Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
ich.«
    »Stecken Sie’s in die Kompaniekasse.«
    »Falls wir überhaupt je irgendwelchen Sold bekommen«, sagte Clayton finster. In die Kompaniekasse wanderte herrenloses Geld. Nicht dass es viel herrenloses Geld gegeben hätte, aber der ausstehende Sold der Toten wurde dort eingezahlt, und hin und wieder wurde dafür Brandy gekauft, oder die Frauen der Kompanie wurden dafür bezahlt, dass sie die Wäsche erledigten. Einige dieser Frauen waren auf den Kamm des Hügels gekommen, und gemeinsam mit Horden von Zivilisten schauten sie hinab auf die Franzosen. Die Zivilisten waren alle angewiesen worden, sich nach Süden zu begeben, um sich auf dem Land rund um Lissabon, das von den Linien von Torres Vedras verteidigt wurde, in Sicherheit zu bringen. Zweifellos hatten sich jedoch viele diesen Befehlen widersetzt, denn eine Menge Portugiesen bestaunten jetzt die aufmarschierte Armee. Einige der Zuschauer hatten Brot, Käse und Wein mitgebracht. In Gruppen saßen sie beieinander, aßen, redeten und zeigten immer wieder auf die Franzosen. Unter ihnen befanden sich ein Dutzend Mönche, die sämtlich barfuß gingen.
    »Wieso tragen die keine Schuhe?«, fragte Clayton.
    »Gott weiß, warum.«
    Missbilligend blickte Clayton einem der Mönche nach, der sich einer kleinen Gruppe zum Essen auf dem Hügelkamm angeschlossen hatte. »Déjeuner á la fourchette«, murmelte er und schnaufte vor Missfallen.
    »Day-jay wie bitte?«, fragte Sharpe.
    »Abendessen mit einer Gabel«, erklärte Clayton. Er war in einem großen Haushalt Lakai gewesen, ehe er sich dem South Essex Regiment angeschlossen hatte, und verfügte über ausgezeichnete Kenntnisse über die seltsamen Gewohnheiten des Adels. »So machen es die Leute von Stand, Sir, wenn sie nicht zu viel Geld ausgeben wollen. Sie verteilen Essbares und Gabeln und lassen das Volk herumstreunen und an den verdammten Blumen schnüffeln. Lauter Geschwätz und Gekicher im Garten.« Er runzelte die Stirn in Richtung der Mönche. »Verdammte Papistenmönche ohne Schuhe«, stieß er hervor. Die Männer in den langen Gewändern waren Brüder des barfüßigen Karmeliterordens. Zwei von ihnen unterzogen eine Neunpfünder-Kanone einer ernsthaften Inspektion. »Und Sie sollten sich in deren verdammten Kloster mal umsehen«, schimpfte Clayton weiter. »Auf dem Altar in einer der Kapellen liegen hölzerne Titten herum.«
    Sharpe sah Clayton mit offenem Mund an. »Liegen was?«
    »Hölzerne Titten, Sir, alle bemalt, damit sie echt aussehen. Die haben Brustwarzen und alles! Ich habe den Rest der Rationen dorthin gebracht, und einer der Wächter hat es mir gezeigt. Ich konnte meinen Augen nicht trauen! Nun ja, man muss bedenken, dass diese Mönche an die echten Sachen ja nicht randürfen, also verschaffen sie sich auf diese Weise Ersatz. Machen wir jetzt das Strafbuch, Sir?«
    »Sehen Sie lieber zu, dass Sie irgendwo Tee auftreiben«, schlug Sharpe vor.
    Er trank seinen Tee auf dem Hügelkamm. Die Franzosen planten für diesen Tag eindeutig keinen Angriff mehr, denn ihre Truppen hatten sich auf die Biwaks rund um die Dörfer verteilt. Ihre Zahl war noch angewachsen, sodass die Ebene dort unten jetzt schwarz von Männern war. Näher bei der Anhöhe scharten sich dagegen Kanoniere in Hemdsärmeln um die gerade erst aufgestellten Geschütze. Die Positionen dieser Geschütze ließen erraten, wo die Franzosen angreifen würden, wenn sie es überhaupt taten, und Sharpe erkannte, dass sich das South Essex Regiment gerade rechts von einem Angriff befinden würde, der gegen den steinigen südlichen Weg gerichtet war. Dieser Weg war kurz vor dem Gipfel mit gefällten Baumstämmen verbarrikadiert worden – vermutlich um die Franzosen daran zu hindern, ihre Artillerie zum Kamm hinaufzuschleppen. Weitere französische Geschütze standen geballt in der Nähe der Straße am nördlichen Ende der Anhöhe, was vermuten ließ, dass es zwei Angriffe geben würde. Sharpe nahm an, dass sie sich wie alle französischen Angriffe abspielen würden, die er bisher erlebt hatte: Breite Reihen von Männern würden im Takt zahlloser Trommeln vorrücken und hoffen, sie könnten sich wie gigantische Rammböcke ihren Weg durch die englisch-portugiesische Linie bahnen. Diese enormen Reihen waren dazu gedacht, unerfahrene Truppen einzuschüchtern, und Sharpe blickte zur Linken, wo Offiziere eines portugiesischen Bataillons die Feinde beobachteten. Würden sie standhalten? Die portugiesische Armee war während der letzten Monate neu

Weitere Kostenlose Bücher