Sharon: die Frau, die zweimal starb
hatten. Als sie starb, war sie immer noch als seine Assistentin eingetragen. Sie kam ihm zu Ehren auf die Party, Milo. Ich habe sie streiten sehen - mit dem älteren Mann, von dem ich dir erzählt habe. Aber ich habe keine Ahnung, wer er ist.«
»Was noch?«, fragte er.
»Es sind noch mehrere andere Faktoren zu berücksichtigen: Belding, Linda Lanier, der erpresste Arzt, wer es auch sein mag. Und Shirlee, der fehlende Zwilling - ich habe Olivia Brickerman angerufen, hab versucht, mir Zugang zur Krankenhauskartei zu verschaffen. Der Computer war zusammengebrochen. Ich hoffe, dass bald etwas kommt.«
»Warum bist du so scharf hinter ihr her? Selbst wenn du Glück haben und sie finden solltest - sprechen kannst du doch nicht mit ihr.«
»Vielleicht kann ich jemanden finden, der sie kennt - der sie beide kannte. Ich glaube nicht, dass wir Sharon verstehen werden, ohne dass wir mehr über Shirlee wissen, über das Verhältnis zwischen ihnen beiden. Sharon sah in Shirlee mehr als eine Schwester - sie waren psychologische Partner, Hälften eines Ganzen. Zwillinge können Identitätsprobleme entwickeln. Sharon hat sich dieses Thema - oder etwas Ähnliches - für ihre Dissertation ausgesucht. Zehn zu eins, dass sie über sich selbst schrieb.«
Das gab ihm eine Pause.
»Häng deine schmutzige Wäsche raus, und du kriegst dafür’n Doktor? Das gilt als koscher?«
»Überhaupt nicht. Aber sie hat es geschafft, um viele Dinge herumzukommen.«
»Nun«, sagte er. »Dann suche du weiter nach deinem Zwilling. Erwarte nur nicht zu viel.«
»Und du?«, fragte ich.
»Ich habe noch eineinhalb Tage, bis Trapp mir einen neuen Bombenauftrag gibt. Da es sich um ein fünfunddreißig Jahre altes Thema handelt, kann er uns vielleicht über diese Sache aufklären. Weil er das damals miterlebt hat. Problem: Er ist unberechenbar, und wir sind nicht gerade seine Freunde.«
Er stand auf, schlug sich auf den Schenkel. »Was soll’s, zum Teufel, ich versuch’s, ruf dich morgen an. Lies inzwischen fleißig diese Bücher und Zeitschriften. Onkel Milo macht mit dir ein Pop-Quiz, wenn du’s am wenigstens erwartest.«
22
Ich verbrachte den Rest des Tages mit dem Studium der Biografie von Leland Belding und begann da, wo ich aufgehört hatte, mit der Einstellung der Senatshearings.
Sofort auf den erwähnten Tadel hin warf sich der Milliardär aufs Filmgeschäft, nannte sein Studio nun Magnafilm, schrieb Drehbücher, führte Regie und produzierte eine Reihe von Schlachtsagas - kantige, individualistische Helden meutern gegen das Establishment und bleiben schließlich Sieger. Die Kritik nannte sie mechanisch und fade. Das Publikum blieb weg.
1949 kaufte er einen Branchendienst in Hollywood, feuerte den Filmkritiker und setzte seinen eigenen Jasager ein, kaufte eine Reihe von Kinos und füllte sie mit seinem Produkt. Weitere Verluste. 1950 zog er sich mehr denn je zurück, und ich fand ihn in den nächsten beiden Jahren nur zwei Mal erwähnt: Magnas Patentantrag auf einen aluminiumverstärkten Hüftgürtel, der Fettpolster wegdrückte, aber das Wackeln verstärkte. Das Gerät kam als Magna-Korsar auf den Markt. Die amerikanischen Hausfrauen wollten ihn nicht.
Ende 1952 tauchte er wieder auf, plötzlich ein neuer Mensch - ein öffentlicher Leland Belding, der Premieren und Partys besuchte, Starlets zu Ciro begleitete, in den Trocadero, den Mocambo. Der eine neue Reihe von Filmen produzierte - seichte Komödien, schwer beladen mit Doppelsinnigkeiten.
Er zog von seiner »kargen« Wohnung im Magna-Firmenzentrum um zu einem Grundstück in Bel Air. Baute sich den stärksten Privatjet der Welt, gepolstert mit Leopardenfell und getäfelt mit antikem Walnussholz aus einem alten französischen Schloss, das er bis auf den Grund abreißen ließ.
Er kaufte lastwagenweise alte Meister, überbot den Vatikan bei religiösen, aus Palästina geplünderten Schätzen. Riss Rennpferde, Jockeys, Trainer, einen ganzen Rennplatz an sich. Ein Baseballteam. Einen ganzen Personenzug, den er in eine rollende Partywohnung verwandelte. Er erwarb eine Flotte maßgeschneiderter Wagen: Duesies, Cords, Packards und Rolls-Royces. Die drei größten Brillanten der Welt, Auktionshäuser voll antiker Möbel, mehr Casinos in Vegas und Reno, eine Sammlung von Wohnsitzen von Kalifornien bis New York.
Zum ersten Mal in seinem Leben begann er etwas für wohltätige Zwecke zu spenden - riesige Beträge, demonstrativ für Krankenhäuser und wissenschaftliche Forschungsstätten,
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