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Sharpes Feuerprobe

Titel: Sharpes Feuerprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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den er in der Kaserne finden konnte, um von ihm noch mehr Verwirrung bei den Angreifern stiften zu lassen.
    Gudin zog eine Pistole.
    »Sergeant Rothière!«, rief er.
    » Mon Colonel .« Der große Sergeant tauchte aus der Dunkelheit auf. Er bedachte Sharpe mit einem misstrauischen Blick und spannte dann seine Muskete.
    »Lasst uns Spaß haben«, sagte Gudin auf Englisch.
    »Aye, Sir«, erwiderte Sharpe und fragte sich, was, zum Teufel, er tun sollte. Er nahm an, dass es in der Dunkelheit kein Problem sein würde, dem Colonel und Rothière heimlich zu entkommen und sich den belagerten Angreifern anzuschließen, aber was würde dann aus Lieutenant Lawford werden? Sharpe sagte sich, dass der Trick darin bestehen würde, es so aussehen zu lassen, dass er zufällig von den Briten gefangen genommen wurde. Das würde die Sache für Lawford aussichtslos machen. Sharpe wusste aber auch, dass es seine vorrangige Pflicht war, McCandless’ Warnung an General Harris zu übermitteln, und er wusste, dass er vielleicht nie wieder eine andere so gute Möglichkeit finden würde wie diese, die Gudin ihm wie ein unerwartetes Geschenk in den Schoß gelegt hatte.
    Gudin verharrte am Rand des tope . Raketenwerfer feuerten begeistert ihre Geschosse durch die Bäume, wo sie, von Zweigen abgelenkt, durch das Blätterwerk herabstürzten. Tief im Wald krachten Musketen. Verwundete lagen am Rand der Bäume, und nicht weit entfernt schrie ein Mann und rang abwechselnd um Atem.
    »Bis jetzt«, sagte Gudin, »scheinen wir sie zu schlagen. Gehen wir voran.«
    Sharpe folgte den beiden Franzosen. Zu seiner Rechten fiel plötzlich Musketenfeuer, und das Aneinanderklirren von Bajonetten war zu hören. Gudin bog zu dem Geräusch hin ab, doch der Kampf war vorüber, bevor sie dorthin gelangten. Tippus Männer waren einer kleinen Gruppe Rotröcke begegnet, hatten einen getötet und die anderen tiefer in den Wald getrieben.
    Gudin sah die Leiche des Rotrocks im schnell ersterbenden Licht einer Raketenhülle und kniete sich neben den Gefallenen. Der Colonel nahm seine Zunderbüchse, rieb einen Funken und zündete das Leinenstück in der Büchse an. Dann hielt er die winzige Flamme über die Brust des Rotrocks. Der Mann war noch nicht ganz tot, sondern bewusstlos. Blut sickerte langsam aus seinem Mund, und seine Augen waren geschlossen.
    »Erkennen Sie die Uniform?«, fragte Gudin Sharpe.
    »Verdammt noch mal!«, entfuhr es Sharpe. »Verzeihen Sie mir, Sir«, fügte er hinzu und bewegte dann sanft Gudins Hand vom Gesicht des sterbenden Mannes weg. Blut strömte jetzt aus dem Mund des Mannes und tränkte sein gepudertes Haar. Trotzdem konnte Sharpe ihn erkennen. Es war Jed Mallinson, der für gewöhnlich im hintersten Glied von Sharpes Reihe stand. »Ich kenne die Uniform und den Mann, Sir«, sagte Sharpe. »Er ist vom 33. Regiment, von meinem alten Bataillon. Aus West Riding, Yorkshire.«
    »Gut.« Gudin ließ die Zunderbüchse zuschnappen, löschte die kleine flackernde Flamme. »Und es macht Ihnen nichts aus, sie in Verwirrung zu versetzen?«
    »Deshalb bin ich hier«, sagte Sharpe mit gespielter Blutdürstigkeit.
    »Ich glaube, die britische Armee hat mit Ihnen einen guten Mann verloren, Sharpe«, sagte Gudin, richtete sich auf und führte Sharpe tiefer zwischen die Bäume. »Wenn Sie nicht in Indien bleiben wollen, sollten Sie vielleicht überlegen, ob Sie mit mir in meine Heimat kommen wollen.«
    »Nach Frankreich, Sir?«
    Gudin lächelte über Sharpes überraschten Tonfall. »Es ist nicht das Land des Teufels, Sharpe. Im Gegenteil, ich nehme an, dass es der gesegnetste Platz auf Gottes Erde ist, und in der französischen Armee kann ein guter Mann sehr leicht in den Offiziersrang aufsteigen.«
    »Ich, Sir? Ein Offizier?« Sharpe lachte. »Das wäre, als würde man ein Maultier zu einem Rennpferd machen.«
    »Sie unterschätzen sich.« Gudin lauschte. Zur Rechten waren Schritte zu hören, und von links drang plötzlich Musketenfeuer durch die Nacht. Der Musketenbeschuss zog ein aufgeregtes Davonhasten der Infanteristen Tippus nach sich, die zwischen den Bäumen tappten. Sergeant Rothière bellte sie in einer Mischung aus Französisch und Kanarese an, und seine plötzliche Autorität beruhigte die Männer, die sich um Colonel Gudin versammelten.
    Gudin grinste wölfisch. »Mal sehen, ob Sie Ihre alten Kameraden irreführen können, Sharpe. Rufen Sie Ihnen zu, in diese Richtung zu kommen.«
    »Vorwärts!«, brüllte Sharpe gehorsam zu den dunklen Bäumen

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