Sharpes Flucht
ostwärts davongetragen wurde. Die Granate ließ von ihrer brennenden Zündschnur eine kleine Spur Pulverrauch zurück, während sie im Bogen niederging und ein paar Schritte hinter den französischen Reitern explodierte. Eines der Pferde geriet in Panik und stürmte den Weg zurück, den es gekommen war, doch die anderen schienen unbeeindruckt. Ihre Reiter nahmen ihre Ferngläser heraus und starrten zu den Feinden über ihren Köpfen hinauf.
Zwei weitere Kanonen wurden abgefeuert. Ihr Echo schallte von den Hügeln im Osten zurück. Bei einer handelte es sich offensichtlich um eine Haubitze, denn der Rauch ihrer brennenden Zündschnur fuhr hoch in den Himmel, bevor er den Franzosen entgegenstürzte. Dieses Mal wurde ein Pferd zur Seite geschleudert und hinterließ eine Blutspur auf dem ausgetrockneten, farblosen Heidekraut. Sharpe beobachtete die Szene durch sein Fernglas und entdeckte den aus dem Sattel geworfenen, aber dem Augenschein nach unverletzten Franzosen, der sich auf die Füße rappelte. Er klopfte sich den Staub ab, zog eine Pistole und erlöste sein zuckendes Pferd von seinen Leiden. Dann kämpfte er darum, den teuren Sattel unter dem Kadaver hervorzuziehen.
Weitere Franzosen, einige zu Pferd und andere zu Fuß, erreichten den Vorsprung. Es schien Wahnsinn, sich genau an den Ort zu begeben, den die Kanonen im Visier hatten, aber Dutzende von Franzosen wateten durch den Fluss und stiegen dann den niedrigen Hügel hinauf, um zu den Briten und Portugiesen nach oben zu starren. Das Kanonenfeuer wurde fortgesetzt. Es handelte sich nicht um das Stakkato eines Beschusses in der Schlacht, sondern um vereinzelte Schüsse, wobei die Kanoniere mit verschiedenen Pulverladungen und Zündschnurlängen experimentierten. Nahm man zu viel Pulver, konnte das Geschoss über den Vorsprung hinwegfegen und irgendwo oberhalb des Flusses explodieren. War hingegen die Zündschnur zu lang geschnitten, würde die Granate zu kurz landen, nachfedern und mit noch rauchender Zündschnur zum Stillstand kommen, sodass die Franzosen Zeit hatten, aus dem Weg zu springen, ehe die Granate explodierte. Jede Detonation erfolgte mit einem Ausstoß von schmutzigem Rauch, verblüffend klein zwar, aber Sharpe konnte nicht sehen, wie die tödlichen Splitter der explodierten Granate nach jedem Schuss davonzischten.
Weitere französische Männer oder Pferde wurden nicht getroffen. Sie hatten sich in großen Abständen verteilt, und die Granaten gingen hartnäckig in den Lücken zwischen den kleinen Gruppen von Männern nieder, die so sorglos wie Leute auf einem Spaziergang durch den Park wirkten. Sie starrten zur Anhöhe hinauf und versuchten auszumachen, wo die Verteidigungslinien am dichtesten standen, auch wenn es offensichtlich war, dass die Stellen, an denen sich die beiden Straßen trafen, wohl auch die Stellen waren, die verteidigt werden mussten. Ein weiterer Trupp Kavalleristen, einige in grünen Röcken und einige in Himmelblau, platschte durch den Fluss und stürmte den niedrigeren Hügel hinauf. Die Sonne spiegelte sich glitzernd auf Messinghelmen, polierten Säbelscheiden, Steigbügeln und Kandarenketten. Es war, stellte Sharpe fest, als würden die Franzosen mit dem sporadischen Granatenfeuer Katz und Maus spielen. Er sah, wie eine Granate nahe bei einer Gruppe von Infanteristen explodierte, aber als sich der Rauch legte, standen sie alle noch aufrecht, und obwohl sie so weit entfernt waren, kam es ihm vor, als lachten sie. Sie waren zuversichtlich, stellte er fest, hielten ihre Truppen zweifellos für die besten der Welt, und dass sie den Beschuss überlebten, überschüttete die Verteidiger oben auf dem Hügelkamm mit Spott.
Der Spott wurde offenbar zu weit getrieben, denn ein Bataillon der braun gewandeten portugiesischen Leichten Infanterie tauchte auf dem Hügelkamm auf und stieß, in eine doppelte Gefechtsreihe aufgeteilt, hinunter auf den Vorsprung vor. Stetig bewegten sie sich in zwei aufgelösten Linien hügelabwärts, die eine etwa fünfzig Schritte hinter der anderen und beide weit auseinandergezogen. So demonstrierten sie, wie Plänkler in die Schlacht marschierten. Die meisten Truppen kämpften Schulter an Schulter, aber Plänkler wie Sharpe gingen ihrer Linie voran und versuchten auf dem zum Töten geeigneten Boden zwischen den beiden Heeren die Plänkler des Gegners abzufangen und dann die Offiziere direkt dahinter niederzumachen, damit der Feind bereits ohne Führer war, wenn die beiden Heere – Linien gegen massive
Weitere Kostenlose Bücher