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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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viel größer als ein Kleiderschrank, und das wiesen sie Vicente zu, weil er Offizier war. Harper hingegen ging in die Küche, wo er sich aus den Vorhängen, ein paar Decken und seinem grünen Rock ein Bett bereitete. Joana folgte ihm, und die Küchentür wurde fest hinter ihr geschlossen. Sarah ließ sich in einen alten, kaputten Sessel fallen, aus dessen Polster Knäuel von Rosshaar herausquollen. »Ich bleibe mit dir wach«, sagte sie zu Sharpe, und im nächsten Augenblick war sie auch schon eingeschlafen. Sharpe lud sein Gewehr. Er wagte nicht, sich hinzusetzen, weil er wusste, er würde nie und nimmer wach bleiben können, also stellte er sich in den Eingang, das geladene Gewehr an der Seite, und lauschte auf die Schreie aus der Ferne. Er sah die gewaltigen Rauchschwaden, die den wolkenlosen Himmel bedeckten, und wusste, er hatte seine Pflicht getan.
    Alles, was er jetzt noch zu tun hatte, war, zur Armee zurückzukehren.

KAPITEL 10
    Ferragus und sein Bruder kehrten zum Haus des Majors zurück, dem die Plünderungen, die der Rest der Stadt erlitten hatte, erspart geblieben waren. Ein Trupp Dragoner von derselben Schwadron, die zum Schutz des Lagerhauses herbeigeritten war, hatte sich vor dem Haus postiert, und diese Posten wurden jetzt von einem Dutzend Männer abgelöst, die Oberst Barreto geschickt hatte. Jener hatte vor, sich, sobald sein Tagwerk getan war, selbst in dem Haus einzuquartieren. Miguel und fünf weitere von Ferragus’ Männern befanden sich in dem Haus, wo sie vor der Aufmerksamkeit der Franzosen sicher waren, und es war Miguel, der die Jubelfeier der Brüder unterbrach.
    Ferragus hatte gerade eine dritte Flasche Wein geöffnet. Er hörte sich an, was Miguel zu sagen hatte, trug die Flasche zum Fenster und spähte den Hang hinauf. Er sah, wie sich der Rauch ballte, zuckte jedoch mit den Schultern. »Da stehen ja ein Dutzend Gebäude, von denen das kommen kann«, bemerkte er wegwerfend.
    »Es ist das Lagerhaus«, beharrte Miguel. »Ich bin aufs Dach gestiegen. Ich habe es gesehen.«
    »Und?« Ferragus prostete mit der Flasche in den Raum. »Wir haben es ja nun verkauft. Die Franzosen haben den Verlust, nicht wir.«
    Major Ferreira ging zum Fenster und starrte hinaus in den Rauch. Dann bekreuzigte er sich. »Die Franzosen werden es nicht so sehen«, sagte er leise, dann nahm er seinem Bruder die Flasche ab.
    »Sie haben uns bezahlt«, sagte Ferragus und wollte wieder nach der Flasche greifen.
    Ferreira stellte den Wein außerhalb der Reichweite seines Bruders ab. »Die Franzosen werden glauben, wir hätten ihnen die Lebensmittel verkauft und sie dann vernichtet«, sagte er. Der Major blickte über die Straße, die den Hügel hinunterführte, als erwarte er jeden Augenblick, dass sie sich mit Franzosen füllte. »Sie werden ihr Geld zurückverlangen.«
    »Jesus«, stieß Ferragus hervor. Sein Bruder hatte recht. Sein Blick fiel auf das Geld: vier Satteltaschen, gefüllt mit französischem Gold. »Jesus«, sagte er noch einmal, als seinem vom Wein vernebelten Hirn klar wurde, was für Folgen das brennende Gebäude nach sich ziehen könnte.
    »Es ist Zeit, aufzubrechen.« Der Major übernahm entschlossen die Initiative.
    »Aufzubrechen?«, fragte Ferragus noch immer verwirrt.
    »Sie werden hinter uns her sein«, beharrte der Major. »Im besten Fall verlangen sie lediglich ihr Geld zurück, im schlimmsten werden sie uns erschießen. Großer Gott, Luis. Zuerst verlieren wir das Mehl in der Kapelle und jetzt das! Meinst du wirklich, sie glauben uns, dass wir das nicht getan haben? Lass uns gehen! Jetzt gleich!«
    »In den Hof«, wies Ferragus Miguel an.
    »Wir können nicht reiten«, protestierte Ferreira. Die Franzosen konfiszierten jedes Pferd, das ihnen unter die Augen kam, und Ferreiras Kontakte zu Oberst Barreto und seinen Franzosen würden ihm nicht das Geringste nützen, wenn die Franzosen ihn auf dem Pferderücken erwischten. »Wir müssen uns verstecken«, beharrte er. »Wir halten uns in der Stadt verborgen, bis wir sie gefahrlos verlassen können.«
    Ferragus, sein Bruder und die sechs Männer nahmen die wertvollsten Besitztümer aus dem Haus mit sich. Sie trugen das Gold, das ihnen von den Franzosen gerade erst bezahlt worden war, etwas Geld, das Major Ferreira in seinem Arbeitszimmer versteckt hatte, und einen Sack voll Silbergeschirr. All das schleppten sie eine Gasse hinter den Stallungen hinauf, durch eine zweite Gasse und in eines der zahlreichen verlassenen Häuser, das von den

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