Sharpes Flucht
still, während die Reiter ihn umzingelten. Der Offizier, dessen Uniform in der Sonne verblichen war, hielt ihm eine Klinge an die Kehle. »Ich habe ein Empfehlungsschreiben«, sagte Ferreira auf Französisch.
»Für wen?« Es war der Offizier, der gesprochen hatte.
»Für Sie«, antwortete Ferreira. »Von Oberst Barreto.«
»Und wer im Namen des Heiligen Jesus ist Oberst Barreto?«
»Ein Adjutant von Marschall Masséna.«
»Zeigen Sie mir den Brief.«
Ferreira zog ein Stück Papier aus der Tasche, entfaltete es und reichte es dem französischen Offizier, der sich aus dem Sattel beugte, um es entgegenzunehmen. Der Brief, der zerknittert und schmutzig war, erklärte jedwedem französischen Offizier, dass er dem Mann, der ihn überbrachte, trauen durfte und ihm alle erdenkliche Hilfe gewähren sollte. Barreto hatte Ferreira das Schreiben ausgestellt, als der Major wegen des Mehls mit ihnen verhandelt hatte, aber jetzt war es von größerem Nutzen. Der Dragoner las es eilig, warf Ferreira einen Blick zu, dann gab er ihm den Brief zurück. »Was wollen Sie also?«
»Oberst Barreto sprechen natürlich«, antwortete Ferreira.
Es dauerte anderthalb Stunden, bis sie das Dorf Moura erreichten, wo sich Neys Männer, die vor der Windmühle oberhalb von Sula gekämpft hatten, ausruhten. Die Ärzte waren im Dorf beschäftigt, und Ferreira musste sein Pferd an einem Haufen abgetrennter Arme und Beine vorbeilenken, die dicht unter einem offenen Fenster lagen. Neben dem Fluss, wo die flachen Steine den Frauen des Dorfes einen Platz zum Wäschewaschen boten, lag jetzt ein Berg von Leichen. Die meisten waren ihrer Uniformen beraubt worden, und ihre weiße Haut war von Blut bedeckt. Ferreira wandte den Blick ab und ritt hinter den Dragonern her zu einem kleinen Hügel, der kurz hinter dem Dorf lag. Dort, im Schatten der Windmühle von Moura, saß Marschall Masséna und verzehrte seine Mahlzeit, die aus Käse, Brot und kaltem Huhn bestand.
Ferreira stieg ab und wartete, während sich der Offizier der Dragoner einen Weg durch die Scharen der Adjutanten bahnte. Während er wartete, blickte der Mann die Anhöhe hinauf und fragte sich, was sich ein General wohl dabei denken mochte, seine Männer eine solche Steigung hinaufzuhetzen.
»Major Ferreira!« Die Stimme klang säuerlich. Ein hochgewachsener Mann in der Uniform eines französischen Obersts der Dragoner näherte sich ihm. »Nennen Sie mir einen Grund, Major«, sagte der Oberst und wies zur Mühle, »weshalb wir Sie nicht dort drüben an die Wand stellen und erschießen sollten?« Der Oberst war zwar gekleidet wie ein Franzose, aber er war Portugiese. Er war Offizier in der alten portugiesischen Armee gewesen, hatte gesehen, wie sein Haus verbrannt und seine Familie von der Ordenança umgebracht wurde, von der portugiesischen Miliz, die sich im Chaos der ersten französischen Invasionen gegen die privilegierten Klassen gewandt hatte. Oberst Barreto hatte sich den Franzosen angeschlossen, nicht weil er Portugal hasste, sondern weil er keine Zukunft für sein Land sah, es sei denn, es befreite sich von Aberglauben und Anarchie. Die Franzosen, so glaubte er, würden Portugal die Segnungen der Modernität bringen, aber nur, wenn die französischen Truppen zu essen bekamen. »Sie haben uns Mehl versprochen«, sagte Barreto wütend. »Und stattdessen wartete die britische Infanterie auf uns.«
»Im Krieg gehen manchmal Dinge schief, Oberst«, sagte Ferreira demütig. »Das Mehl war hier, mein Bruder war hier, und dann traf eine britische Kompanie ein. Ich versuchte, sie ihrer Wege zu schicken, aber sie wollten einfach nicht gehen.« Ferreira wusste, wie schwach sich das anhörte, aber er hatte entsetzliche Angst. Nicht vor den Franzosen, sondern davor, dass ein Offizier auf der Anhöhe ihn durch ein Fernglas sah. Er bezweifelte, dass das geschehen würde. Der Hügelkamm lag ein gutes Stück weit weg, und sein portugiesischer blauer Rock würde auf solche Entfernung einem französischen Rock ziemlich ähnlich sehen, aber er hatte dennoch Angst. Verrat war ein hartes Geschäft.
Barreto schien seine Erklärung zu akzeptieren. »Ich habe die Überreste des Mehls gefunden«, gab er zu. »Aber es ist eine Schande, Major. Diese Armee leidet Hunger. Wissen Sie, was wir in diesem Dorf gefunden haben? Ein halbes Fass mit Zitronen. Wozu, verdammt noch mal, soll das nützen?«
»Coimbra ist voll von Lebensmitteln«, sagte Ferreira.
»Voll von Lebensmitteln, ja?«, fragte Barreto
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