte sich Keldereks Autorität und Einfluß in einem Maß gesteigert, das Ta-Kominion niemals erreicht hätte. In den Augen des Heeres war eindeutig er es, der das Wunder des Sieges vollbracht, er, der als erster Shardiks Willen erraten und ihn dann gehorsam befolgt hatte. Balthis und seine Leute erzählten überall von seiner scheinbaren Tollheit, da er auf dem Bau des Käfigs bestanden hatte, und von der Zielstrebigkeit, mit der er den verzweifelten Marsch über die Berge angeführt hatte, den weniger als die Hälfte der Männer, die ihn begannen, beendet hatten. Die Zerstörung des Tamarriktores hätte gegen einen Anführer wie Santil-ke-Erketlis kaum ausgeführt werden können ohne den fanatischen Glauben jedes einzelnen Ortelganers, daß Shardik, in mystischer Verbindung mit Kelderek, unsichtbar anwesend sei, den Angriff führe und ungesehen die Herzen und Waffen Beklas treffe. Kelderek selbst wußte und zweifelte nicht daran, daß er und kein anderer Shardiks Auserwählter war, dessen Bestimmung es war, ihn in die Stadt seines Volkes zu bringen. Er hatte aus eigenem Ermessen Sheldra und den anderen Mädchen befohlen, mit ihm auszuziehen, sobald der Frühling käme, um Shardik zu suchen, bis sie ihn fänden. Die ortelganischen Barone, die seine Autorität nicht in Frage stellten, widersetzten sich heftig dem Gedanken an einen Abgang seiner magischen Gegenwart aus der Stadt, solange Santil-ke-Erketlis unbesiegt in der Zitadelle auf dem Crandor verblieb; und Kelderek überwand, ungeduldig über die Verzögerung bei Wiederkehr des warmen Wetters, seinen persönlichen Abscheu vor den Methoden, mit denen Zelda und Ged-la-Dan den beklanischen General zum Verlassen seiner Hochburg zwangen. Ein solcher Abscheu mochte zwar, wie er meinte, bei dem schlichten Mann ganz natürlich sein, der er einstmals gewesen war, aber völlig unpassend war er für einen König, dessen Mißachtung und Erbarmungslosigkeit gegenüber dem Feind eine Notwendigkeit für sein eigenes Volk darstellte, denn wie sonst sollten Kriege gewonnen werden? Jedenfalls lag die Sache unterhalb der Sphäre seiner Autorität, denn er war ein magischer und religiöser König, der sich mit der Wahrnehmung und Interpretation des göttlichen Willens befaßte; und mit Ged-la-Dans Entscheidung, gegenüber der Zitadelle einen Galgen aufzustellen und täglich zwei Kinder zu hängen, bis Santil-ke-Erketlis sich entschlösse abzuziehen, hatte gewiß keine religiöse Frage etwas zu schaffen. Erst als Ged-la-Dan ihn aufforderte, er solle jeder Hinrichtung in Shardiks Namen beiwohnen, hatte er seinem eigenen Willen in der Sache Ausdruck gegeben, indem er kurz antwortete, er, nicht aber Ged-la-Dan, sei von Gott bestimmt worden, um zu entscheiden, wo und bei welchen Gelegenheiten seine Gegenwart und die Offenbarung der ihm durch Shardik übertragenen Macht erforderlich sei. Ged-la-Dan, der diese Macht insgeheim fürchtete, sagte nichts weiter, und Kelderek seinerseits machte sich das, was geschehen war, ohne daß er dabeisein mußte, zunutze. Nach einigen Tagen war der beklanische General bereit, nach Süden abzuziehen, wodurch Kelderek freie Hand bekam, Shardik in den Bergen westlich von

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