Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
meiste Zeit in der Stadt im teuersten Bordell verbrachten, hatte Sharpe sie noch nicht kennen gelernt.
    Er kletterte vorsichtig auf die Stute, dann trieb er sie mit den Hacken an und hielt sich an der Pferdemähne fest, als er Gudins Wallach durch das Tor folgte.
    »Die Briten greifen ein Waldstück nördlich von Sultanpetah an«, erklärte der Colonel, als er sein Pferd durch den Torweg trieb.
    Sharpe konnte den entfernten Kampflärm hören. Musketen krachten, und Raketen explodierten dumpf mit rötlichen Lichtblitzen westlich der Stadt.
    In den ersten Häusern der Stadt waren Lampen angezündet worden und Leuchtfackeln im Maisur-Torweg, durch den ein Strom von Männern eilte. Einige waren Infanteristen, andere trugen Raketen. Gudin bellte sie an, Platz zu machen, und zwang mit seinem Wallach die langsameren Raketenwerfer zur Seite, und dann, als sie das Tor passiert hatten, lenkte er seinen Wallach nach Westen.
    Sharpe folgte ihm, mehr darauf bedacht, sich auf der Stute zu halten, als der Hektik ringsum Beachtung zu schenken. Gerade außerhalb des Tors führte eine schmale Brücke über den Südlichen Kaveri, und Gudin rief ihren Wachen zu, den Weg frei zu machen.
    Raketenwerfer drückten sich gegen die Balustraden, als Gudin und Sharpe an den kleinen Befestigungsanlagen vorbei und dann über den seichten Fluss ritten. Auf der anderen Seite ritten sie in gestrecktem Galopp über einen schlammigen Streifen Gras, dann platschten sie durch einen weiteren kleinen Arm des Flusses.
    Sharpe klammerte sich an den Hals der Stute, als sie aus dem Flüsschen die Böschung hinaufpreschten. Raketen erhellten den Himmel voraus, an dem immer noch die letzten Strahlen der unsichtbaren Sonne schimmerten.
    »Ihre Freunde versuchen, den tope zu säubern«, erklärte Gudin und wies auf das dichte Waldstück, das sich schwarz vor dem östlichen Horizont abhob. Er ritt langsamer, denn jetzt überquerten sie unebenen Boden, und der Colonel wollte vermeiden, dass sich das Pferd ein Bein brach. »Ich will, dass Sie sie verwirren.«
    »Ich, Sir?« Sharpe rutschte fast aus dem Sattel, klammerte sich am Sattelhorn fest und schaffte es, sich wieder aufrecht zu setzen. Er hörte das Krachen von Musketen und sah voraus überall in der Dunkelheit die kleinen Mündungsflammen aufblitzen. Es hatte für ihn den Anschein, als finde ein größerer Angriff statt, besonders, als in der Ferne ein britisches Feldgeschütz donnerte und die Mündungsflamme kurz die Dunkelheit erhellte.
    »Rufen Sie ihnen Befehle zu, Sharpe«, sagte Gudin, als das Donnern des fernen Geschützes verhallt war. »Verwirren Sie sie!«
    »Das könnte Lawford besser, Sir!«, sagte Sharpe. »Er hat eine Stimme wie ein Offizier.«
    »Dann werden Sie wie ein Sergeant klingen müssen«, sagte Gudin. »Und wenn Sie es richtig machen, Sharpe, dann befördere ich Sie zum Corporal.«
    »Danke, Sir.«
    Gudin hatte seinen Wallach zum Schritt versammelt, als sie sich dem Wald näherten. Es war jetzt zu dunkel zum Traben, und es bestand die Gefahr, dass sie vom Weg abirren konnten.
    Im Norden von Sharpe aus, wo das Feldgeschütz gefeuert hatte, war das Musketenschießen gleichmäßig, was darauf schließen ließ, dass die britischen Soldaten oder die Sepoys ruhig ihre Ziele anvisierten, doch in dem Waldstück schien nur Verwirrung zu herrschen. Musketen krachten unregelmäßig, Raketen landeten mit Feuerstrahlen zwischen den Zweigen und Rauch stieg aus kleinen Feuern auf. Sharpe hörte Männer rufen, entweder in Furcht oder in Triumph.
    »Ich hätte nichts gegen eine Waffe, Sir«, sagte Sharpe zu Gudin.
    »Sie brauchen keine. Wir sind nicht hier, um zu kämpfen, sondern nur, um sie durcheinander zu bringen. Deshalb bin ich zu Ihnen gekommen. Sitzen Sie hier ab.«
    Der Colonel band die Zügel beider Pferde an einen verlassenen Handkarren, der benutzt worden sein musste, um weitere Raketen hierher zu transportieren.
    Die beiden Männer waren jetzt hundert Yards vom tope entfernt, und Sharpe konnte Offiziere Befehle rufen hören.
    Es war schwierig zu sagen, wer die Kommandos gab, denn die Armee Tippus benutzte englische Wörter für Befehle, doch als Gudin und Sharpe näher zum Kampf eilten, wusste Sharpe, dass es indische Stimmen waren, die die Kommandos zum Feuern, Vorrücken und Töten gaben. Welche britischen oder indischen Soldaten auch versuchten, das Waldstück zu erobern, sie waren offenbar in Schwierigkeiten, und es war Gudins Einfall gewesen, sich den ersten Engländer zu schnappen,

Weitere Kostenlose Bücher